Verschlossen

oder

“Du kommst hier nit rein!”

Ich bin ja ein Kind meiner Zeit: Also ständig mit dem Ohr am Puls des TickTacks – stets top auf dem Datum und immer bestens über die neusten Trends informiert …jedenfalls unter Berücksichtigung des Einsteinschen Merksatzes “alles ist relativ”. Und im Sinne meines Bildungsauftrags daher auch des Öfteren auf diesen Kickstarter-Plattformen unterwegs. Auf einer dieser Seiten fand ich dann kürzlich eine Idee, über deren Sinn und Unsinn ich nun seit geraumer Zeit grüble:
Die Anti-Rape Wear – so eine Art Keuschheitsgürtel, der gegen Vergewaltigung schützen soll.


gefunden auf indiegogo

In welchen Situationen soll frau denn bitte mit dem Ding rumlaufen? Immer? Nachts im Park? Auf Parties?
Verführt das Höschen womöglich nicht gar zu einem falschen Sicherheitsempfinden? (Marodierende Frauengangs stiften Terror bei nächtlichen Treffen auf Friedhöfen und in bisher als für Frauen unsicher geltenden Reiseländern).
Zeichnet sich eine Vergewaltigung einzig und allein durch Penetration aus?
Könnte es nicht gar zu ernsthaften Verletzungen führen, wenn ein_e Angreifer_in gar versucht, die Barriere gewaltsam und womöglich unter Einsatz von Schneidwerkzeug zu überwinden?
Ist es der eigenen Gesundheit tatsächlich zuträglich, wenn Madame angesichts eines wutentbrannten Angreifers mit der Kombination nicht freiwillig rausrückt?
Wird die Pille danach irgendwann nur noch ausgegeben, wenn frau nachweislich mit dem AR-Slip unterwegs war?
Erübrigen sich jenes Verhütungsmittel sowie Gerichtsprozesse dann nicht sogar, da Frauen, welche leichtsinnig und fahrlässig auf die korrekten Vorsichtsmaßnahmen verzichtet haben, wieder genauso viel Schuld an solchen Vorfällen tragen dürfen, wie vor gefühlten fünf Minuten noch die aufreizend gekleideten Minirockträger_innen?
Sehe ich das alles gar zu schwarz und sollte mich doch eigentlich freuen?

Selbstschutz ist ja die eine Seite der Medaille, gerechter fände ich es persönlich, wenn nicht die potenziellen Opfer alle erdenklichen Vorkehrungen treffen müssten, sondern potenzielle Täter, die wir natürlich ganz pauschal einzig übers Hebammengeschlecht bestimmen, in Sippenhaft genommen werden und welche dann bei Bedarf freigeschlossen werden können. Das Ganze sähe dann etwa so aus:
Keuschheitsgürtel für den Mannerwerbbar bei A.L.Enterprises – gefunden auf Otto.de SchleckySilberstein

6 Responses to 'Verschlossen'

  1. Ralph says:

    Mmmh, vermutlich reicht ein semischarfes Taschenmesser, um diese anti-Rape-Wear zu überwinden. Schützen könnten diese Höschen evtl. gegen einen spontanen Übergriff, z. B. nach einer Betriebsfeier u. ä.. Ist der Angreifer anders bewaffnet, würde die Überfallene diesen Slip wohl freiwillig öffnen. Es verschafft also maximal Zeit. Oder frau riskiert ihr Leben und sagt nein. Ich überlege eher ernsthaft, ob es wirklich schaden könnte … und denke: nein. “Besser” die Prügel für einen misslungenen, unbewaffneten Versuch einstecken als tatsächlich vergewaltigt zu werden. Würde ich als Mann meinen … dem genetisch bedingt das absolute Einfühlungsvermögen in die bedrohte Frau leider abgeht. Die Sippenhaft-Idee kommentiere ich mal lieber nicht … und leider bleibt bei jeder der beiden Möglichkeiten der spontane, animalische Sex auf der Strecke. O tempora, o mores …

