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Die Rezension als Rezept_ionist_in

Projekt 52 BücherEs ist wieder Bücherzeit und diese Woche sollte mir das Thema ausgesprochen leicht fallen, denn es ist von mir und ich weiß sogar noch, wie beziehungsweise wieso ich darauf kam:
Diese Rezension! (…ist so viel kunstvoller als das Buch *schmacht* / …hat ja wohl den Popo offen! Man sollte sie verbuddeln! Mit’m Gesicht nach unten und überhaupt! / …hat mich vor dem Bösen bewahrt / …hat mir den Weg in den Lesehimmel gewiesen)

Vorweg sei erwähnt, dass ich herkömmlichen Rezensionen eigentlich eher wenig Beachtung schenke. Sie bewirken selten, dass ich mir tatsächlich in Buch kaufe, noch dass ich die Finger davon lasse. Einen derartigen Einfluss besitzen höchsten Klappentexte, Cover, Bauchgefühl oder Empfehlungen von geschmacklich kompetenten Freund_innen. In letztere Kategorie fallen allerdings auch einige Beiträge diverser Mitstreiter_innen der 52 Bücher. Rezensionen des Feuilletons lasse ich allerdings zunehmend komplett ungelesen.
Die Rezension an sich spielt sich bei mir also nicht unbedingt als die Rezeptionistin in der Hotellobby zum Leseerlebnis auf, die einem schon bei der Ankunft am Reiseziel durch flapsiges oder schleimiges Verhalten klarmacht, wie der Aufenthalt die nächste Zeit so laufen wird. Vielmehr ist sie so eine Art Beipackzettel: Manche Nebenwirkungen treten ein und andere treffen eben nur den Unglücksraben unter Zehntausend. Bei diesem Gleichnis wird Literatur irgendwie zum relativ berechenbaren Glücksspiel, entweder sie wirkt wie vorgesehen oder man findet sich Blut kotzend im Rinnstein wieder. Der Rest landet auf dem Index oder wird gar nicht erst zugelassen – Schrägstrich – verlegt. Passt! …oder ist die Rezension dann gar Rezept und Beipackzettel? Gibt es Bücher, die unters BTMG fallen (sollten)?

Rezensionen zum Hören

Auf RadioEins gibt es wöchentlich eine Sendung namens “Die Literaturagenten”. Neben einer, von irgendwelchen offiziellen Bestsellerlisten unabhängigen Bücherliste, die sich vor allem an erfragten Verkaufszahlen ausgewählter Buchläden in Berlin und Brandenburg orientiert, wird hier auch stets das ein oder andere Buch vorgestellt, darüber gestritten oder sich mit den Autor_innen drüber unterhalten. Hier mag ich die persönliche und sehr außergewöhnliche Auswahl der Bücher wirklich ziemlich gut leiden und vertraue empirisch auch großteils den Meinungen der Moderator_innen.

Die Rezension zum Themenvorschlag

Auf das Motto kam ich übrigens nach dem Lesen einer Rezension, wenn das in dem Fall so genannt werden kann, von André Herrmann. Der Poetry Slammer hat in seinem Blog ein Experiment gewagt:
Eine quasi Livezusammenfassung des Inhalts und seiner eigenen Gedanken beim Lesen von “50 Shades of Grey”.
Warum er dieses Martyrium, denn nichts anderes kann dieser Prozess gewesen sein, auf sich genommen hat, erschließt sich mir zwar nicht. Doch dafür sorgte jener offensichtlich masochistische Chrarakterzug in ihm für einen detailierten wie brillanten Exkurs in menschliche Abgründe. Abgründe witzigster Langeweile, komischster Fremdscham und sogar gesellschaftskritischer Diskurse. Diese “Rezension” findet sich unter dem aussagekräftigen Titel “50 Shades of nee, ey“. Eine echte Rezension zum Liebhaben. Von der Länge her sogar etwas für einen lauschigen Abend vor dem Kamin. Hinterher fühlt man sich derart erschöpft, als hätte man es geschafft, sich selbst durch das Original zu quälen, so mitreißend ist diese Schilderung einer offenbar überaus leidvollen Erfahrung gehalten. Dennoch bleibt die beruhigende Gewissheit es eben nicht getan und nichts verpasst zu haben. Zudem konnte ich mich als Passivleser dieses Romans sicherlich weitaus köstlicher amüsieren, als es der Herr Herrmann tat.

Bezaubernde Jugend

Projekt 52 BücherKaum ist das Projekt 52 Bücher gestartet, bin ich schon wieder am Aufholen. Diesmal schaffe ich es aber und nehm die Sache ernst, schließlich wurde ich vom Herren Dunkelschlumpf (derzeit hauptsächlich in der Wauzelwelt aktiv, sollte es wie so oft, zu erwartenden, nicht auszuschließenden, zu weiteren Umzügen kommen, so werden sie hier wie immer kurz vor Schließung der neuen Wirkungsstätte, sobald ich es wie immer verspätet mitbekomme, darüber informiert) zu einer Wette herausgefordert. Darüber, dass ich immer genau in der Woche, in der das Motto ausgegeben wird, auch einen Artikel dazu raushauen muss, hat er nichts gesagt (ich wähne mich also noch im Rennen). Einzig das “neue” Motto stammt von ihm:
Ein Zauberbuch …gerne auch im Sinne von: Ein zauberhaftes Buch.

