Kinderbücher – Qual der Wahl

LesenPünktlich zu den Feierlichkeiten, meines persönlichen jährlich stattfindenden Events anlässlich der Verjährung meiner eigenen Kindheit (also des sozial anerkannten Zeitabschnitts dafür) habe ich den Umzug eines weiteren, perfekt passenden Artikels zum Projekt der 52 Bücher aus dem vorhergehenden Blog arrangiert. Sogar die Uhrzeit der Veröffentlichung ist mit dem Release meiner eigenen Person verknüpft. Widmen wir uns zu diesem weltbewegenden Anlass dem:

“Lieblingsbuch aus der Kindheit” (vor allem, damit ich mein Lieblingsbuch unterbringen kann ;) )”

Grandiose Wahl Miss Puschel-Wuschel! Aber ganz so leicht isses dann leider doch nicht. Da schießen doch gleich ganze Bibliotheksregale in mein Bewusstsein.

Also die Königin der modernen Kinderliteratur is ja schonmal von der Liste zu streichen. Astrid Lindgren fiel gleich mal in die Klauen der Monstermeute. Ein kleiner Einwand am Rande – ich wäre eher konservativ auf die “Pipi Langstrumpf – Idol meiner Kindertage“-Tour gekommen. Der König des Unfugs und des schlechten Wortspiels “Pumuckl” wie zu erwarten auch in rasanter Geschwindigkeit unter den Hammer gekommen. Kinderbücher leben von Gestalten,welche die Welt auf den Kopf stellen – das macht einen wachen Geist und fördert das Hinterfragen und Erkennen der sogenannten “Realität. In dem Zuge fällt meine Wahl also auf

Bestes Kinderbuch

Mein persönliches Pipi Langstrumpf Pendant mit direkterer Realitätsparalelle

Meine Schwester Klara

oder

Ich und meine Schwester Klara

Die Kinderbuchreihe von Dimiter Inkiow ist eine Art moderne Variante des Lindgren-Klassikers. Eigentlich ist aber auch alles ganz anders als bei “Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf“. Jedoch geht es auch hier irgendwie darum, Unsinn anzustellen und dabei der Welt der Erwachsenen auf die Schliche zu kommen (und sie möglichst zu ignorieren oder ihre Sinnhaftigkeit in Abrede zu stellen). Besonders gut erinner ich mich nicht mehr an die Geschichten im Detail. Sicher weiß ich nur noch, dass Klara die große Schwester von Klaus ist. Aus Klausis Sicht wird dem Leser auch Klara und ihre abgedrehte Ideenwelt geschildert. Der rotzfreche Erzählstil und die verquere Denkweise von Klara hat mir damals unheimlich zugesagt hat. Außerdem hat sie aus Großer-Schwester-Perspektive einen astreinen Indentifikationsfaktor. Möglichst ja in der Ausführung mit dem oben gezeigten Illustrator. Beim Suchen nach Bildern zu diesem Artikel bin ich nämlich über folgendes gestolpert:

Illustration-Kinderbuch

Auswirkungen auf das Identifikationspotential durch bestimme Illustrationsstile: "Die haben Klara verstümpert!"

Wie furchtbar, man kann doch nicht die gnubelnasigen Charaktere, die in Punkto Frisur und Gesichtsausdruck nostalgische Erinnerungen an meine Großmutter wach werden lassen, durch glatt stilisierte, biedere Heile-Welt-Fuzzis austauschen!

