Bücher zum Verlieben & Entlieben

Projekt 52 Bücher Die verflixte Sieben hat mir nun schon das zweite (inklusive Hinterhand_Ansammlung sogar dritte oder vierte) Nachholthema beschert. Es kommt von der Frühlingsbotin Katja, die scheinbar, nachdem das wunderschöne Motto ihrer Fantasie entsprang, erschöpft zusammenbrach und keine Kraft mehr fand, den Winter zu verjagen. Wir alle hoffen auf baldige Genesung. Katja du schaffst es! Mach den Winter alle! Das halsbrecherische Thema lautet also:

Du betrittst zum ersten Mal die Wohnung deines neuen Schwarms. Welches Buch sollte auf dem Couchtisch (oder natürlich wahlweise auf dem Nachttisch) rumliegen, damit du dir sicher bist “Hier bin ich richtig!”?
(Bonusfrage: Welches Buch dürfte dort auf keinen Fall rumliegen?)

Als ich noch klein und dumm war, hätte ich die Frage sicher ganz kategorisch beantwortet. Vor allem im Ausschließen von Menschen nach ihren Vorlieben beim Lesen war ich sicherlich das ein oder andere Mal zu vorschnell. Noch heute kämpfe ich schwer gegen literarische Ignoranz und ästhetische Intoleranz. Beispielsweise mit den sich stets aufbäumenden Vorurteilen gegenüber Bildleser_innen. Doch im Laufe der Jahre und bösen Überraschungen musste ich meine pauschale Meinung zu den Wechselwirkungen zwischen Mensch, Seele & Buch stark revidieren. Getreu der Entlarvung jener alten Weisheit “Wo man singt, da lass dich nieder, denn böse Menschen kennen keine Lieder” (mensch bedenke nur die politische Instrumentalisierung von Musik) verhält es sich mit den Vorlieben beim Lesen förmlich analog. Selbst der geborene Unsympath kann durch krude Verzerrungen im Raum-Zeit-Kontinuum zufällig einen ähnlichen Literaturgeschmack aufweisen, wie meinereiner (was natürlich nicht meinem erlesenen Geschmack schmälern kann).

Fatale Flirteratur
oder
Bücher, die mich in folgenschwerer Sicherheit wogen

  • Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis und alle Folgebände
  • Irgendein Buch über Schrödingers Katze, dessen Autor und genauer Titel mir nicht einmal mehr einfallen möchten
  • Einstein’s Dreams

Insgesamt kann ich eigentlich nur sagen, dass zu starke Parallelen im Lesegeschmack tendenziell zu eher fatalen Liebschaften führten. Vielleicht sind aber auch einfach nur meine Literaturvorzüge psychopathisch. Durchaus im Bereich des Möglichen.

Beziehungstechnisch empfinde ich es vielmehr als enorme Bereicherung, wenn das Objekt der Begierde als eine Art Schlüssel zu neuen geistigen Ufern fungiert. Wer es schafft, meine prinzipiell hungrige Neugier für wenigstens einige Momente zu verköstigen und nebenher, den stetig schwelenden Zweifel in verzückte Ekstase zu versetzen, jene_r kann schon fast gefahrlos Platz auf der Bettkante nehmen.

Einst begegnete mir auch ein Luftikus, welcher um jene literarische Verführbarkeit des tendenziell weiblichen Geschlechts nur zu genau wusste. Eine weitere Quelle der Macht ergab sich auch daraus, dass ihn irgendwann wohl ein holdes Wesen auf den außergewöhnlichen Klang seiner Stimme hinwies. Die Masche des Herren bestand fortan (und besteht heute noch) darin, Auserwählten vorzulesen. Sie am Telefon (oder gemäß des digitalen Zeitalters gar auf einschlägigen audiovisuellen Plattformen) in den Schlaf zu rezitieren und sich so in ihren Träumen zu manifestieren. Er selbst hingegen liest bis heute eher unfreiwillig zum eigenen Genuss. Vielmehr ergötzt er sich daran, der Damenwelt mit seiner Stimme Genuss zu bereiten, um sich früher oder später möglichst an ihnen gütlich zu tun. Daher hat jener Geselle auch stets ein Buch neben dem Telefon liegen, welches ihn selbst inhaltlich jedoch keineswegs interessiert (und seien wir ehrlich, am anderen Ende der Leitung wird auch nicht viel Wert auf Inhalt gelegt). Auch referiert er auf diversen Kommunikationskanälen regelmäßig eigene Gedichte. Poetische Ergüsse, die schon ohne jene Sonorität als pure Schrift wahrhaft beeindruckende Werke darstellen würden (ich buhlte gar schon, ob seines ausschweifenden Lebenstils, um die Rechte als Nachlassverwalter_in – also sollte hier demnächst einmal etwas geniales zu finden sein, wisst ihr Bescheid). So findet dieser Herr auch, trotz nicht unbedingt unter propagierte Schönheitsideale fallender phänotypischer Merkmale, einen bemerkenswerten Anklang beim *weiblichen* Geschlecht.
(Wieso kommt mir die beschriebene Person gerade ein wenig vor, wie der Kreide fressende Wolf aus den Sieben Geißlein, welcher sich zu Rotkäppchens Großmutter ins Bett gesellt?)