Echt zauberhaft” von Terry Pratchett wäre sicherlich bezaubernd passend. Doch wie von Zauberhand wird mit hoher Wahrscheinlichkeit so einigen anderen diese Idee auch im Kopf erscheinen. Einfach magisch!
Also reise ich mittels Bücherregal zurück in meine düstere, im Sinne von “okkulte” Vergangenheit. Wir landen mitten in DillEmmas Pubertät. Da gab es eine Phase, in der sich meine damals beste Freundin für eine Hexe hielt und gemeinsam mit dem Schwarm ihrer jüngeren Schwester, welcher sich selbstverständlich ebenfalls für einen Hexer hielt, mit dementsprechender Literatur befasste. Sie tauschten kleine Rituale und vor allem komplett wirkungslose Liebesbeschwörungen aus und liehen sich die neusten magischen Bücher, Steine, Pendel, Karten und sonstige magische Gegenstände. Sie gingen gemeinsam Kräuter und Zeuch sammeln, um Pasten und Tränke anzurühren, die bis auf olfaktorische Abwechslungen im Kinderzimmer meines Erachtens nach zu keinem Zeitpunkt eine besondere Wirkung erzielten.
Eine besonders mystische Person war ich sicher nie. Anfangs belächelte ich das sich, besonders im weiblichen Außenseiterkreis meiner Schulklasse, ausbreitende Gebaren lediglich oder machte mich vielmehr lauthals darüber lustig. Schließlich hatte ich bereits oder gerade als Teenager die Weisheit mit dem Löffel gefressen und die Wahrheit gepachtet! Zudem betrieben sie ausschließlich “weiße Magie” und wenn ich mich von irgendetwas angezogen fühlte, dann doch zumindest von irgendwelchen “bösen” Seiten. Ein Grund mehr, alles bösartig ins Lächerliche zu ziehen.
Da in meiner Gegenwart nie ein Zauberspruch oder ein Gedankenübertragungsdingsbumms funktionierte, lag das natürlich nicht an den “magischen Kräften” der entsprechenden Beteiligten. Nein! Einzig meine negative Energie und mein Unglaube versagte ihnen, sobald ich zugegen war, beispielsweise das Wetter zu beeinflussen. Dabei hatte der Schwarm doch schon extra beim Spazierengehen heimlich nach einer kleinen herannahenden Regenwolke gespäht, bevor er gewichtig zu murmeln begann und eine meteorologische Abkühlung an einem heißen Sommertag heraufbeschwören wollte. Blöd, dass die von seinen weiblichen Anhängern unbemerkte Wolke einfach abdrehte oder sich auflöste oder spielen ging oder was Wolken halt so machen, um sich nicht von aufgeblasenen Teenieschwärmen instrumentalisieren zu lassen. Das vermeintliche Ende meiner schwarz-weiß-magischen Karriere kam dann bei einem Mädchenabend. Alle wollten Gläserrücken und waren so ganz versunken in geistige Sphären oder dergleichen, nur ich und irgendein anderes, “ebenso unreifes” Mädel, bekamen uns bei den schwülstig vorgetragenen Anrufungen des Geistes einfach nicht in den Griff und prusteten wiederholt in die “heiße Phase” und quer übers Ouija-Brett, bis wir des Raumes verwiesen wurden. Beleidigt und in unsrer Ehre als aufrechte Störenfriedas gekränkt, liehen wir uns kurzer Hand ein Laken von der Mutter der Gastgeberin. Ich nahm meine Schwester im Geiste huckepack und warf das Laken über unsere nun recht ansehnliche Gestalt. So warteten wir, heroisch unser Kichern unterdrückend vor der Tür des Kinderzimmers, bis wir von innen die Frage vernahmen: “Bist du ein guter oder ein böser Geist?” Wir stürmten durch die Tür, schrien “EIN BÖSER!”, die Anwesenden Mädchen kreischten, das Gläserrücken war vermutlich für diesen Abend gelaufen. Doch so genau weiß ich das nicht, denn die beiden geistreichen (muhaha, wat’n Wortspiel “geist-reichen”) Damen wurden der Wohnung verwiesen und durften statt im Freundeskreis zu übernachten und sich womöglich noch an zauberhaften Gruselgeschichten zu erfreuen, vorzeitig den Weg nach Hause antreten.
Trotz dieser Startschwierigkeiten mit der Magie, bin ich tatsächlich im Besitz einer Art Zauberbuch.
Hier jenes:

Zauberbücher

Der gewiefte Betrachter wird womöglich feststellen, dass es sich sogar um ganze zwei Exemplare handelt.

Wie das aber nun zu mir gekommen ist, das weiß ich gar nicht. Womöglich irgendein übernatürliches Phänomen. Einfach zauberhaft im Regal materialisiert. …oder, ganz irdisch innerhalb einer erneuten Trotzphase (An dieser Stelle hat der Artikel die magische Grenze von 666 Worte gehabt! Ich sah das eben, wo ich sonst nie drauf achte – ein zauberhaftes Zeichen?) geschuldet. Denn es ist weißmagischer Natur und könnte daher damals als kleine Auflehnung in einer kurzen Liaison mit einem Gothic oder Satanisten in meinen Besitz gelangt sein.

