Regenbogenliteratur

Projekt 52 BücherDie neunte Bücherwoche hat bei mir persönlich zu gewaltigem Hirnquietschen geführt:

Regenbogen

Das ist ja nicht einmal nur ein Thema. Wäre ich ausschweifend, so würde ich nach Farben sortieren und dann darin nochmal nach Symbolik, Kultur-Geschichte und spiritueller Wirkung. Zum Glück hat das Eva Heller bei “Wie Farben wirken” – dem Standardwerk im Regenbogenspektrum bereits erledigt.
Bucherwähnung abgeschlossen.
Artikel zu ende.
Nicht?
Regenbögen in Einzelteilen gülden nicht?
Nun denn, so präsentiere ich die ersten zwei halbwegs literarischen Assoziationen, die mir zum Thema durch den Kopf latschten:

Spinnboden – Das Lesbenarchiv

queen der regenbögenDer erste Gedanke bei Büchern und Regenbögen geht natürlich unweigerlich in Richtung queere, schwul-lesbische oder sonstwie abseits der Heteronormativität gefärbte Literatur. Davon habe ich ein lächerliches Regal zu Hause rumstehen. Doch unweit der heimischen Bücherbestände existiert ein uriger Dachboden, der “die größte Sammlung von Zeugnissen und Spuren lesbischer Existenz europaweit” beherbergt. Hier finden sich interkulturelle Schätze der Frauen- & Lesbenliteratur, seltene Filme (wie die Reportage von Ulrike Meinhoff zur Heimkampagne) Lesungen & Veranstaltungen. Insgesamt eines der geschichtsträchtigsten Stöberstübchen, das bei einem Besuch in Berlin durchaus mal berücksichtigt werden sollte. Kleiner Semikritikpunkt dabei: Ich bin mir nie ganz sicher, wie frei zugänglich die Räumlichkeiten und Veranstaltungen “männlichen” Wesen sind. Das hat nichts mit Ausgrenzung zu tun, sondern ist, sollte wem der Eintritt tatsächlich einmal temporär verwehrt werden, sicher eher Phänomenen wie Rückzugsräumen oder gar auch Übergriffserfahrungen geschuldet. Wie zweifelhaft nun dabei die Sache mit der Geschlechtszuweisung und pauschaler Ausgrenzung betrachtet werden könnte, möchte ich, da ich nicht einmal gesicherte Erkenntnisse über aktuelle Zutrittsbedingungen habe, lieber außen vorlassen.

Regenbogenbrücke

Den Ort und das Gedicht dazu kennt wahrscheinlich jedes Menschenkind, das bereits ein Tier vermisst. Als ich zum ersten Mal davon hörte, fand ich es furchtbar albern und kitschig und überhaupt abgrundtief blöd. Doch ich kam damals gerade mit dem grandiosen Freaky (Hund aller Hunde) sowie mit einer ebenso niederschmetternden wie plötzlichen Diagnose vom Tierarzt: “Darmkrebs – maximal eine Woche noch” wurde mir volles Karacho in die Magengegend geschleudert. So saß ich kurz darauf aufgelöst in der Küche meiner besten Freundin, die mir auf unergründlichen Wegen zwei Flaschen Jägermeis*e* eingeflößt hatte (ich hasse Jägerm*ist*). Zudem bin ich kein besonders besonnener Trauertyp. Ich find das Gedicht im übrigen auch heute noch furchtbar albern und kitschig und überhaupt abgrundtief blöd. Ich werde es hier auch nicht reinstellen. Zum einen kennt das ja eh jede_r. Zum anderen fliegen mir bei jedem Lesen auf mysteriöse Weise etwa sieben Kilo Sand in die Augen inklusive der rein körperlichen Abwehrreaktion des Ausschwemmens jenes feinkörnigen Gerölls …und da ich ja nie heule und auch nicht in die Nähe eines solchen Verdachts geraten möchte, lassen wir das mal…

7 Responses to 'Regenbogenliteratur'

  1. Ralph says:

    Ach Scheißdreckmist – besauf Dich ruhig! Und selbst ich finde Heulen bei solchen Anlässen schlicht normal. Also macht Euch noch eine schöne Woche und achte darauf, dass ER sich nicht quält. Ggf. MUSS er erlöst (eingeschläfert) werden. Auch wenn das verdammt superhart ist … ich drücke Dich mal ganz fest virtuell; und wem die Regenbogenbrücke hilft, der soll sie nutzen. Aber eine kleine Holzbrücke tut es auch. Liebe Grüße!

    • DillEmma says:

      Oh – da liegt (zum Glück!) ein kleines Missverständnis vor. Ich hab nochmal nachgelesen und tatsächlich kann die Formulierung etwas anders gelesen werden (ich schieb da gleich mal ein “damals” ein). Doch die Diagnose erhielt ich, als ich das mit der Regenbogenbrücke zum aller-aller-ersten Mal hörte. Das ist nun schon fast vier Jahre her und ich habe den Freak auch vor Ablauf der Woche erlösen lassen – er ist über einem Schälchen Leberwurst eingeschlafen. Nur das Gedicht kann ich trotzdem immer noch nicht ohne nasse Augen lesen …wenn das mit den Todesvorstellungen als selbsterfüllende Prophezeiung tatsächlich stimmt, dann wird auf der Brücke, ob nun Holz oder gebrochenes Licht, aber enorm Party gemacht…

  2. Fellmonsterchen says:

    Wenn ich so etwas lese, habe ich auch das Problem mit dem Sand in den Augen… Ich darf auch nicht in Tierforen zu viel in Regenbogenthreads lesen. Selbst im Zuckerhundeforum, wo ich so ein bisschen aktiv bin, mache ich meistens einen Bogen um die Rubrik. Es ist schön, wenn das Gedicht jemandem Trost spenden kann. Bei mir funktioniert das nicht.

    • DillEmma says:

      Da hat halt jeder andere Mittel und Wege mit Trauer und Verlust umzugehen (oder sie zu umgehen(?)) …aber ich bin ein wenig erleichtert in der Hinsicht scheinbar nicht allein so gewässernah montiert zu sein.

  3. Fellmonsterchen says:

    PS: Jägerm…ist mag ich auch nicht. Die Steigerung des Grauens ist Jägerbomb, kennst Du das? Jägermist und Red Vettelbrause…

    • DillEmma says:

      Ich kannte diese Jägerbomb bis eben nich, doch allein die Vorstellung lässt ja das Zahnfleisch kräuseln. Nichts gegen süße Drinks, aber es hat doch alles seine Grenzen – und so Kräuterschnäpse an sich (bzw. alles was irgendwie dunkel und pur serviert wird :p ) sind mir irgendwie immer zuwider – die solln sich ja gerüchteweise geschmacklich unterscheiden aber unter dem Brennen schmecke ich keine Nuancen…

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