Federviehcher sind auch nur Vögel

Lesen…oder etwa nicht?

Beim Motto der 18. Bücherwoche fiel mir spontan ein Buch ein, welches mir die gute Mestra Yllana aber schon vor der Nase weggeschnappt hatte. Nils Holgerson.

Also musste zum Thema

Federvieh

Nochmal eingehender gerübelt werden. Das Werk, welches es nun getroffen hat, ist eher mäßig mit Federn besehen, dafür aber mit ganz vielen komischen Vögeln oder Menschen, welche scheinbar eine Meise haben. Das soll aufgrund der eher tragischen Thematik jetzt nicht dispektierlich anklingen, es handelt sich dabei nämlich um Myron Levoys

Der gelbe Vogel

Das Federvieh hat in diesem Falle keine einzige davon am Leib, es handelt sich nämlich um ein Modellflugzeug, welches die verstörte Naomi Kirschbaum im Laufe der Handlung von ihrem Freund Alan Silvermann geschenkt bekommt.

Der gelbe VogelDer gewiefte Onomastiker hat sicher schon bei der Namensnennung erkannt, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit um jüdische Nachnamen handel. Da sowas in Romanen ja nie zufällig platziert wird, ist es sicher auch nicht schwer zu erraten, dass es irgendwas mit dem Inhalt zu tun hat.

Die Handlung streift die Judenverfolgung im Dritten Reich und während des zweiten Weltkriegs. Der Ort an dem sich das ganze abspielt ist jedoch in Amerika, sowie in der traumatischen Erinnerung von Naomi, einem etwa 12 jährigen Mädchen, welches mit ihrer Mutter vor der Besetzung der Nazis aus Frankreich geflohen ist. Naomi hat der Erschlagung ihres Vaters durch die Nazis beiwohnen müssen. Sie gibt sich eine Mitschuld daran, da sie nicht so schnell verräterische Papiere zerreißen konnte, welche die Mitgliedschaft ihres Vaters im Widerstand bewiesen. Seither ist sie verständlicherweise stark verstört, redet nicht und hängt in dem Erlebten fest indem sie stetig damit beschäftigt ist Papier zu zerreißen. In einem solchen Augenblick lernt sie auch Alan kennen, welcher mit seinem Schlagball-Schläger das Wohnhaus betritt und ihr damit ungewollt gehörige Angst verschafft. Da er im gleichen Alter wie Naomi ist, treffen die Eltern der beiden Familien ein Abkommen. Er soll sich mit ihr beschäftigen und eine Art gesunder Sozialkontakt sein.

Alan schafft es tatsächlich mit Hilfe einer Puppe zu Naomi vorzudringen und ihre Apathie zu durchbrechen. Sie lernen sich auch ohne die Spielzeuge kennen und das Mädchen wird sogar fähig, sich ganz normal wieder in die Schule einzugliedern. Leider sind nicht alle Menschen so sensibel im Umgang mit der Thematik oder Mädchen oder überhaupt. Ein Klassenkamerad beschimpft Naomi im Beisein Alans aufs Übelste mit antisemitischen Äußerungen. Der Verteidigungsmechanismus von Alan, gegenüber seiner Freundin springt natürlich an und es kommt zur blutigen Schlägerei. Gegenüber dieser Gewalt bricht das überwunden geglaubte Trauma Naomis wieder aus. Sie flieht panisch und nach einer erfolgreichen Suchaktion wird sie völlig verstört aufgefunden und in die Psychiatrie eingewiesen.

Auch wenn das Buch recht tragisch endet, so ist irgendwie alles offen, denn was einmal gelungen ist, kann immer wieder gelingen. Der Funke Hoffnung ist nicht völlig erloschen. Das Erlebte hat zudem Alans Aufmerksamkeit geweckt, für das sonst eher beim eigenen Vater kritisch betrachtete politische Interesse. Zudem findet Alan durch den Verlust Naomis auch wieder mit seinem besten Freund zusammen. Also alles in allem ein bittersüßes, lebensnahes Jugendbuch. Sowohl politisch, aber auch über die bewegenden Dinge der Lebendigkeit, wie Freundschaft, Liebe und Verlust.

Das schöne an dem Roman ist, dass er sich auch wunderbar als Theaterstück aufführen lässt, so kam ich überhaupt mit jenem Lesestoff in Kontakt, durch eine Laienspielgruppe, bei welcher sich in den Proben ebensolch freundschaftliche Bande knüpfen ließen, wie beschrieben. Das Einstudieren solcher Stücke, bringt teilweise mehr, als das “Sich Berieseln Lassen” oder ausschließliche Lesen. Die Auseinandersetzung mit den Figuren und das Hineinversetzen in die psychischen Zustände bereichert meines Erachtens die Empathie und das Verständnis für solch schwer fassbare Problematiken enorm. Egal ob bei Heranwachsenden oder auch schon vermeintlich Ausgewachsenen

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