Fatale Fußball-Freizeit

Projekt 52 BücherGut das zweite Motto, der Bücherwochen beim Fellmonster, hätte ich der Aktualität wegen eventuell etwas zeitnäher bearbeiten sollen. Denn der prekäre Umstand
Fussball-WM vorbei und nun?
hat sich mit dem Start der Bundesliga ja wieder etwas entschärft. Ansonsten ist nächstes Jahr ja auch wieder WM, dann is EM und das Jahr drauf wieder und dann is schon wieder WM. Allerdings habe ich ein kleines Foto vorbereitet, was passiert, wenn die Unterhaltungskultur mich einfach, zwar absehbar, jedoch dennoch gefühlt abrupt in ein Selbstversorger-Loch fallen lässt:
sowas kommt von sowas
Die ersten drei oder vier Romane, habe ich in einem kleinen E**y-Kaufrausch erstanden und dann kam ich am nächsten Tag noch auf die waghalsig übergeschnappte Idee, ich könnte doch für Stieftöchting zum Geburtstag ein Buch besorgen. In einem Buchladen. Ein Buchladen! Böser Fehler. Ich stolperte nämlich rein zufällig und zum ersten Mal über ein solches Antiquariat, wie ich es vorher bewusst suchte und nicht fand:
Ein Antiquariat mit Scheibenwelt-Ecke.
Böse Falle. Zum Glück hatte der entsprechende Buchhändler des Bösen ein wenig Mitleid und machte mir so eine Art Kilopreis, wie er hämisch grinsend betonte. Daher kostete der Pratchett-Stapel insgesamt genauso viel, wie ein (EIN!) Buch fürs Kind. Doch selbst bei diesem literarischen Geschenk wurde ich noch von Eigennutz geleitet. Sie bekam nämlich ein Experimentierbuch:
Mark Benecke “Das knallt dem Frosch die Locken weg: Experimente für kleine und große Forscher”.
Der Autor ist Kriminalbiologe und arbeitet zu einem großen Teil mit Insekten. Insbesondere Maden scheinen zu seinen Lieblingshelfern zu zählen, was sich auch in den Experimenten niederschlägt. Gleich mehrere davon drehen sich ums “Maden anlocken”, “Maden schlüpfen lassen” oder gar “Mit Maden malen”. Diese Versuchsreihe haben wir während des Ferienaufenthalts von Stieftöchting dann galant ausgespart. wir wollten ja nicht der Mama die Freude nehmen auch ein wenig mit Töchting zu experimentieren. Die freut sich bestimmt über ihre neuen Haustiere und kann gleich eine professionelle Madenzuchtstation eröffnen. Stiefzwilling und ich haben uns eher (ganz uneigennützig natürlich) den spaßigen “Knall, Zisch & Peng”-Experimenten gewidmet.

Sie ist wieder da!

Projekt 52 BücherDie Überschrift bezieht sich keineswegs auf meine Wenigkeit, obwohl das durchaus auch damit gemeint sein könnte. Nein! Vielmehr gehen Jubelschreie durchs Netz, denn die die 52-Bücher-Challenge vom Fellmonster geht in die dritte Runde! Trotz fehlendem Internet in den eigenen vier Wänden oder lediglich Zugang über diese kleinen umständlichen Schlaufone, Karpaltunnelsyndrom und Tennisellenbogen (Richtig: medizinisch heißt das gar nicht Tennisarm, sondern Ellenbogen. Wieder was gelernt!) muss ich zu diesem Anlass doch unbedingt wieder regelmäßiger hier was hintippeln.
Ziel diesmal: Keinen Beitrag auslassen!

Zum Auftakt gibt es auch gleich einen Klassiker – da bleibt sich die Kalamitäten-Kati treu:

Was liest du zurzeit?

Ich bin derzeit in der Zwischenphase von zwei Büchern. Das eine hängt mir seelisch noch nach, dass andere wurde bereits begonnen. Prinzipiell ist da noch ein drittes, dessen letzte 50 Seiten schon einige Wochen darauf warten, endlich gelesen zu werden. Aber dieses dritte oder vielmehr dessen Ende macht mir irgendwie Angst oder auch Unlust. Es ist