Inhalt ist also nicht alles. Präsentation und das “Wie” oder auch das “Warum” können bei stark abweichenden Vorlieben sogar überaus liebreizend bis faszinierend wirken. Viel schlimmer wäre es ja, wenn Leser_innen anrüchiger Literatur (gemeint sind hier ähnliche Druckerzeugnisse, wie bereits beim Fellmonster erwähnt, also Bohlen-Gebrabbel, Sarrazin-Gehetze & Bild-Gequake) diese schamhaft verstecken würden. Wohl wissend um die Korelation zwischen Charakterzuschreibung und Rezeption jener Werke. Wer nicht zu den Gründen solch merkwürdiger Lesegewohnheiten stehen kann, sich keiner Hinterfragung stellen möchte, der nimmt solches Gedankengut womöglich noch ernst – wider besseren Wissens! DAS wäre wahrlich die übelste Art, bei welcher ich schnellstmöglich die Flucht vor vermeintlichen Schwärmen ergreifen möchte, doch Dank böswilliger Täuschung viel zu spät erkennen müsste. Gruselige Vorstellung…

13 Responses to 'Bücher zum Verlieben & Entlieben'

  1. schmachtesich says:

    ick mag dir lesen, keen Wunder dass ick nich schreib, vergleich ick meens mit dit deine, find ick meen ach so tollet wieder doof
    weeßte also bescheid wieso Karl-Heinz nie jeholfen werden wird, du bist schuld, du und dein Jeistreichet Jelumpe, ick find dir doof dafür :o

    • DillEmma says:

      Ick will Karl-Heinz! Ick würd mir ja ooch als dein Nachlassverwalter anbieten, aber ich hege den leisen Verdacht, du lebst zu gesund, als dass ick ne Chance uff den Ruhm und die Milliarden hätte…

      • schmachtesich says:

        jesund, ja nee is klar, merk ick grad wieder wat ick nich allet jesund bin, dit dritte ma in 3,5 monaten, da stümmt doch wat nich, ick ruf ma den ABV an, der weeß da sicher mehr rat und die Partei hat ja ooch ümma Recht
        wir könn´ ja n jemüschet doppel machen, ick kreativere und du schreibst

        • DillEmma says:

          Kannst du ooch illustriern? oder vielleicht sind ja zwee Krakler schon wieder Kunst? Ick bin voll dabei – schreib den Karl-Heinz, ick überarbeite (viel is da sicher nich, dit weeß ick schon, kommt meiner Faulheit hohen Beschäftigungsrate sehr entgegen).
          Wat soll ick denn sagen, ick wär gern krankgeschrieben aber hüstel nichma, trotz lungenentzündetem Stiefzwilling, ohne hüsteln trau ick mir aber nicht und dit wo mir die Umzugskartons derart übern Kopf wachsen, dass ick mich schon wieder vorn PC flüchte…

          • schmachtesich says:

            ick bin zwar vielleicht n illustrer schreiber, aber ansonsten is die kreative blattjestaltung an mir vorbei jejangen. oder haste bilder jemalt von mir an meene wände häng´ sehn? aber hübsch bunt ausmaln kann ick, sojar mit ohne über´n rand maln :o
            aber ick weeß nich, nu hab ick doch druck bekommen, dass dit jut jefunden wern muss und ick fühl mir grad so unbemust.
            mach doch uff schulter, hattest doch anjeblich uff die selbe seite au, ooch wenn die uff der andren war :p