Kinderliteratur – aufmüpfiger Realismus vs. fantasievolles Schwelgen

Sorry, eigentlich sollte es jetzt gut sein, aber lediglich EIN Kinderbuch?! – Als Kind ist die Liebe doch weitschweifig und man ist so entscheidungsschwach (das ist heute natürlich gaaanz anders ;) )

Für den aufmüpfigen Realismus, der natürlich auch arg mit Fantasie und Träumerei durchsetzt ist, konnte ich mich als Kind schon immer mehr begeistern als für Fantasy-Geschichten. Herausragend in dieser Welt zwischen Realität und Entfühung daraus heraus empfand ich James Krüss’ “Mein Urgroßvater und Ich“. In dem Buch wird Kindern das Dichten und Geschichten-Schreiben näher gebracht. Die Dichterwettstreite zwischen Boy und seinem Urgroßvater verführen unheimlich zum Nachahmen und kitzeln die eigene Kreativität – quasi ein Sachbuch mit Geschichte …ein Grundstein für meine spätere Vorliebe für anekdotische und lehrreiche Stöberwerke, wie ich finde.

In puncto Fantasy hat mich hingegen wiederum eine Kinderbuchreihe tief geprägt. Das erste Buch, welches ich weggefressen habe und todtraurig war, als es dann einfach plötzlich zu Ende war – keine weitere Seite mehr *schluchz*. Das erste Buch, welches mich in völlig andere Welten entführte.

Der Zauberer der Smaragdenstadt

Diese sowjetiche Nachdichtung des amerikanischen Zauberers von Oz, welche für mich bis heute ganz patriotisch geprägt das eigentliche Original ist ;) . Auch wenn Alexander Wolkow mir damit meinen ersten Ausflug in die Welt der Fantasy spendierte, so wirklich dabei geblieben bin ich nicht. Ich habe zwar noch die restlichen Bücher der Reihe verschlungen und mich anschließend auch noch auf Michael Ende “Die unendliche Geschichte” eingelassen, welches mich allein schon durch die verschiedenen Schriften begeisterte – eine für die Realität, eine für das Land Fantasia. Aber letztendlich konnten diese Großmeister mich zwar komplett in ihre geschaffenen Fantasy-Welten ziehen, mich aber dennoch nicht dauerhaft oder gar nachhaltig für jenes Genre erwärmen. Merkwürdig…

Aller guten Dinge sind fünf oder so und daher noch das erste Buch, welches ich las, weil mich der Film so begeistert hat. War nämlich auch ein Kinderbuch. Mit knapp 300 Seiten der erste echte Wälzer in meiner kindlichen Wahrnehmung:

Sophiechen und der Riese

Roald Dahl lässt hier das kleine Sophiechen aus dem Waisenhaus ins Land der fleischfressenden Riesen entführen. Vom einzig netten Exemplar mit riesigen Segelohren, dem GuRie. Der hat nun Gesellschaft im gefährlichen Riesenland, wo er sich von schmackhaften Kotzgurken ernährt und lustiges Blubberwasser trinkt. Der clou am Blubberwasser ist, dass die (Kohlensäure?)-Bläschen hier nicht nach oben, wie bei uns, sonder nach unten blubbern. Daher rülpsen Riesen nicht, sonder sie furzen …und wie! Deftige Blasen müssen das sein, denn die schönste Stelle in Film und Buch ist, wie die beiden dadurch zu schweben anfangen und Furzelbäume schlagen :p

Ok – nun muss ich ganz dringend aufhören – weil mir fallen grad noch zich weitere Meisterwerke der Kinderliteratur ein. Welch herrliches Genre – viel zu weitschweifig ….dazu wäre durchaus auch ein 52 Kinderbücher Themen-Gedöns möglich ….ohne weiteres ;)

2 Responses to 'Kinderbücher – Qual der Wahl'

  1. Verstehe ich die ersten Sätze so, dass Du heute Geburtstag hast oder beziehen sich die Andeutungen auf ein anderes epochales Ereignis? Ich sag einfach mal: Herzlichen Glückwunsch und alles Gute, in der Hoffnung, dass es passt…

    • DillEmma says:

      Also das meinige Altern entbehrt ja sowieso schon kaum an Epochalität (und Tragik) …was bedarf es da mehr …also außer Glückwünsche von der Blogmutti, welche hocherfreut entgegengenommen und eingeheimst werden :)

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