Venusneid von Rita Mae Brown

.
Und es begann so gut:
Eine Frau bekommt die Diagnose Lungenkrebs im Endstadium. In ihrer letzten Nacht im Krankenhaus fühlt sie, dass es jede Sekunde vorbei sein kann, reißt sie sich den Morphinschlauch raus und beginnt, zu schreiben. Sie schreibt allen Menschen einen Brief, die in ihrem Leben eine wichtig Rolle spielen, ob nun durch familiäre, geschäftliche oder freundschaftliche Bindung. Eine Art Abschiedsbrief, in dem sie abgrundtief ehrlich ist. Sie offenbart nicht nur sich selbst, sondern eben auch alle Gefühle und Gedanken, die sie den jeweiligen Menschen gegnüber wirklich hegt. Am nächsten Tag wacht sie widererwartend auf, die Briefe sind bereits abgeschickt und der Arzt bescheinigt ihr eine Fehldiagnose. Es war schlichtweg nur eine schwere Bronchitis. Sie wird überleben. Es ist eine Wiedergeburt in doppelter Hinsicht. Denn dem Tod so nah gewesen zu sein, macht einerseits sicherlich vieles bewusst und stärkt den Willen, in einer neuen Chance alles anders oder vielmehr richtig zu machen. Andererseits kann ein solch abrupter Umbruch, bei welchem du komplett blank gezogen, vielleicht auch unbequeme Wahrheiten ausgesprochen hast, dein komplettes bisheriges Leben inklusive aller Sicherheiten zusammenbrechen lassen. Alles gerät ins Wanken, nicht nur nach und nach, sondern eben auf einmal. Dieses Zusammenspiel von Ende und Neuanfang und wie das einzelne Individuum und dessen Fassaden auf die gesamte Umwelt wirken, fand ich einfach immens spannend. Spannend sind auch Ort und Zeit in der die Handlung spielt, denn ein wichtiger Punkt in den Briefen ist das Coming-Out der Romanheldin, die wie so viele von Rita Mae Browns Figuren lesbisch ist (wenn es keine Katzen sind – denn sie fing irgendwann an, diese unsäglichen Katzenkrimis zu schreiben – WARUM?!).  Anfangs mochte ich auch die sporadisch auftretenden Abrutscher ins Irreale. So ist die Protagonistin Kunsthändlerin und eines der Ausstellungsstücke in ihrer Galerie, eine Art Familienbild der griechischen Götter, welches Ewigkeiten in einem Bordell gehangen hat, scheint immer mal wieder Kontakt mit der “Realität” aufzunehmen. Doch eines Tages bekommt die Hauptfigur beim Auswechseln einer Glühbirne einen elektrischen Schlag und findet sich tatsächlich zwischen all den Göttern und Göttinen wieder, mit denen sie dann überirdischen Sex hat, dazwischen dann bei Nektar, Ambrosia und Cola philosophische Gespräche über die Menschheit und die Liebe führt. So als Ausflug hätte ich das ja noch ertragen, aber das geht nun schon geschlagene 100 Seiten so und irgendwie verstimmt mich die Aussicht, es könne bis zum Ende so bleiben.

Das Buch, bei dem ich vorgestern die letzte Seite zuklappte und welches mir sicher noch etwas nachhängen wird, trägt ebenfalls einen für mich sonst eher abschreckenden Titel:

Das geheime Prinzip der Liebe – Hélène Grémillon

Das Buch hat mir die Quasi-Schwiegermutter geschenkt. Das machte mir schonmal gehörig Angst. Es war nämlich bereits ihr zweites Buch an mich. Bücher schenken ist ja eh schon eine Kunst für sich, aber sie ist zudem passionierte Nicht-Leserin mit einem generell wirklich anderem Geschmack als meinem eigenen. Bei einer solchen Konstellation darf theoretisch vom Schlimmsten ausgegangen werden. Beim letzten Mal bekam ich dann auch eine Art Fürstenroman oder so etwas. Ich gebe zu, ich hab dieses erste “Buch” nicht gelesen. Ich habe mir allerdings die ersten 20 Seiten Personenverzeichnis angeschaut. Es las sich ein wenig wie der Anfang der Bibel (“Dings zeugte Bumms und Bumms wiederum zeugte Knall” oder so ähnlich). Ich habe sogar die aufgeführten Personen durchgezählt. Etwa 200 Charaktere – das wirkte mir dann angesichts der zwei bis dreihundert Seiten doch minimal überladen. Und dann lauter ellenlange Adelstitel …och nööö. Das geheime Prinzip der Liebe hingegen, steht jedenfalls überraschend konträr zu der ersten Erfahrung. Es hat mich von Anfang an gepackt und wirkte, wie gesagt, sogar über das Leseerlebnis hinaus noch nach. Irgendwie zwischen Krimi, Geschichtsroman und Familiendrama.
Ich hau hier mal dennoch nur den Klappentext hin. Zum einen, weil ich bei den ganzen inhaltlichen Verflechtungen und Wendungen einfach nicht den potenziellen Lesern irgendetwas vorweggreifen möchte. Zum anderen, lese ich es ja aktuell gar nicht mehr, es ist also streng genommen gar nicht teil dieser Bücherwoche:

“Eine bedingungslose Liebe, die sich während des zweiten Weltkriegs in Paris verliert.
Eine Mittellose Malerin aus der Champagne, die für ihre Gönnerin ein Kind bekommt.
Eine Frauenfreundschaft, die in Hass umschlägt.”

Diese Beschreibung trifft es ziemlich gut und sagt dennoch nichts über den Inhalt aus. Denn hinter den einzelnen Worten steckt wie so oft, so viel mehr.

