Örwin beim Abkühlen nach sportlicher Höchstleistung durchs Stöcke zerren
In der letzten Woche hat die weitgerühmte Lady Limette in einer Stöckchenschlacht ganze Regenwälder abgeholzt und wird hier somit als Alleinschuldige für die derzeitige Hitzewelle denunziert. Diese elementare Eingriff ins Klima wird jedoch wohl keines weltverbessernden Sinnes entbehren – Moore austrocknen, um Krötenarmeen zu schwächen oder derlei…
Jedenfalls hat der Örl Örwin hier eines dieser Monstren angeschleppt. Knapp 30 Fragen bei gut 50°Celsius – beachtliche Leistung zu der ich mich nicht im Stande fühle. Doch ich habe kurzerhand Kleinholz aus dem Koloss gemacht und kann nun Splitter davon, Pfeilen gleich durch die Gegend schleudern. Span Numero Uno wurde zum Klangholz verarbeitet. Hierzu habe ich lediglich die Musikfragen herauschnitzen müssen. Ein leichtes Spiel:
7. Was ist deine Lieblingsmusik oder welcher ist dein Lieblingssport?
Was hat das eine mit dem anderen…? Tanzen? Ach sei’s drum. Ich habe keine Lieblingsmusik. Immer wieder kommt diese Frage im Zuge der sogenannten SmallTalks (“Schmalspurgespräche” Anm. d Red.) oder im Verlauf eines herkömmlichen Kennnelernens auf. Immer wieder stehe ich dann mit überaus intelligentem Gesichtsausdruck da, suche gewandt nach den richtigen Worten und reihe letztendlich doch nur geistreich Interjektionen aneinander: “Tja, uff, öhm, pfff”
Noch besser ist es allerdings, wenn mir unbekannte Menschen freudestrahlend auf mich zukommen und mir an den Kopf schmeißen:
“Ja, Mensch! Du hörst sicher Punk”
“Tja, uff, öhm, pfff …ja, auch”
“kennste…?”.
Nein, kenne ich nicht! Und überhaupt, was fällt dir ein, mich einfach zu schubladisieren? Ja, ich höre Punk – ich bin aber kein Punker. Ja, ich höre Rap – ich bin jedoch kein HipHoper. Ja, ich höre Klassik – Bach & und mich trennen aber Welten. Ich tanze auch am liebsten zu elektronischem Zeuch, doch schimpf mich nicht Technokrat!
Ich weiß oftmals nicht einmal, ob ich irgendeinen Künstler, eine Band oder gar Musikrichtung kenne. Spiel mir was vor! Summ es an! Wirf mir ein Textfragment zu! Möglich, dass der Groschen dann bei mir fällt. Bei herausragenden Akustik-Poeten merke ich mir die Namen, doch ich kann nicht mit einem besonderen Allgemeinwissen in musischer Hinsicht dienlich sein – egal welches Klischee gerade an mich herangetragen wird.
10. Welche verrückte Angewohnheit hast du?
Bezüglich der weit verbreiteten Kategorisierung von Menschen nach ihren Musikrichtungen oder auch der Omnipräsenz von Musik überhaupt, falle ich womöglich dadurch auf, dass ich desöfteren Phasen habe, in denen ich schlichtweg keine Musik ertrage. Diese Phasen können Tage, Wochen, Monate, in Spitzenzeiten sogar mal ein bis zwei Jahre andauern. Musik ist mir in dieser Zeit dann einfach zu emotional. Ich kann mich nicht gegen die Wellen von Gefühlen & Assoziationen wehren, welche in einem einzigen Stück so mitschwingen können. Zudem macht mich Musik stets komplett handlungsunfähig wie alltagsuntauglich, da ich nichts weiter mehr wahrnehme. Besonders lästig ist mir daher auch die Unart in irgendwelchen geselligen Gesprächsrunden Hintergrundmusik laufen zu lassen. Das überfordert mich. Lasst das!