    • DillEmma says:

      Laut Werbevideo soll das ja nicht ausreichen.
      Allerdings fielen mir auch spontan einige Situationen ein, in denen mir die ach-so-geheime Kombination glatt entfallen könnte: Zum einen auf besagten Feiern, ab einem gewissen Alkoholpegel – möglichst dann, wenn jener Alkohol ganz unbedingt das Slipgedöhns beiseite haben will (irgendwie gleichen sich hier Toilettenumschreibung und die mit dem animalischen Rumgesexe …hmmm)

      Und der fehlende Kommentar, wo jener Absatz doch ein Nölen vom Herrn Geheimrat provozieren wollte… Jetzt ist der ganz niedergeschlagen, der Absatz. DillEmma muss trösten, Koppstreicheln, Rotz ausm Antlitz wischen. Armer Absatz!

      • Ralph says:

        Gut, so ein Absatz ist ja auch nur ein Mensch. Nun denn: Grundsätzlich (es ist immer gefährlich, wenn ich einen Text mit “grundsätzlich” beginne ;-) ) finde ich die Idee heiter, wenn Dödel in so lustige kleine Gefängnisse eingesperrt werden. SM ist ja Ansichtssache. Allerdings möchte ich dann, wenn die Männer so Dödelgefängnisse bekommen, ein Gesetz haben, dass die Damen nur noch in Burkas herumlaufen dürfen! Denn sonst wird es SM auf offener Straße und ich mag mich nicht auf dem Asphalt winden, nur weil mein kleiner Freund den Drang verspürt, sich zu echauffieren! Und nein, damit sage ich NICHT, das Mädels im Minirock selbst Schuld haben, wenn sie vergewaltigt werden! Nur hat Mann keine Kontrolle darüber, wann der Dödel meint, sich vergrößern zu müssen. Die Kontrolle, wo man ihn reinsteckt, muss Mann aber natürlich haben. Und die Sache mit dem animalischen, spontanen Sex hatte ich ja schon angesprochen …

        • DillEmma says:

          Bei der Argumentationskette bin ich als alter “Sicherheit vor Freiheit”-Befürworterich ja ganz bei dir. Ein generelles Einsperren, von Körperteilen und Körpern als ganzes sollte sowieso viel weiter ausgeweitet werden.

  2. Fellmonsterchen says:

    “Nein, Herr Berlusconi! Sie bekommen keinen “Camouflage finish”, Ihre 3,5 cm müssen nicht getarnt werden, die sind eh kaum zu erkennen!”
    Ähm, Tschuldigung, musste eben meinem Dauerpatienten die Anschaffung eines CB-6000-Artikels ausreden — obwohl es vielleicht nicht schlecht wäre, da was wegzuschließen… egal.
    Diese Schutzhose überzeugt mich irgendwie nicht. Wie Du schon sagst, was, wenn man die Kombination zum Öffnen vergisst? Außerdem glaube ich, dass ein Vergewaltiger durch Brutalität die Frau dazu bringen wird, die Hose zu öffnen. Irgendwie scheint mir das Erlernen einer Kampfsportart vielversprechender…

    • DillEmma says:

      Ich wusste doch, dass der “gute” Berlu dabei reingeschneit kommt. Ist beim schreiben schon hier rumgestromert und fälschlicher Weise dachte ich, er verschwindet einfach, wenn ich ihn hartnäckig ignorier, doch scheinbar brauch er Ihro ärztliche Authorität (was würde Freud dazu sagen?-Wir wollen es besser nicht wissen…)

      Kampfsportart halte ich auch immer noch für das wirksamste Mittel – daher hat Stieftöchting auch einen Kung-Fu-Kurs zum letzten Geburtstag bekommen. Macht ihr auch Mordsspaß (nur irgendwie traurig, dass solche Motive bei diesem eigentlich schönen Geschenk tatsächlich auch eine Rolle spielten…)

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