Kommen wir also zu dem Buch, das ich derzeit so wirklich aktiv lese:

Alice Walker “Die Farbe Lila”

Zumindest der Film ist sicherlich recht bekannt. Das war damals einer der ersten “Erwachsenen-Filme”, die ich mit meiner Mutter schauen durfte. Beeindruckt war ich schon damals. Dennoch war das alle irgendwie zuviel. Ich habe ihn sicher dreimal im Abstand mehrerer Jahre und Reifephasen gesehen, um irgendwie die ganze Handlung aufzunehmen. Thematisch habe ich den Film auch lange Zeit mit “Grüne Tomaten” durcheinander geworfen. Die wandelnden Rollen der Schwarzen in Amerika (und damit auch die der Weißen) sowie die Emanzipation der Frau (und damit auch die der Männer) steht in beiden Büchern und Filmen im Mittelpunkt. Der Umgang mit diesen gesellschaftlichen Umbrüchen könnte allerdings nicht gerade unterschiedlicher verarbeitet sein. Beide Bücher habe ich auch erst nach den jeweiligen Filmen gelesen. Dabei fiel “Grüne Tomaten” in meinem ersten Beitrag zum Bücherprojekt überhaupt, der zweifelhafte Titel “Beste Buchverfilmung” zu. Zweifelhaft deswegen, da der Film das Buch um Längen schlägt. Bei “Die Farbe Lila” sieht das bisher ganz anders aus. Sonderlich weit bin ich zwar noch nicht, aber Zahl und Intensität der Entenpellen und Würgereize, die das Buch bisher auslöste, übertrumpfen jetzt schon die des gesamten Films.

Enthüllungsbericht – Wer versteckt sich wirklich hinter dem Pseudonym “Nanny Ogg”?

Projekt 52 Bücher Nach kurzer Verschnaufpause, geht es heut endlich wieder an die Aufholjagd bei den 52 Büchern des Fellmonsters. Wir widmen uns dem Motto der 10.Woche:

Ein Buch, das man wunderbar unter ein Tischbein schieben kann, damit der Tisch nicht mehr wackelt

Zunächst dachte ich, dieses Thema sei metaphorisch gemeint und verlangt nach so genannten Nutzbüchern. Bücher, die am besten immer parat sein sollten. Gebrauchsanweisungen dazu, wie sich ein besonders erfülltes Leben leben ließe zum Beispiel. Kochbücher oder gar “Benimmregeln zu Tisch”. Immer in greifbarer Nähe, damit vor dem gekonnten Maßregeln des Gegenübers auch fix noch die Richtigkeit der eigenen Ansichten verifiziert und in der anschließenden Diskussion eingehend belegt werden kann (bei Widersprüchen eignen sich dicke Wälzer auch dazu, dem eigenen Standpunkt Nachdruck zu verleihen, indem das Werk schwungvoll über Goschen aus denen Widerworte quellen, gezogen wird).
Doch dann kam wie immer (wenn Monate ins Land fließen) alles ganz anders:
Seit gestern lese ich nämlich meinen ersten Hexenroman aus der Scheibenwelt. “Total verhext” heißt das gute Stück und lässt mich in leise Zweifel geraten, welche Geschichten ich nun favorisieren werde. Bisher war eindeutig TOD mein Lieblingsprotagonist. Die Hexen laufen ihm allerdings derzeit stark den Rang ab ….oder schnattern ihn nieder bzw. machen ihn streitig (denn wenn die eins können, dann scheinbar wundervoll streiten – also unter anderem. Das Büchlein macht mir allerdings auch in zweierlei Hinsicht ein wenig Angst. Zum ersten erinnert mich der Titel stark an diese Fernsehserie aus den 90ern “Sabrina – total verhext”. Ein semilustiges Werk über eine Teenagerhexe, die bei ihren Tanten lebt. Irgendwie möchte ich, sollte jemand in der U-Bahn das Cover erblicken, nicht mit solchem Gerödel in Verbindung gebracht werden. Doch das ist eigentlich nebensächlich und hat mit der Grandiosität des Romans an sich ja auch überhaupt nichts am Hexenhut.
Was jedoch weitaus beängstigender wirkt, ist der Umstand, dass sich beim Lesen über die Wanderung der drei Hexen lediglich zwei von ihnen als solche in meinem Kopf bildlich korrekt manifestieren. Ein Zauberweib springt allerdings lediglich als puscheliges grünes Fellknäuel durch meine Vorstellungskraft. An der Stelle, wo es im “fremdländigen Ausland” einen Drink (es mag Drinks) namens “Bananenklau” entdeckt, stolpert jene Hexe statt mit einem Rum, in dem eine Banane steckt, gar mit einem limettigen Caipi-Glas durch meine Imagination zu ihren Begleiterinnen Oma Wetterwachs und Magrat Knoblauch. Dies verwirrt mich alles zutiefst. Das ist doch Hexenwerk und sollte weggeschlossen werden. Am besten unter einem soliden Tischbein.