  2. Ralph says:

    Zitat: Als ich noch klein und dumm war, hätte ich die Frage sicher ganz kategorisch beantwortet. Dazu fiele mir manche Bemerkung ein, doch äußern möchte ich nur diese: Ich bin groß und dumm und immer kategorisch – vor allem beim Imperativ :mrgreen:
    Doch eines habe ich mir schon früh zum Grundsatz gemacht: Ich habe Frauen, die sich auf meine Bettkante setzten, immer SOFORT von dieser gestoßen! Selbstverständlich rein ins Bett, denn was sollen die auf der Kante sitzen … und mit Büchern hatte das nichts zu tun. Gelesen wurden dann maximal die Leviten …

    • DillEmma says:

      Dumm stößt gut :mrgreen:
      Mehr fällt mir grad tatsächlich nicht ein (Diese ungepackten Kartons rauben mir den letzten Nerv – noch 36 Stunden …ich bin schätzungsweise der lahmste Zeitlupen-Umzieher in der Geschichte der Menschheit)

  3. Ralph says:

    Na, Du hast Dich aber sehr gründlich entliebt – so ein Blog will auch gefüttert werden! Und sooooo groß kann Deine neue Wohnung gar nicht sein … oder bereitest Du Deine Reise ins Land der sturmfesten und erdverwachsenen schon so gründlich vor, dass da kein Platz für anderes mehr ist? ;-)

    • DillEmma says:

      Ich hatte bis gerade eben kein Internet (homo homo internetzus stelle sich dieses Debakel nur einmal vor…) dazu noch krankgeschrieben und auch kein Arbeitsnetz – füttern also vollends unmöglich ….weiß auch nicht, ob die Fütterei so ohne weiteres gleich möglich ist. Ein beidseitiges Kapaltunnelsyndrom erschwert die Tipperei ungemein

  4. Ralph says:

    Ich wusste immer schon, dass Du keinesfalls 18 sein kannst:

    Kapaltunnelsyndrom:
    Das Risiko an einem Kapaltunnelsyndrom zu erkranken liegt bei fast 10%.
    Das Kapaltunnelsyndrom ist bei Frauen ca. 3x häufiger, als bei Männern.
    Die meisten Betroffenen haben ein Alter von 40 und 70 Jahren.
    Ein beidseitiges Kapaltunnelsyndrom liegt in 40% der Fälle vor.
    Bei Rechtshändern ist die rechte, bei Linkshändern die linke Hand häufiger oder früher betroffen, als die andere Hand.

    Trotzdestonichts wünsche ich Dir gute Besserung und danke Dir für die Mühe, die Du Dir trotz diverser Syndrome :mrgreen: gemacht hast, um meinen Kommentar zu beantworten!

    • DillEmma says:

      Hachz, datte dir dennoch zu ner Besserungsverwünschung herablässt, vermengt mit heilsamer Häme, dat war doch die Mühe wert :p
      Der Arzt schaute im übrigen dennoch blöde – trotz nicht 18 erschien dem die Diagnose irgendwie verfrüht, da kann mensch mal sehen wie hart ick schufte mit meiner Hände Arbeit nur Bestes zu verzapfen, janz rücksichtslos uff die eigene Jesundheit nur dat Wohle der gemeinen Schaft im Sinne

  5. Fellmonsterchen says:

    Ih, das muss doch hoffentlich nicht operiert werden? Ich wünsche Dir auf jeden Fall gute und schnelle Besserung!

    • DillEmma says:

      Momentan sieht’s leider doch eher nach OP aus. Medikamente und Armschiene bringen bisher nur mäßige Erfolge ….naja was heißt “mäßig” immerhin kann ich seit einigen Tagen schon wieder länger als zwei Stunden durchschlafen ohne mit dussligen Schmerzen aufzuwachen und albern Arme ausschüttelnd, schlaftrunken durch die Wohnung zu taumeln.
      Weiß ja nicht, wie lange so ein Eingriff verheilt aber mittlerweile bin ich schon auf dem Trip “schnipp und weg mit dem Generve”…

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