Bücher, die den Geist entflammen

LesenMir deucht & dünkt & rasensprengt, ich hätte ein Déjà-vu.
Aber in der Hitze des Gefechts, im meteorologischen Auf & Ab dieses Winter-Sommers kann selbst das bekloppteste Köpfchen mal temporär von der Breihirn-Sympthomatik betroffen sein. Zurückzuführen ist jener pathologische Befund im übrigen sicherlich auf das belastende, anhaltende Durchlaufen aller Aggregatzustände, welchem die grauen Zellen derzeit zwischen Gefrierschock & Synapsenschmelze so ausgesetzt sind.
Worauf ich hinaus will? Na, schau sich das doch mal einer an!

Buch für einen fiesen heißen Sommernachmittag ohne Klimaanlage
&
An welches Buch denkst Du spontan als allererstes beim Stichwort Hitze?

Geht es nur mir so oder scheinen sich die Themen der 32. & 39. Bücherwoche irgendwie zu ähneln? Vielleicht auch nur eine Fata Morgana, eine hitzebedingte Luftspiegelung halt. Oder das Wetter lässt mich momentan nicht differenziert genug denken. Die erste Aufgabe sollte im Idealfall vielleicht für Abkühlung sorgen, im zweiten geht’s heiß her? Klingt fast logisch, dennoch unterstelle ich hier mal weiterhin hartnäckig, dass gewisse Außeneinflüsse hier minimal unterschwellig inhaltliche Entscheidungen dirigierten. Sei’s drum! Unheimlich spontan, also nach einer knappen Woche seit Themenbekanntgabe, fiel mir unerwartet doch noch etwas ein. Zugegeben ab 25°C übernehmen jegliche Areale meines Zentralnervensystem, welche in erster Instanz nicht dem reinen & stupiden Überleben dienen, die Funktion einer Klimaanlage für die sensorisch-motorischen Arbeitsfelder. Simpel aber effektiv.

Assoziationskette Hitze

Um auch Außenstehenden den phänomenalen Ausblick vom Gipfel meiner derzeitigen Schreibfaulheit bieten zu können, griff ich tief in die Trickkiste: Ich hab da mal was vorbereitet, liebe Freunde des schlechten Geschmacks:

Schweißige Körper

Die Anzahl an Synonymen & Assoziationen verhalten sich allerdings bei genauerer Betrachtung ebenfalls eher reziprok zur Temperatur. Sei’s drum. Dies zufällige Zusammengewürfele hat in meinen Augen wahrhaft schöne Kombinationen hervorgerufen. Das Endprodukt jenes Assoziationblasters habe ich zur besseren Verständlichkeit mal eben einzigartig eingefärbt.

Lila – Der letzte Versuch

Das war nun doch verhältnismäßig spontan – fast gerate ich in Versuchung auch Leitthema & Inhalt des damit in Verbindung stehenden Werkes auch in solch eine schicke Grafik zu packen. Allerdings bot das Fellmonster (Ist vielleicht das dichte Puschel-Kleid Erklärung für jene dilierhafte Sonnen-Doppelung oder rasieren die Monster sich im Sommer eigentlich komplett? Werden daraus dann jene merkwürdig pink-puscheligen Pelz-Bilderrahmen geschmirgelt, welche ich dort kürzlich bei Madame erblickte?) – diese fuchtbare Konzentrationsschwäche, dieser unsägliche Hang zum klammernden Satzbau – jedenfalls brachte Eure Felligkeit höchstpersönlich einen epochaleren Ansatz zur Visualisierung:

Titelraten!
intersexualitätPassend dazu stolperte ich jüngst über ein naives Jugendwerk. Ja, hier nutzt das künstlerische Naturtalent noch klare Strukturen eine aussagekräftige Schlichtheit in der Bildsprache, wahrhaft überragend!