Wenn der Vater mit dem Sohne

Projekt 52 BücherNachdem ich in meiner energiegeladenen Aufholjagd gestern gleich mal den zweiten Beitrag zu einem der wenigen Themen, die ich bereits abgehakt hatte, veröffentlichte, habe ich den Artikel mal schön nach hinten datiert, damit das auch ja keiner merkt. Gut eigentlich stimmt hier tatsächlich irgendwas mit dem Datum nicht, keine Ahnung woran das schon wieder liegt, doch beruhigend zu wissen, dass nicht nur bei mir gerade der Wurm drin ist. Hier also das doppelt abgesicherte Thema der Bücherwoche 19 – garantiert “unique”, wie manche so “schön” sagen:

Wenn der Vater mit dem Sohne…

…und die Mutter gegen die Tochter, die dann wiederum zur vermeintlichen Großmutter, welche ohne Großpapa…
Erweitere ich das Motto in dieser wirklich logischen Richtung, werfe anschließend den so schön sortierten Keimling beiseite und widme mich einzig und allein seinem Sproß, so kommt dabei folgendes Buch heraus:

Jessica Soffer “Morgen vielleicht”

…ist eines der großartigsten Werke, die ich in diesem Jahr lesen durfte. Das Buch ist so dermaßen einfühlsam geschrieben, dass es beim Auf-die-Magengegend-Drücken immer noch hell und weich wirkt. Wie ein überdimensionaler Wattebauch, der sich auf die Lesenden niederschwingt und ihnen die Luft zum Atmen nimmt. Nun aber von der vorweggenommenen Wirkung zu eigentlichen Inhalt: Alles dreht sich um Lorca. Zumindest das Buch, denn in Lorcas Leben scheint sich nichts um sie zu drehen, sondern vielmehr sie sich um ihre Mutter. Lorcas Mutter hingegen dreht sich hauptsächlich um sich selbst und kulinarische Genüsse. Da müssen auch Lorca und das Buch selbst mitziehen – es wimmelt nur so von kulinarischen Metaphern, Anspielungen und Speisesymbolik. Dieser Stil riecht und schmeckt aus allen Poren und ist streckenweise appetitanregender als das beste Kochbuch. Lorcas Mutter ist Sterneköchin und Leiterin eines gehobenen Restaurants. Lorcas Vater wurde vor einiger Zeit einfach aus beider Leben verbannt, weil er nicht in den Lebensplan der Mutter passen wollte. Beziehungsweise weil er zu schwach war, seinen Standpunkt, nicht in ihren Plan passen zu wollen, tatsächlich auszuleben. Zu weich. Lorca blickt zu dieser resoluten Frau auf, schluckt ihre eigenen Bedürfnisse, wie die Tränen für den Vater hinunter und versucht es ihrer Mutter in jedem Sinne recht zu machen, indem sie kocht. Nicht einfach nur Kochen – meisterliches kulinarisches Experimentieren vielmehr. Lorcas Ventil ist sie selbst. Schon als kleines Baby, ballte sie wohl ihre Fäuste dermaßen zusammen, dass sie sich mit den Nägeln die Hände aufstach. Dieses Verhalten ist geblieben, hat sich ausgeprägt und verselbstständigt. Lorca verletzt sich regelmäßig selbst. Nie ist sie ohne frische Wunden. Eines Tages wird Lorca in der Schule beim Schneiden erwischt und daraufhin von dieser verwiesen. Ihre Mutter will sie in ein Internat geben. Irgendwohin wo jemand besser auf sie aufpassen kann und will, als sie selbst. Lorca will allerdings nicht. Nicht etwa, weil sie irgendwen aus ihrer Schule vermissen würde, dazu ist sie zu sehr Einzelgänger. Doch es wäre keiner mehr da, der sich um ihre Mutter kümmern kann – schließlich sieht sie das als ihre Aufgabe an. Sie besänftigt sie mit dem perfekten Essen – je nach Gemütslage. Meisterliche Kochkünste sind ihre Verbindung zur Mutter und der einzige Weg, um einen Hauch Anerkennung von diesem unnahbaren Wesen zu erfahren. Doch um die Trennung abzuwenden, muss es schon ein besonderes Gericht sein. Schließlich ist die Situation verfahren. Lorca belauscht zufällig ein Gespräch zwischen ihrer Mutter und ihrer Tante in welchem der mysteriöse Name eines nie gehörten Gerichts fällt. Ein Gericht, mit dem ihre Mutter eine besondere Erinnerung verknüpft. Ein echtes Seelengericht also: Masgouf. So begibt sich Lorca auf die Suche nach diesem mysteriösen Masgouf und findet Victoria, eine alte Frau mit nagender Vergangenheit, deren Mann gerade gestorben ist. Die Irrungen und Wirrungen, persönlichen Entwicklungen und psychischen Umstürze, welche die keimende, wachsende und bald blühende Freundschaft zwischen dem Mädchen und der alten Frau fortan ausmachen, sind schlichtweg mitreißend. Über allem liegt der Schatten von Familiengeschichten, Abhängigkeiten und Sehnsüchten. Die Geschichte hätte also wahnwitziges Potenzial ins Schnulzige abzurutschen, tänzelt aber gekonnt, authentisch und mitreißend um diesen Abgrund herum und hinterlässt neben jeder Menge Kohldampf auch einen erlesenen Geschmack von Liebe und Freundschaft.

