Bücher loswerden

Literatur Berg

Bücherberg - WerbeInstallation vor einem Buchgeschäft in Linz (2007). Foto: nicht von mir (man bedenke die anschließende Aufräumaktion - ein Graus!) Wir bedanken uns herzlich beim Objektiv des Fotografen Markus Hanzer - gefunden bei http://stadtgespraeche.com

Auch wenn diese Überschrift auf den ersten Blick eine sehr seltene wie verwirrende Wortkombination enthält: Das Leben in einer Bibliothek ist nicht zwingend, man kann sich auch von liebgewonnener Literatur trennen, muss nicht jedes Buch behalten. Ja, das gibt es, man kann das machen, schweren Herzens. Die Frage ist nur wie. Kein Leser mit Herz würde seine geliebten Freudenspender der Mülltonne anheimfallen lassen. Manch einer hat es sicher schon probiert, auch ich hatte lange Zeit eine Kiste voller Bücher, welche ich diesem Schicksal aussetzen wollte, doch es ging einfach nicht. Eine unsichtbare Macht hielt mich von diesem Vorhaben ab und zwang mich, jene Aussätzigen wieder zurück unter ihresgleichen zu setzen. Doch was tun?

Da mir kürzlich seitens des Zwillings vom Schwager jedoch ein Aufnahmeverbot für weitere Bücher ausgesprochen wurde, musste ich mich nach Alternativen umsehen, um den aktuellen Bestand nicht in kosmische Höhen zu treiben. Prinzipiell ist der Grundgedanke mit einem Blick auf berstende Bücherregale ja fast nachzuvollziehen und sogar durchaus vernünftig, wenn man bedenkt, dass die Lust auf Umzug in eine schönere Wohnung schon allein beim Anblick der Bücher-Massen abrupt schwindet.

Doch was sind die Alternativen? Leihen? Humane Dezimierung des Literaturbestands? Die Trennung von den guten Freunden fällt in jedem Fall schwer, doch es gibt Auswege. Hier ein kleiner Wegweiser der diversen Möglichkeiten sich die Bücherberge nicht über den Kopf wachsen zu lassen:

Die Bibliothek

Immerhin eine kostengünstige Alternative an neuen Lesestoff zu gelangen. Der Nachteil ist allerdings, dass die Auswahl auf Dauer etwas begrenzt ist. Mit einem Blick auf meine, mittlerweile auf doch zu beachtlichen Maßen angeschwollene Wunschliste aus dem “Literatur 52″-Projekt keine Komplettlösung des Problems.

Bücher verkaufen

In Ermangelung eines Bollerwagens und dem Literatur-Antiquariat des Vertrauens in unmittelbarer Nähe stellt sich auch die Variante des Bücher-Verkaufs als eine kleine Sisyphos-Aufgabe dar. Doch man muss heutzutage ja glücklicherweise nicht mehr alle Verkäufe offline abwickeln.
Eine schöne Option bieten hier die diversen Bücher-Ankäufer im Internet. Man muss sich ein wenig durchwursteln. Die Konditionen zwischen den verschiedenen Online Literatur-Händlern sind sehr unterschiedlich. Dafür sind diese vergleichsweise, selbst zu Berliner Möglichkeiten, zahlreicher als die vielen kleinen Bücher An- & Verkäufe. Zudem sind die online gebotenen Preise bei Weitem angemessener. Mein Augenmerk blieb bisher auf dem Bücher-Ankauf Momox hängen. Hier kann schnell und einfach mittels ISBN ein Buchpaket geschnürt werden. Die Preise, welche man für den Wiederverkauf des einzelnen Buches erhält werden sofort angezeigt und scheinen beim bisherigen Durchprobieren sogar durchaus fair zu sein. Jegliche Versandkosten werden von Momox selbst übernommen, das einzelne Versteigern und vereinzelte Versenden, wie beispielsweise bei Auktionshäusern wie Ebay fällt weg.
Insgesamt also recht empfehlenswert. Der einzige Nachteil, der sich für mich bisher ausmachen ließ, bei meinem Literaturbestand jedoch kein geringer ist, besteht darin, dass eben nicht jedes Werk mit einer ISBN oder ISB-Nummer gesegnet ist. Manch DDR-Literatur, welche damals noch als “Bückware” unter dem Ladentisch hervorgezaubert werden musste beispielsweise, oder auch außerhalb großer Verlage erschienene Literatur, sowie Leseexemplare, welche die Verlage vor der eigentlichen Veröffentlichung an die Buchhändler senden – all dies ist auch auf einer sonst so wunderbar praktischen Seite unverkäuflich.

Bücher tauschen

Für die persönlichen Ladenhüter, welche bei den Bücher-Ankäufern leider nicht entgegengenommen werden können, bietet sich eine weitere wundervolle Alternative an: Die Tauschbörse. Im Zuge dieser Überlegung bin ich über Swapy gestolpert. Das Portal ist wahrhaft praktisch aufgebaut. Das Schöne ist, dass es hier eine Art Ersatzwährung gibt. Man ist beim Tauschen also nicht davon abhängig, dass der Tauschpartner ein direkt passendes Gegenangebot parat hält. Für die eingestellten Bücher gibt es im Austausch also die sogenannten Swapy-Taler, diese kann man auch noch durch andere Aktionen als das pure Tauschen von Gegenständen verdienen, durch rege Teilnahme an der Community beispielsweise. Großartig ist auch, dass der eigene Bücherbestand nicht zwangsläufig wieder aufgestockt werden muss, aber man könnte ;) . Die gutgeschriebenen Swapy-Taler können gegen allerlei nützliches Zeug eingetauscht werden. Die Tauschkategorien gehen von Kosmetik über Kleidung, Spielzeug, Musik, Technik, Filme bis hin zu allem notwendigen bis unnötigem Schnickschnack – und selbstredend Bücher – wer regelmäßig schaut, wird auch seine Wuli hier günstig abarbeiten können :p. Natürlich ist das Angebot eben auch immer davon abhängig, was die fleißigen Tauschwilligen so bei der Börse einstellen, da kommt allerdings eine ganze Menge Zeugs zusammen. Sichten kann man den Bestand entweder über die Kategorien selbst oder mittels der gut funktionierenden Suchfunktion. Das ganze erinnert ein wenig an die Anfänge von Ebay, das Konzept gefällt mir persönlich allerdings irgendwie besser – weniger Wucher dank Preislimitierung, jedoch auch nicht die komplette Angebots-Palette.

Durch eine Mischung der verschiedenen Möglichkeiten wird sich mein persönlicher Buch-Vorrat dann demnächst hoffentlich in verträglichen Grenzen halten. Oder zumindest beim Umzug auf ein tragbares Maß reduziert sein. Aufstocken kann ich hinterher ja auch wieder.

Trackbacks/Pingbacks
  1. [...] Trotz des selbstverhängten und durch Schwippschwagers Stiefzwilling abgesegneten Bücher-Embargos (wir berichteten), welches mich derzeit nötigt fein säuberlich auch die noch so anrüchigsten Druckexemplare [...]

  2. [...] blockieren derzeit meine persönliche Tobefläche. Zwischen dem Aussortieren und dem tatsächlichen Loswerden von Büchern liegen halt doch so einige Universen. DillEmmaPosted in: Krempel, Mach wat!Tagged: [...]

Hinterlasse einen Kommentar zu Schnapsdrosseln beim Teebeutel-Weitwurf | Glotz_net Cancel reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*