Damit ist der Buchtitel dieser Woche förmlich vor Urzeiten schon in Stein gemeißelt oder vielmehr in Paint gepixelt:

Jeffrey Eugenides: Middlesex

Der Bezug zur Hitze, bis auf dass es sich um ein heiß diskuttiertes Thema, nämlich “Intersexualität” handelt, ist schnell erklärt.
In Middlesex geht es neben der Auseinandersetzung des Protagonisten Cal bzw. Calliope Stephanides mit der eigenen “Zwittrigkeit” und deren Folgen auf psychologischer, sozialer sowie körperlicher Ebene auch um die Familiengeschichte dahinter. Um Tradition, moralische Werte, Tabubruch wie Widerspruch & Kollaboration zwischen pathologisierender Medizin & den divergentesten Gesellschaftshaltungen zur Problematik.
Hitze verbreitet jedoch nicht die gesellschaftliche Debatte, sondern vielmehr die Schilderung eines geschichtlichen Ereignisses in welches Cal(liopes) Familiengeschichte eingebunden wird. Ihre/Seine Großeltern werden bei der Flucht oder vielmehr Vertreibung während des griechisch-türkischen Befreiungskrieges beinahe Opfer jener sogenannten „kleinasiatische Katastrophe“ vom 9. September 1922. Bei dieser eroberten die türkischen Truppen unter Mustafa Kemal Atatürk das damalige Smyrna & heutige İzmir zurück. Während dieser Schlacht wurden innerhalb weniger Tage 40.000 Einwohner niedergemetzelt oder kamen teils grausam in den Flammen der großflächig in Brand gesetzten armenischen und griechischen Viertel ums Leben.
Die griechischen Geschwister Desdemona und Eleutherios “Lefty” Stephanides sind dabei fiktive Augenzeugen, welche die wenigen spontan aufflammenden Sommertage dieses Jahres wie kühle Brisen wirken lassen. Nur knapp entkommen sie auf ein Schiff, welches die beiden nach Amerika bringt, auf dem sie aufwendig ein Kennenlernen zwischen sich inszenieren, um anschließend noch an Bord zu heiraten. Denn durch die emotional erschütternden Erlebnisse, wird die bisher inzestuös unterdrückte Geschwisterliebe zu intensiv, als dass sie sich noch dagegen wehren wollen. So ergreifen sie die Chance der Anonymität. Desdemona & Lefty versuchen auch vor sich selbst ein scheinbar neues Leben zu beginnen, versuchen die moralischen Ansprüche ans eigene Ich mit dem Identitätswechsel zu vereinbaren. Doch

Hier fängt die Geschichte [erst] an

Dieses Zitat war übrigens ein weiterer gravierender Grund meiner schweigsamen Phase. Ich musste mich durch die Katakomben von Buchhaim wühlen und ein Großbrand ist hierbei verbindendes Element. Nicht nur inhaltlich fiel in “Die Stadt der Träumenden Bücher” & “Das Labyrinth der Träumenden Bücher” so einiges den Flammen zum Opfer. Eine Bücherverbrennung, der versöhnlichen Art, literarisch inszeniert vom Großmeister Zamoniens ließ mich nunmehr ganz Feuer & Flamme werden. Von Anfang bis Ende & überdies gar darüber hinaus ganz zwielichtig entbrannt an diesem genialistisch gemeinen Schluss. Mein Gott Walter (Moers)! DAS werde ich dir nie verzeihen …doch ebenso ewig danken.

One Response to 'Bücher, die den Geist entflammen'

  1. Zwischen den Themen liegen Welten. :-) Oder zumindest kleine Landstriche…
    Das mit dem fiesen Sommertag interpretiere ich eher so: Welches Buch kann man trotz zerfließender Hirnzellen lesen und es womöglich sogar verstehen, obwohl 30 Grad im Schatten alle grauen Zellen erschlaffen lässt? Also eher sog. leichte Lektüre.
    Bei dem aktuellen Motto wollte ich mal etwas Spontaneität ins Spiel bringen (hat aber glaube ich nicht 100 %ig geklappt), indem man spontan an ein Buch, in dem Hitze eine große Rolle spielt, denkt.
    Man könnte aber auch sagen: Es sind eh alles die gleichen Mottos, da um 100.000 Ecken denken erlaubt ist und somit quasi alles bei allem geht. Ich finde das sehr praktisch… Das würde auch Menschen, die nur ein Buch besitzen, die Teilnahme am Projekt ermöglichen. Mehr Menschenfreund kann man nicht sein, oder?
    Nächstes Thema: “30 Grad im Schatten.” :-)

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