Leichtes Thema – schwere Kost

Projekt 52 BücherDas Fellmonster versucht sich derzeit (damals als ich diesen Artikel begann) erfolgreich in der Rolle der “frisch fröhlichen Frühlingsbrise” und arbeitet hart am flauschigen Image. Daher gibt es in der 14. Bücherwoche wieder ein wahrhaft einfaches Thema:

Welches/r Buch/Roman in Deinem Regal hat die meisten Seiten {ungefähr 1400 – 12bändiger Brockhaus ausgenommen}

Zunächst musste ich ja erstmal wochenlang schmollen, weil die liebe Isi, mir noch in der Nacht der Veröffentlichung, das einzige Buch, welches mir auf Anhieb einfiel, wegschnappte. Allerdings hatte ich das bereits eh verwurstet. Die Wohlgesinnten heißt der Klopper. Zudem konnte ich bei der daraufhin notwendigen Bestandssichtung endlich mal wieder eine neue Ordnung in die hauseigene Bücherei bringen und habe darüberhinaus noch einige aufregende Entdeckungen tätigen dürfen. Ich zog nämlich jegliche Literatur aus dem Regal, welche mir optisch umfangreich erschien und stellte fest: Papierstärke hat ab einer gewissen Seitenanzahl, eine gehörige Auswirkung auf ebendiese. Da können einige Zentimeter Buchdurchmesser mehr, teilweise sogar mehrere hundert Seiten weniger bedeuten als bei deutlich dünneren Werken. Fasziniert kramte ich meine Regale aus, bilde Stapel auf dem Boden, von denen ich selbst noch nicht wusste, was sie bedeuten sollen. Plötzlich überfiel mich der Drang, nach Zahlen zu sortieren. Einzig hinderlich, dass ich beim Anblick der nächsten Zahl immer gleich die vorhergehende vergesse. Dramatische Szenen spielten sich zwischen den Wälzern ab, auf die ich nicht näher eingehen will, weil meine Fantasie immer noch zu ausgedörrt von der Hitze ist (damals als ich diesen Artikel schrieb, gab es auf unserer Erde scheinbar so etwas wie Wärme), als dass ihr osmotischer Zustand auch nur den Schein eines Blühens zuließe. Die Vergangenheits-DillEmma entschied sich damals wohl für ein sakrales Werk: Eine Bibel. Allerdings nicht irgendeine, sondern die Bibel der Hypochonder!

Der Pschyrembel

Seitenanzahl: Glatte 1873
Anzahl der Krankheiten: Nicht zu viele als dass ich sie mir nicht alle im Laufe der Zeit mindestens einmal einbilden könnte.
Dem Isi-Wuff sei daher verziehen, zumal ihr Littell sogar noch mehr Seiten als der meine zu besitzen scheint.

Zu Flauschig – Stopp im Wahnsinn

Projekt 52 BücherAufholjagd 52 Bücher …stopp…
Müssen uns beeilen …stopp…
Nur noch wenig Zeit …stopp…
Dürfen nicht stoppen …stopp…
Zehn Wochen 52 Bücher – etwa 20 Beiträge im Rückstand …stopp…
Drei Wochen bis Weihnachten – etwa ein Geschenk bereits beisammen …stopp…
Geschenke immer einen Tag vorher kaufen und sich dann über Menschenmassen aufregen …stopp…
Im August gekaufte Geschenke komplett vergessen oder erst im März wiederfinden …stopp…

Zurück zum Thema …stopp…:
Oooh wie puschelig :-D soo herzig!!!

Extrakt: Puscheligkeit pusht! …stopp…

Flausch berauscht …stopp…
Letztes Jahr Fellbuch an ungeborenen Großcousin verschenkt …stopp…
Verdammt flauschig! …stopp…
Fellbuch hieß eigentlich Fühlbuch …stopp…
Bezeichnung irreführens ..stopp…
Jedes Buch kann erfühlt werden …stopp…
Großcousin ließ sich mit literarischem Flausch nicht bestechen …stopp…
Wurde geboren und mit dem Namen Jasper gestraft …stopp…
Sowat passiert, wenn Kinder Dillemmas Geburtstag klauen …stopp…

DAS ist ein Jasper …STOPP…
Wird ein “stopp” mit Bedeutung “Ausrufezeichen” großgeschrieben oder dann statt “stopp” “Ausrufezeichen” geschrieben …stopp…
Wie werden Fragezeichen gestoppt …stopp…

“Stopp” schreibt man nun mit doppel pp….stopp……..stopschilder wehren sich……..stopp….wer postpopuläre Postkutschen stoppt postet pubertieren Poppluschen…stopp.

