Bio Grafen, Bio Autos und sowieso alles Bio

LesenVoll ins Schwarze! Biologie war zwar in der Schule eines der wenigen Fächer, welche auf meine körperliche wie geistige Anwesenheit zählen durften, aber das hat leider außer in puncto Wortstamm so überhaupt nichts mit dem Thema dieser 52 Bücher-Woche zu tun:

Biographien

Wenn mich mein wertes Gedächtnis nicht allzu sehr täuscht, habe ich gerade mal zwei Biografien in meinem Leben gelesen. Ja, ich bin ein Ignorant und Misanthrop. Mich auch noch mit fremden Leben auseinanderzusetzen, wo ich doch manches Mal schon von meinem eigenen heillos überfordert bin, das ist wahrlich zuviel für mein geringes Aufmerksamkeitsvermögen.

Die Auswahl ist also nicht allzu prächtig. Ob da thematisch nun etwas so umwerfendes bei ist, kann ich als generell Biografie-Unkundige leider nicht absehen.

Beide Personen in die ich da literarisch reinschnupperte, welche ich prosaisch stalkte, können unterschiedlicher kaum sein. Ein Mann und eine Frau. Er ist Sinnbild für Revolution, aber auch Vorbild eines gescheiterten Versuch realen Sozialismus. Sie ist sinnlich und in gewisser Weise symbolisch oder zumindest symptomatisch für das Leben in der politischen Gegenströmung, dem Kapitalismus.

Meine revolutionäre männliche Seite

Getreu dem Motto “Alter vor Schönheit” widme ich mich zuerst seiner Wenigkeit.

Hồ Chí Minh

Man mag mir verzeihen, weder Autor noch Titel der Biografie zu kennen, die Rezeption liegt gefühlte 100 Jahre zurück – nun gut so lang ist es nicht – lediglich ein halbes Leben mittlerweile. Ich war 14. Da darf man sich noch revolutionär mit Personen auseinander setzen, welche vielleicht ein wenig zu glorifiziert in die Geschichte eingegangen sind. Helden, deren Blutspuren sorgfältig verwischt wurden – so zumindest in dem von mir gelesenen Werk, welches – überrascht überrascht – noch aus der Feder eines DDR-Autors stammte. Durch diese systemgebundene Einfärbung kann man leider nicht wirklich Dichtung und Wahrheit auseinanderhalten. Ich wollte immer nochmal ein Werk aus kritischer westlicher Perspektive über den vietnamesischen Politiker lesen, welches sicherlich nicht weniger gefärbt sein würde, aber so hätte ich ja die Möglichkeit mir meine Wahrheit irgendwo in der Mitte zu suchen.

Ho Chi Minh Biografie

Im geschätzen Alter von 45-55 Jahren ...man weiß ja so wenig

Beeindruckt hat mich neben dem Leben und Wirken insbesondere der kulturelle Einblick. So hieß Hồ Chí Minh nicht immer Hồ Chí Minh, sondern wurde unter dem Namen Nguyen Sinh Cung geboren. Wenn ich das richtig verstanden habe, geht das einigen vietnamesischen Kindern so, da bekommt man dann mal eben zur Einschulung einen neuen Namen verpasst, so stellvertretend für den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt. Da sich der spätere Präsident, Schriftsteller und Aktivist jedoch lange Zeit im Untergrund aufhielt und sowohl von einheimischen, wie von ausländischen Sicherheitsdiensten nach ihm gefahndet wurde, begleiten Hồ Chí Minh im Laufe seiner Biografie etliche Decknamen, Pseudonyme und lebensphasisch bedingte Namensänderungen. Wiki sagt 50, mag sein, aber selbst, wenn nur 20 davon im Buch vorkamen, da alle ähnlich toll zu merken sind, vereinfacht sich das Lesen sowie das Auseinanderhalten von Hauptperson mit Gegenspielern & Mitstreitern und damit das Nachvollziehen mancher Geschehnisse immens – oder für Ironie-Unkundige, soll’s ja geben: Man blickt kaum durch – also nichts für unaufmerksame Leser.

Das Mysterium Frau – Die Mystery Lady

Die zweite Biografie las ich schätzungsweise im selben Jahr – ich hatte mir scheinbar vorgenommen ein neues Genre für mich zu entdecken und bin offensichtlich gescheitert. Damals war ich übrigens auch ein waaahnsinniger X Files Fan, daher lag es sicher nahe, dass die anderen 50% meiner biografischen Leseerfahrungen auf

Gil Adamson und Dawn Connolly: Gillian Anderson – Superstar aus Akte X

Akte X - Mystery

entfallen sind. Da ich damals sowohl die Serienfigur Scully als auch die Schauspielerin einfach nur toll fand, war ich natürlich auch von der Biografie ebenfalls sehr begeistert. Trotzdem es auf den ersten Blick für mich immer widersinnig wirkt, wenn Menschen unter 30 ihr Leben schon in einem Buch festhalten, Gillian Anderson darf das. Nicht nur, wegen ihres charmanten Lächelns, sondern auch, weil sie ein doch recht bewegtes Leben hatte – oder Hollywood ihr eine bewegte Biografie angehangen hat – man weiß es nicht – ich merke gerade lediglich, dass mein Vertrauen in jegliche Art von Lebensschilderungen scheinbar nicht das beste zu sein scheint, vielleicht ist das ja meine unterbewusste Sperre zur Lektüre solcherlei Literatur – (Frau Doktor Puschlichkeit, wir haben hier einen epochalen Durchbruch in die Psyche eines Projekt-Patienten!)
Die Akte X Hauptdarstellerin war jedenfalls das komplette Gegenteil zu ihrer biederen Serien-Rolle: Außenseiter in der Highschool, Verdacht auf Magersucht, viel zu frühe sexuelle Eskapaden, Drogenmissbrauch, Punker-Attitüden ….eben alles, womit sich kleine Mädchen in dem Alter gern identifizieren und was sie von ihren großen Vorbildern auf der Suche nach dem Selbst erwarten. Allerdings irgendwie auf eine sympathischere und menschlichere, weil selbstzweifelnde Art repräsentiert als bei so manch anderen Persönlichkeiten des Hollywood-Glamours und der High-Society. Und natürlich nicht ohne Happy End mit Selbstfindung und Karriere und Glück und so.

Das war’s dann auch schon komplett mit meinen Biografie Erfahrungen …aber da ich demnächst auch hart auf die 30 zugehe, werde ich wohl selbst mal über die Veröffentlichung eines solchen, in die Literaturgeschichte dann sicherlich als Pflichtlektüre und Klassiker eingehenden Machwerk nachdenken müssen.

2 Responses to 'Bio Grafen, Bio Autos und sowieso alles Bio'

  1. erinnersich says:

    werd mal die Justin Bieber Bio angehen, bin ja guter Dinge, dass da mehr drin steht als “Kapitel 2, erstes Schamhaar an mir endeckt, es stammt von Nachbars Rauhhaardackel, hab spontan ein Lied gesungen und nun bin ich hier”

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