Perlentaucher – Bücherberg-er

LesenDas Thema der 17. Woche der 52 Bücher bei Miss Puscheligkeit trägt den prägnant eingängigen Titel

Wie wär’s also mit Büchern, die man am Anfang so überhaupt gaaaaar nicht lesen wollte, weil beim Lesen des Titels und Klappentextes alle nur erdenklichen Klischees der Welt das Gefühl von Och-nich-noch-so’n-Buch herbeiriefen… sich dann aber – auf Drängen und Nötigungen anderer doch das Lesen aufgezwängt – das Buch als kleiner Schatz entpuppt hat, bei dem es schade gewesen wäre, das man es nicht gelesen hätte.

Tja, in der Kürze liegt die Würze – gekonnt ist eben gekonnt.

Nachdem ich ewig dachte,

nö, wenn ich was wirklich blöd finde, lese ich es ja doch nicht“.

Fielen mir nach und nach doch so einige Beispiele ein, wo ich die eigene Integrität untergrabe. Da wären zum ersten schonmal die Hochglanzmagazine im Wartezimmer der Halbgötter in Weiß. Notgedrungener Maßen durchblättert man die dann doch schonmal, bevor einen Langeweile und Hypochondrie in den Wahnsinn treiben. Allerdings findet sich dabei, soweit ich mich erinnern kann, niemals auch nur annähernd eine Perle der Sprachkunst.

Im Deutschunterricht hingegen, da wurden auch so einige Schwarten durchgenommen, wo meine erste Spontanreaktion eher einem Würgereiz, denn einem Begeisterungssturm entsprach. Also nichts gegen Deutschunterricht! Wenn es ein Fach in diesem starren System Schule gab, welches meine aufrichtige Begeisterung wecken konnte (also neben Philosophie, Politische Weltkunde, Kunst, Bio, Geschichte, Chemie, Physik, Darstellendem Spiel – hey, das sind ja doch mehr als sich das damals so allgemein angefühlt hat! Gut, das mal aufgearbeitet zu haben) dann waren das definitiv die Deutschstunden.

Bei näherer Betrachtung waren eigentlich nur wenige Schulfächer wirklich doof - bei den guten Schulfächern waren viel eher die Lehrer das Problem, als das Fach selbst ....bei Mathe hingegen half auch der beste Lehrer nicht

Allerdings war ich so manches mal enttäuscht, welche Bücher es da so auf den Lehrplan schafften, daher entwickelte ich irgendwann die Haltung:

Wird nicht gelesen, ich lasse mich beim Lernen über das Buch und den angeregten Gesprächen sowie meiner Abschlussarbeit zum Buch selbst, davon überzeugen, ob sich das denn überhaupt lohnt.

Im Zuge dieser Philosophie las ich so ziemlich jedes Buch erst, wenn wir mit dem Thema eigentlich schon abgeschlossen hatten. Dafür dann aber aus aufrichtigem Interesse und ohne irgendwelchen Druck. Zwei Bücher passen hierbei besonders in die Kategorie

ach komm, geh weg – nein warte, bleib, sei mein auf ewig!

Nummer eins

Felix Krull: Bekenntnisse eines Hochstaplers.

Allerdings wusste ich hier eigentlich von vornherein, dass es gut sein muss, in den ausschweifenden Schreibstil von Thomas Mann hatte ich mich schon recht früh verliebt. Vielleicht fand ich es auch einfach spannender ein Buch vorher zu besprechen und damit freier und unabhängiger als auch lebendiger Facetten zu erörtern von denen man nur soweit Ahnung hat, wie es der vom Lehrer ausgeteilte Ausschnitt von ein bis fünf Seiten zulässt. Das fokussiert, eine Ahnung vom Großen und Ganzen ist dabei recht hilfreich, aber manchmal versperrt einem detailiertes Wissen über jegliche Einzelheiten der Geschichte den Blick fürs Detail.

Nummer zwei

Das Parfum

Ich hatte viel davon gehört. Meist aus dem überschminkten Mund von stinklangweiligen blond gedauerwellten und zu tief in den Titel-Flakon gefallenen Damen, welche zudem noch eine oft gekünstelt hohe Stimme (nicht nur) zum Schwärmen auszeichnete. Ich war also schon beim Verkünden des Buchtitels abgefrühstückt. Innerlich stöhnte mein ganzer Körper, alles sträubte sich und schrie “NIEMALS!”. Aber dieser Roman hatte mich schon auf der ersten Seite festgenagelt. Ein Deutsch-Vertretungslehrer las die Einleitung vor und ich war sofort gefangen von dieser filmischen Gabe, diesem sprachlichen Zoom, den Patrick Süßkind einsetzte, um den Leser aus der Weite ihrer Welt abzuholen in die Enge seiner Roman-Bühne zu ziehen. Allein das erste stilistische Mittel, war derart herausragend umgesetzt, dass ich mich meinen Vorurteilen nicht weiter hingeben konnte. Fasziniert vom Ekel, der meine ganzen Sinne bei der Beschreibung der Gegebenheiten jener damaligen Zeit und eben dieses Geburtsortes von Jean-Baptiste Grenouille erfasste, wurde ich sprichwörtlich zu dem Wachs in den Worten Süßkinds, gleich dem mit welchem Grenouille später die Leichen entduftete. Dieses Schriftwerk schaffte es sogar noch, bevor es überhaupt zur nächsten Besprechung kommen sollte, von mir verschlungen zu werden. Irgendwann kam auch ein Film heraus, bei welchem ich mich schon immer von jeglichen Vorschauen, Trailern und Teasern abwende – ich will gar nicht sehen, wie dies Meisterwerk verwurstet wurde. Ich gehe schlichtweg davon aus, dass diese düstere Atmosphäre des Romans überhaupt nicht mit filmischen Mitteln eingefangen werden kann. Und ich habe ja schon einmal den Fehler gemacht mir mittels der Verfilmung eines Meisterwerks meine Bilder im Kopf zu verwischen.

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