Mundpropaganda gegen homophobe Propaganda

Da traut sich (laut Focus) ein Ian McKellen* aus Angst vor den “neuen” Gesetzen gegen “homosexuelle Propaganda”** nicht nach Russland einzureisen. Nun da die Olympischen Spiele in Sotschi fast schon die sprichwörtliche Fußmatte erreicht haben, wird die Diskussion um das kürzlich verschärfte*** Homophobie-Gesetz in Russland wieder angeheizt. Es braucht scheinbar sportliche Ereignisse, um nicht nur die ewig selben “Nörgler” ihre dauerkritische Stimme erheben zu lassen, sondern auch die breite**** mediale Aufmerksamkeit zu erreichen. Ich hoffe ja in meinem niemals versiegenden Optimismus, noch auf ein Massenouting in Fußballerkreisen, geschlossene Mannschaftsabsagen und derlei idealistische Maßnahmen, bevor es 2018 nach Bahrain geht. Witziger wäre nur noch ein Nachdenken vor der Vergabe von derlei öffentlichen Austragungsorten.
Doch auch in den vermeintlich fortschrittlichen und weltoffenen Demokratien herrscht teilweise immer noch ein Menschen-(und Demokratie-)bild, das mich immer wieder von meiner rosaroten Wahrnehmungswolke zu schubsen vermag. So fand ich dann heute unter besagtem Artikel ein heiteres Kommentar, welches mich glatt in bulämische Launen versetzte:
Focus-Leser wissen mehr
Wirklich ätzend wird es, wenn sich auch noch offener Hass zu solch argumentatorischen Tieffliegern gesellt oder sie gar rudelweise auftreten.***** Zum Glück gehört es zu meinen Grundsätzen, nicht mit Spaten zu diskutieren.****** Sonst hätte ich mich womöglich noch geärgert. Da freue ich mich dann, wenn auch in unserer vermeintlichen Vorzeigegesellschaft, in der eine Merkel im Wahlkampf sagen kann, sie hätte ein schlechtes “Gefühl” (ein GEFÜHL!) es einfach ohne Expertenrat (was?!) zu erlauben, dass Homosexuelle Kinder adoptieren dürften*******, von nicht ganz unrespektablen Künstlern ein wenig Nährboden zum Wachstum echter Toleranz geschaffen wird:

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* Für alle, die (genau wie ich) nicht ganz so firm mit Schauspielernamen sind: Das ist der Mensch, der den Gandalf im “Herr der Ringe” verkörpert hat.

** AU! AUA! AUTSCH! …”zum Kinderschutz”! AAAAAAAAH!

*** eigentlich wurde hier augenscheinlich nur an gesellschaftliche Gegebenheiten angepasst und somit Übergriffe durch reaktionäre Hohlköppe auf Homosexuelle quasi rechtlich legitimiert, indem eine nicht definierte “Beeinflussung” der Jugend unter Strafe gestellt wurde, welche sowohl die Erwähnung von Sexualität außerhalb der heteronormativen Norm, auch zum Zwecke der reinen Sexualkunde-Aufklärung, als auch die “Zurschau-Stellung” was vom unschuldigen Händchenhalten bis hin zu Sex in der Öffentlichkeit reichen kann, untersagt.

****im Sinne “echter” Massenmedien

***** Nicht nur auf nationalistischen, vermeintlich christlichen Plattformen oder eben im Kommentarbereich der BILD – traurig empfinde ich die tief verwurzelte Homophobie auch in großen Teilen der HipHop-Bewegung. Hier tut sich für mich ein gewisser Abgrund aus, da viele Künstler und auch einfach nur dem Lebenstil frönende Gesellen aus diesem Bereich, mir seit Kindheitstagen immer eher “links, weltoffen und selbst irgendwie in der Außenseiterstellung befindlich” begegneten. Dass durchaus sexistisch angehauchte “Battle-Rap-Vokabular” nahm ich selbst teilweise sogar eher als kritisch, zynisch oder eben nicht länger sexistisch aufgeladen wahr. Doch als ich kürzlich “die Zungenkuss-Debatte” um einen Trailerpark-Auftritt verfolgte, war ich kurz geneigt, manchen Hardcore-Feminist_innen in ihrer Abneigung zum Rap im allgemeinen ein wenig mehr Zustimmung zu gewähren.

****** Nichts gegen ein Pläuschchen mit Gartengeräten – ich möchte an dieser Stelle ausschließlich auf humanoide Klappspaten verweisen.

******* ganz ehrlich AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUU! Sollte die Sorge um das eigene Land nicht ins Unermessliche wachsen, wenn die vermeintlich weltliche Führung, wie ein Echo der “geistlichen Elite” klingt?

“Eine «Auslieferung von Kindern an gleichgeschlechtliche Paare» beraubt sie «der Grundlage einer gesunden psychischen Entwicklung».

- Vitus Hounder, Bischof in einem “fortschrittlichen” Land -

2 Responses to 'Mundpropaganda gegen homophobe Propaganda'

  1. Ralph says:

    Focus, Olympia, Russland, Fußball, Bild, HipHop und die Kirche – und Du erwartest Dinge wie Toleranz oder gesunden Menschenverstand? Wenn ich mal jemanden brauche, der grundlos hoffnungslos optimistisch ist, weil ich zum Beispiel gerade an einem Abgrund stehe und von Klapperschlangen verfolgt werde – darf ich Dich dann anrufen? Nebenbei: Dieser Kommentator, “Axel Müller”, hat völlig recht: So funktioniert Demokratie – weshalb ich mich ja in letzter Zeit immer öfter gegen diese Staatsform ausspreche (hallo, Verfassungsschutz *wink*). Es machen dabei einfach zu viele und vor allem, die falschen Leute mit, bei dieser Demokratie! Der Wille des Volkes ist meistens ein wenig, nun, unreflektiert. Deshalb sollten wir der CDU dankbar sein, dass sie Volksabstimmungen verhindert! Sonst bekommen Leute wie “Axel Müller” noch mehr Macht … und jetzt komme mir bitte keiner mit Schwarmintelligenz. Die hatten wir im 1000-jährigen Reich. Danke, reicht. Muss nicht nochmal … und hör bitte endlich auf, HipHop zu hören :mrgreen:

    • DillEmma says:

      Also bei drei Dingen in deiner Aufzählung finde ich die Verallgemeinerung nach dem Mehrheits- oder vielmehr Lautstärkeprinzip ja fast schon ungerecht.
      Und mal abgesehen davon, dass meine Meinung (dieser) Demokratie nun auch nicht gerade die beste ist (ich tendiere ja eher zum Anarchismus oder wenigstens zu ner Oligarchie …also nich wie die gerade falsch etikettierte, aber so generell) so liegt der Grundgedanke meines Erachtens nach nicht in einer Diktatur durch die (stupide) Masse, sondern in der Integration aller Teilmengen ins Herrschaftsgeschehen …ick hörehier schon beim Formulieren den besagten Klippenanruf klingeln…

      Und nee hör ick nich (auf) – die Neigung liegt in meinem schwierigen Verhältnis zu Musik allgemein begründet – ich brauch so Musikbücher – da bietet sich dat halt an ….ebenso wie Liedermacher und Punk – allet andre is Jeklimper oder Tanzunterstützung :o

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