Zeitungsschau

Da ich mich ja, wie erwähnt, als hochgradig aktiver Bild-Leser auszeichne…
Moment kann man das so stehen lassen? Nee, da fehlt was. Die Definition lautet vielmehr “sporadischer Leser des Bild-Blog”. Das ist irgendwie wichtig, denn die heute erst von mir ausgegrabene Meldung der Blöd-”Zeitung” ist zwar nicht mehr ganz druckfrisch, dennoch irgendwie nicht minder empörend. Aus Gründen der Aktualität wäre meine Entscheidung daher beinahe in Richtung “keinen weiteren Kommentar mehr wert” tendiert. Jedoch habe ich soeben mit halben Ohr vernommen, wie sich ein Bild-Heini – jener letzte Wortteil steht für “Keine Ahnung, ob der Mensch nun Redakteur oder “Journalist” oder sonstwas in deren Reihen ist, aber da der erste Wortteil ja sicher eh schon schlimm genug schmerzt, wozu noch entschuldigen?

Zurück zum Geschehen:

Jener BILD-Wieauchimmer diskutierte jedenfalls auf Sport 1 soeben über die bösen Griechen und dass diese wohl etwas “zu überzogen” an die Begegnung mit der Deutschen Nationalmannschaft herangehen. Ja, also “überzogen” ist dann solcherlei offener Bild-”Brief” an das Griechische Volk vor der Wahl am Wochenende eher gar nicht…
In meiner anhaltenden Sprach- & Fassungslosigkeit zu solcherlei Polemik in einem gefühlt eh schon siedend heißem Feuer des Nationalismus, das jene Thematik derzeit so vielerorts aufflammenden lässt, muss ich leider zu einem eklatanten Mittel greifen: dem Eigenzitat. Macht man nicht. Müffelt. Ja, aber in dem Falle fällt mir schlichtweg nichts weiter (jugendfreies) ein als:

Liebe Griechen, also nur weil das Wort “Demokratie” aus eurer Sprache kommt, sollte man das jetzt nicht zu sehr überbewerten. Wir, die Bildredaktion und alle, alle, wirklich alle Deutschen, haben uns ja prinzipiell mit den Rettungspaketen ein gewisses Anrecht erkauft, auf den Ausgang einer freien demokratischen Wahl einzuwirken. Bitte berücksichtigt dies!

- Danke, eure Blöd, die in Sachen Niveaulosigkeit immer wieder ehrgeizig neue Maßstäbe zu setzen gedenkt.

Ich tue Buße für dieses verwerfliche Stilmittel, indem ich ergebenst Raum schaffen möchte für großartige Selbstkritik aus einem anderen umstrittenen Mundwerk:

Nie und nimmer darf man als Linker für Deutschland sein. Das verbietet sich schon deshalb, weil man als Linker nur im Ausnahmefall etwas gut finden darf – Dinge, die irgendwann früher waren (Oktoberrevolution, 68, Karl & Rosa), irgendwo in der Walachei passieren (Castro, Chávez, Obama) oder irgendwann später sein werden (Sozialismus, Kommunismus, saubere Umwelt). Aber niemals darf man etwas gut finden, das im Hier und Heute passiert.
Der Linken gebührt der historische Verdienst, die Nörgelei des kleinen Mannes zur Kritik veredelt zu haben. Kein Wunder, dass die Kombination der Eigenschaften links und deutsch ganze Wissenschaften hervorgebracht hat: die Nörgelei der Politischen Ökonomie (Marx/Engels), die Nörgelnde Theorie (Adorno/Horkheimer) und allerlei kritische Dinge mehr.
Linkssein heißt also Scheißefinden

In diesem Sinne geht der Artikel auch weiter und schließt den Kreis zum Stein des Anstoßes für diesen nun endlich fast endenden Beitrag:

Das Drumherum der Fußball-EM

Darf man nämlich als Linker natürlich auch nich gut finden. Mal ganz abgesehen von der Netzer & Delling freien Berichterstattung, an deren Stelle Nasen wie Mehmet Scholl und besagte BILD-Bürschchen treten. Und schon garnicht sollte man Deutschland gutfinden! Um Fussballgottes Willen! (Um Engels Willen?) Zugegeben damit tue ich mich tatsächlich immermal wieder schwer – ich schwanke zwischen Feuereifer sowohl bei Jubel wie Protest.
Es wäre doch um einiges leichter, wenn ein Hauch der irischen Fankultur hier rüberschwappen würde.

In diesem Sinne: Lebt wohl, liebe Grasgrünen Sänger – ich werde euch vermissen!

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