Kulinarischer Roman – Es kann nur einen geben!

Lesen Ich stehe dem aktuellen Bücher-Thema wahrhaft ratlos gegenüber:

“Essen und Trinken” (allerdings keine Kochbücher, jedenfalls eigentlich nicht)

Dazu fallen mir zwar eine ganze Reihe mehr oder weniger wahnwitzig sehenswerter Filme ein, welche teilweise sicherlich auch einen Roman zur Grundlage haben, aber mir sind diese Werke allesamt lediglich in ihrer visuellen Verwurstung geläufig:

  • “Zimt und Koriander”
  • “Delicatessen”
  • “Dänische Delikatessen”
  • “In China Essen sie Hunde”
  • “Adams Äpfel”
  • “Jennas Kuchen”
  • “Das Schweigen der Lämmer”
  • “Basta. Rotwein oder Totsein”

Der kulinarische Roman hingegen scheint eine wahrhaftige Ausnahme, eine rare Einzelerscheinung zu sein. Nur ein einziger möchte dieser Thematik wirklich gerecht werden. Trotzdem ich im Laufe des Projektes durchaus auch schon lukullische Literatur vorstellen durfte. Von der sozialen Komponente des kulinarischen Miteinander bis hin zur feuchtfröhlichen Seite der Sozialisation. Doch ein literarisches Werk allein besetzt meine Geschmacksknospen, verstopft meine Synapsen und verstellt somit den Blick auf weitere geschmackliche Literatursensationen. Dies scheint verblendet, doch es ist bittere, fantasielose Realität. So spielte ich auch kurzfristig tatsächlich mit der Überschreitung zweier eigens für die 52 Bücher errichteter Tabus.

Tabu Nummero Uno: Rezensiere kein Buch, welches schon ein Projektteilnehmer vor dir erwähnt hat!
In diesem Falle käme das ganze gar einem Sakrileg gleich, da ich mich nur allzu gern demselben (großartigen) Roman widmen würde, wie die leuchtende Initiatorin, der bahnbrechende Bücher-Zampano selbst.

Tabu Numero Due: Wage dich nicht an die Rezension eines Zamonien-Romans!
Selbst das größte Ego sollte seine Grenzen kennen. Außerhalb derselben liegt wahrlich nicht viel. Jedoch eine Bewertung, selbst eine Lobhudelei an die Adresse solch schriftstellerischer Größen wie Mythenmetz, dem ist selbst mein ausgeprägter Größenwahn nicht gewachsen. Der kommt sich vor solchen literarischen Prachtbauten so winzig, zerbrechlich und unbedeutsam vor, wie das kleine ausgemergelte Krätzchen Echo angesichts der Entscheidung zur tödlichen Vertragsunterschrift mit dem Schrecksenmeister Succubius Eißpin.

In meiner Ehrfurcht entging mir ganz die Offensichtlichkeit des Hinweises auf das Originalwerk, welche schon im Titel des betreffenden Meisterwerkes zu finden ist:

Walter Moers: Der Schrecksenmeister – Ein kulinarisches Märchen aus Zamonien von Gofid Letterkerl. Neu erzählt von Hildegunst von Mythenmetz

Dass das literarische Schaffen von Gottfried Keller einen nicht zu verachtenden Eindruck auf Walter Moers hatte, konnte nicht einmal den gewieften Journalisten der WaS?! entgehen. Ich möchte an dieser Stelle jedoch glatt die wagemutige Behauptung Schrägstrich Unterstellung hinzufügen, dass der im folgenden Interviewausschnitt erwähnte Deutschlehrer etwaige Parallelen zum mythenmentschen Dichtpaten Danzelot von Silbendrechsler aufweist. An dieser Stelle wüsste ich gern noch einmal den Autorennamen des “Ritter Hempel”-Dichters (der mit den 100 Seiten zur Lanzenpflege)*

Welt am Sonntag: Besonders Gottfried Keller, dem Sie mehrfach huldigen und der als Gofid Letterkerl in Zamonien auftaucht, ist doch eigentlich komplett vergessen. Zu Unrecht?

Walter Moers: Der wiederum wurde mir von einem fähigen Deutschlehrer nahegelegt. Es gab ja auch ein paar gute. Keller wird in der Tat sträflich vernachlässigt, aber da kann man nichts machen. Ich halte “Spiegel, das Kätzchen” immer noch für das beste Kunstmärchen in deutscher Sprache, und den “Grünen Heinrich” für einen der besten Romane.

Gottfried Keller war bisher auch in meinem Bewusstsein eher durch ein paar wenige, wenn auch schmackhafte Gedichte zugegen, sowie natürlich durch seine wahrscheinlich bekannteste Erzählung “Kleider machen Leute”. Hier zumindest spielt das leibliche Wohl einleitend eine nicht ganz unbedeutende Rolle. So zieht der am Hungertuch nagende, jedoch zum erfolgreichen Betteln zu unglaubwürdig, da zu edel gekleidete Schneidergeselle Wenzel durch die Lande. Zunächst wird ihm sein exquisiter Kleidungsstil fast noch zum hungernden Verhängnis. Im nächsten Moment schon wird er aufgrund desselben und dem kaum erwähnenswerten Umstand, quasi per Anhalter in einer noblen Kutsche mitgenommen worden zu sein, mit einem Adligen verwechselt und bekommt kostenfrei die erlesensten Speisen aufgetischt. Ein durchaus kulinarisch wirkender Einstieg, setzt mensch nur die Bezüge richtig, um sich doch noch scheinbar themenrelevant und dennoch ohne Tabubruch in die Schar der echten Beitragsschreiber zu schummeln.

Um den Bogen zu Walter Moers noch einmal weitab jeglicher Rezensionsansätze zu schlagen: Selbst ein dummdreister Kritiker wie Laptantidel Latuda (tolle Angramm-Seite hierzu) würde diese meine fadenscheinige Vorgehensweise durchschauen. Doch ich gelobe Besserung und werde mir im Anschluss an diesen nichtssagenden Text immerhin die Romanvorlage zum “Schrecksenmeister”, ” Spiegel das Kätzchen” zu Gemüte führen. Einige Auszüge habe ich schon erstöbert und fand die sprachlichen Bezüge und Spielereien im Nachhinein zu erkunden wahrhaft erheiternd. Für diese Augenöffnung eines Ignoranten herzlichen Dank und in gewisser Weise Respekt.

* Sachdienliche Hinweise hierzu dürfen der Einfachheit halber einfach in die Kommentare gekippt werden

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