Stinkende Zitronen

Projekt 52 BücherEs brauchte ein wenig Anlauf, aber endlich kommt so ein richtig kantiges Thema (von Shivani), was den Geist der monströsen 52 Bücher auf ganzer Linie wahrhaftig werden lässt:
Zitronen können nicht nur sauer sein…
Ich komplettiere mal spontan: Die können auch riechen oder vielmehr duften. Eigentlich naheliegend.
So wirklich direkt in den Kopf schoss mir dieser Fakt jedoch aufgrund einer Stellenanzeige, wie sie von einer großen Website dessen Fokus auf Rabatt-Aktionen liegt, häufiger geschaltet wird. Immer und immer wieder. Der Verschleiss von Mitarbeitern dieses Unternehmens scheint sogar über der gesellschaftlich anerkannten Wechselfrequenz von Unterhosen zu liegen. Jedenfalls heißt es in diesen Gesuchen nach Werbetexter_innen in etwa, dass es schön wäre, wenn die Texte der Anwärter_innen “zitronenfrisch duften” würden. Irgendwie so.

Kindern riechen beibringen

Sinne sind nicht angeboren, die werden implementiert. Dem Liefergut Kind muss also die richtige Software noch aufgespielt werden. Also ab ins Getümmel auf der Suche nach einem Duftbuch! Dass es so etwas geben muss, liegt eigentlich spätestens nach diesen “Rubbel ein Bildchen und schnupper an deinem Finger (und dann kauf gefälligst unser Parfum, du Geizkragen!)”-Werbeanzeigen aus den Hochglanzmagazinen diverser Wartezimmer-”Literatur” im Bereich des Möglichen. So wurden meine Erwartungen beim Stöbern auch keineswegs enttäuscht. Hauptsächlich ist diese Art der Buchgestaltung erwartungsgemäß im Bereich der Kinderbücher anzutreffen. Nach den Fühlbüchern, Knisterbüchern, Büchern mit Hupen & Tierlauten (ich liebe Literatur für Kleinkinder und fühle mich aufgrund meines Jahrgangs hochgradig benachteiligt) gibt es also nun auch Duftbücher. Mit allen Sinnen genießen …oder was Kinder für Genuss halten, die stehen ja gern auch mal auf eklige Sachen. Daher finde ich diesen Fund auch besonders enorm:

Emily, die Pups-Prinzessin

Irrsinnig macht das Buch aber erst der diametral entgegenstehende Untertitel “Ein Märchen mit echten Düften“. Die Schwester meiner besten Kindergartenfreundin hing einst gebrauchtes Klopapier an eine Wäscheleine (also ohne visuelle Reize – wirklich nur olfaktorisch eklig) und hatte die Kracher-Idee, diese Geruchsfetzen zu verkaufen. Das Geschäft floppte damals. Ich frage mich jedoch intuitiv, ob sie nicht als Ghostwriter hinter diesem stinkigen Machwerk stehen könnte.

Lernbuch Kinder GeruchAuch das zweite Buch scheint auf den ersten Blick mal spontan in die Kerbe der analen Phase kleiner Stinker zu hauen.

Der stinkende Geissbock

Allerdings sollen hier laut Verlag neben Zitrone(!) auch Kaugummi, Wiese, Geissbock, Pfefferminze, Erdbeere, Apfel, Honig, Rosen, Tannenwald, Lavendel zu erschnüffeln sein. Erwähnte ich schon meinen Neid auf die heranwachsende Generation? Ich wurde damals noch leibhaftig in Wälder verschleppt und zum Schnuppern genötigt. Meine Lieblingspuppe hieß Holzklotz und irgendwo möchte ich jetzt das Wort “Bollerwagen” unterbringen.

Zitrusfrische Fakten am Rande

Eine besonders übelriechende Zitrone, die ich einst am Strand aufgabelte gibt es seit Kurzem bereits hier zu bestaunen.

Um doch noch einen ganz kurzen Ausflug zum ätzenden PH-Wert großer Literatur zu schlagen, eignet sich diese kleine gelungene Bibel-Analyse inklusive kurzem Chat mit Gott. Hier trifft wenigstens mal der Spruch “sauer macht lustig” den rostigen Nagel mitten ins Zitronenbäumchen.

7 Responses to 'Stinkende Zitronen'

  1. Fellmonsterchen says:

    Letztes Jahr hatte ich so einen Geruchskalender von einem Lieferanten — passenderweise mit Cocktails. Aber es ist schon fies, wenn im Büro den Geruch durch die Luft wabert, man die köstlichen Getränke aber nicht trinken darf — Alkoholverbot!

  2. Fellmonsterchen says:

    “…der Geruch”… Man sollte nicht mittendrin seine Sätze umformulieren und nur die Hälfte erledigen. Mist. :-(

    • DillEmma says:

      Ach was sowas passiert mir auch unheimlich gerne, nicht nur hier – benorzugt auch mal in der zehnmal korrekturgelesenen Bewerbung, doch die Betriebsblindheit, lässt die Wahrnehmung erst direkt nach dem Drücken auf “Senden” wieder ans Ruder oder in der enorm wichtigen Mail an den Chef, wo die Hitzigkeit dann doch eine Synapse verbrannte oder (ganz beliebt) bei Diskussionen mit Nasen (sollte ich mir eh besser klemmen, kein erfüllendes Hobby) möglichst auf dem Höhepunkt des diskursiven Glanzakts meinerseits im überheblichen Tonfall.
      Zu besonderen Gelegenheiten wird unser Alkoholverbot auch gerne mal gelockert – und besondere Gelegenheiten dürfen auch geschaffen werden, sind also nicht zwangsweise an festliche Anlässe gebunden …das wird mir bei zuviel Erfindungsreichtum auch schnell mal zu arg…

  3. Sabienes says:

    Ich finde es wahnsinnig gut, wie du dieses Thema umgesetzt hast – Respekt!
    LG
    Sabienes

    • DillEmma says:

      Vielen lieben Dank :) …aber ich schieb das mal ganz auf das Thema, ich war nämlich selbst ziemlich amüsiert darüber welch irrwitzige Blüten das zum Sprießen bringt – also bei allen :)

  4. Mmmmh, als “Duftbuch” fällt mir spontan Süßkind und “Das Parfum” ein – aber ich bin eben anders :mrgreen: Du hast jedenfalls mit Deinem Beitrag nicht mit Zitronen gehandelt – um mal ein nicht ganz so direktes Kompliment zu machen ;-)

    • DillEmma says:

      Ja, fiel mir spontan auch ein – aber sein wa doch ma ehrlich: Wenn uns das beiden schon ad hoc in den Sinn kommt, dann kann das doch jeder. Dat wär mir dann zu wenig Exklusivität :P

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