Erschwerend kommt hinzu, dass jener Musik, wie ich sie im Alltag bevorzuge ein überaus textlastiges Moment eigen ist. Ich hege zärtliche Gefühle für grazile poetische Artefakte, denen der Klang vielmehr untergeordnet zu sein scheint. Literarische Kleinkunstwerke, welche lediglich unterstützt werden, durch ein Klangbeiwerk, welches die Intention der Texte pointiert. Ja und da ich mich im Deutschen einfach am ehesten zu Hause fühle, bevorzuge ich deutsche Texte. Hier verstehe ich jegliche Sprachspielereien, kann mich in den Details verlieren, in sie verlieben, an ihnen ergötzen. Was auch scnurstracks perfekt zur nächsten Frage übereitet:
12. Was ist dein aktuelles Lieblingslied?
Ich habe mir seit ewiger Zeit mal wieder eine CD gekauft. Ich habe sie sogar vorbestellt und ihrem offiziellen Erscheinen heftigst entgegen gefiebert – so voll Grundschool. Bevor ich dieses musikalische Machwerk jedoch endlich in den Händen hielt und dann behutsam in meine Anlage einführte, um anschließend den holden Klängen zu lauschen, waren es zähe Wochen des bangenden Auf-und-Ab-Hüpfens. Zusätzlich wurde die Vorfreude ins schier Unermessliche gesteigert durch Auskopplungen wie diese:
Die Scheibe ist von einem gewissen Alligathoa, welcher die epochale Angewohnheit besitzt, ganze Alben zu einem Thema zu ersinnen. Die ersten Werke, welche ich von dieser damals zarten 18-jährigen Knospe erhören durfte, standen dabei ganz im Zeichen von Religion und religiösem Fanatismus. Andere schreiben Bücher oder wissenschaftliche Abhandlungen darüber, und manche machen eben Musik. Glücklicherweise gibt es auch diese letzte Gattung. Das nun erschienene Album widmet sich einem ähnlich explosiven Thema: Der Liebe & den Trieben – beides weckten jene 14 neuen Lieblingslieder jedenfalls spontan in mir.
18. Hast du ein Lieblingslied, CD etc., wenn du liest oder hörst du gar keine Musik, oder kommt es auf etwas an?
Ich konnte mal dieses Multitasking. Aber wenn ich lese, kann ich keine Musik hören. Entweder zuviel Text oder zuviel Emotionen oder beides. Ich kann, wie bereits erwähnt, eigentlich überhaupt nichts mit Musik …höchstens malen oder besser “kritzeln” …und tanzen, obwohl das dann auch mehr aus körperlichem Spüren als akustischem Wahrnehmen resutiert. Doch selbst diese rein technisch miteinander verwandten Tätigkeiten sind manchmal noch schwer übereinander zu bekommen.
20. Auf welche Buchverfilmung freust du dich am meisten oder am wenigsten?
Ich freue mich generell nie auf Buchverfilmungen. Der aufmerksame Leser wird sich womöglich auch fragen, was eine Buch-Film-Hybridfrage denn nun eigentlich in einem musikalischen Stöckchen zu suchen hat. Das ist natürlich kein Zufall: Ich mag Musikvideos (und Werbung, die sich als künstlerischer Kurzfilm tarnt) – manchmal. Also natürlich nicht alle und vor allem nicht die verbreiteten nichts-sagenden oder welche, in denen lediglich irgendwelche mir unbekannten Menschen, die den gängigen Kriterien gesellschaftlicher Schönheitsnormen entsprechen, tanzen. So etwas langweilt mich zutiefst. Doch Musikvideos können dem literarischen Anteil der Musik noch eine zusätzliche Ebene hinzufügen. Nicht nur für den Fall, dass im eigenen Kopfkino gerade mal wieder der Projektor streikt, sondern es kann auch losgelöst vom eigentlichen Text ein zusätzliches Gefühl transportiert werden, oder schlichtweg die eigene konterkariert werden. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt und richtig genutzt, grandios.
In diesem Sinne überlasse ich Schlussworte wie Bilder dem großen, dem einzigartigen, dem Alligathoa. Der pflegt nämlich im Zuge dessen, dass er seine Musik selbst als “Schauspielrap” bezeichnet eine konsequente Weiterführung dessen in seinen Videos:
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