- Der Sichiboom -

Gar schröckliche Selbstreflexion

Projekt 52 BücherNur noch zehn Wochen bis zum Ende des Projekts 52 Bücher. Bis dahin habe ich beschlossen, den Rückstand aufgeholt zu haben. Ich übe mich nun also im Kurzfassen. Daher flugs zum Thema:

Schreckliche Buchgeschenke

So etwas wagt sich bei mir keiner. Die wenigsten schenken mir allerdings Bücher. Die meisten dieser Wenigen besitzen allerdings den Anstand vorher nach speziellen Wünschen zu fragen oder sie zu kennen.
Außer eine:

Braucht sie auch nicht, denn Continue reading Gar schröckliche Selbstreflexion

Regenbogenliteratur

Projekt 52 BücherDie neunte Bücherwoche hat bei mir persönlich zu gewaltigem Hirnquietschen geführt:

Regenbogen

Das ist ja nicht einmal nur ein Thema. Wäre ich ausschweifend, so würde ich nach Farben sortieren und dann darin nochmal nach Symbolik, Kultur-Geschichte und spiritueller Wirkung. Zum Glück hat das Eva Heller bei “Wie Farben wirken” – dem Standardwerk im Regenbogenspektrum bereits erledigt.
Bucherwähnung abgeschlossen.
Artikel zu ende.
Nicht?
Regenbögen in Einzelteilen gülden nicht?
Nun denn, so präsentiere ich die ersten zwei halbwegs literarischen Assoziationen, die mir zum Thema durch den Kopf latschten:

Spinnboden – Das Lesbenarchiv

queen der regenbögenDer erste Gedanke bei Büchern und Regenbögen geht natürlich unweigerlich in Richtung queere, schwul-lesbische oder sonstwie abseits der Heteronormativität gefärbte Literatur. Davon habe ich ein lächerliches Regal zu Hause rumstehen. Doch unweit der heimischen Bücherbestände existiert ein uriger Dachboden, der “die größte Sammlung von Zeugnissen und Spuren lesbischer Existenz europaweit” beherbergt. Hier finden sich interkulturelle Schätze der Frauen- & Lesbenliteratur, seltene Filme (wie die Reportage von Ulrike Meinhoff zur Heimkampagne) Lesungen & Veranstaltungen. Insgesamt eines der geschichtsträchtigsten Stöberstübchen, das bei einem Besuch in Berlin durchaus mal berücksichtigt werden sollte. Kleiner Semikritikpunkt dabei: Ich bin mir nie ganz sicher, wie frei zugänglich die Räumlichkeiten und Veranstaltungen “männlichen” Wesen sind. Das hat nichts mit Ausgrenzung zu tun, sondern ist, sollte wem der Eintritt tatsächlich einmal temporär verwehrt werden, sicher eher Phänomenen wie Rückzugsräumen oder gar auch Übergriffserfahrungen geschuldet. Wie zweifelhaft nun dabei die Sache mit der Geschlechtszuweisung und pauschaler Ausgrenzung betrachtet werden könnte, möchte ich, da ich nicht einmal gesicherte Erkenntnisse über aktuelle Zutrittsbedingungen habe, lieber außen vorlassen.

Regenbogenbrücke

Den Ort und das Gedicht dazu kennt wahrscheinlich jedes Menschenkind, das bereits ein Tier vermisst. Als ich zum ersten Mal davon hörte, fand ich es furchtbar albern und kitschig und überhaupt abgrundtief blöd. Doch ich kam damals gerade mit dem grandiosen Freaky (Hund aller Hunde) sowie mit einer ebenso niederschmetternden wie plötzlichen Diagnose vom Tierarzt: “Darmkrebs – maximal eine Woche noch” wurde mir volles Karacho in die Magengegend geschleudert. So saß ich kurz darauf aufgelöst in der Küche meiner besten Freundin, die mir auf unergründlichen Wegen zwei Flaschen Jägermeis*e* eingeflößt hatte (ich hasse Jägerm*ist*). Zudem bin ich kein besonders besonnener Trauertyp. Ich find das Gedicht im übrigen auch heute noch furchtbar albern und kitschig und überhaupt abgrundtief blöd. Ich werde es hier auch nicht reinstellen. Zum einen kennt das ja eh jede_r. Zum anderen fliegen mir bei jedem Lesen auf mysteriöse Weise etwa sieben Kilo Sand in die Augen inklusive der rein körperlichen Abwehrreaktion des Ausschwemmens jenes feinkörnigen Gerölls …und da ich ja nie heule und auch nicht in die Nähe eines solchen Verdachts geraten möchte, lassen wir das mal…

Gedächtnis an Krücken

Projekt 52 BücherEine kurze Verschnaufpause haben wir uns nochmal gegönnt. Immerhin befinden wir uns ja nach langer Muskelerschlaffung erst im Aufbautraining. Da hat die erste Hürde den Oberschenkel noch ganz schön zum “Mimimimimi”-Singen gebracht. So salben und ölen wir kurz unsere Wunden, lecken einmal kurz hinüber und donnern schon volles Karacho auf die nächste Hürde zu (Notiz an mich: Lern aus deinen Fehlern: Drüberspringen scheint schmerzloser als umrennen …Eleganz ist auch nicht gerade deine Sache, wa?)
Lesezeichen
Das ist doch ein schönes und so vielfältiges Motto. Continue reading Gedächtnis an Krücken

Kinderkram

Projekt 52 BücherDas Thema der 11. Woche gab es schon einmal so ähnlich oder sogar zweimal in der letzten Runde. Doch weil es so schön ist kommt es diesmal sogar im Dreierpack daher:

liebstes Kinderbuch

Vom Katzenpersonal

Ein Buch, das man als Kind geliebt hat

Von Tessas Bücherwelt Idee:
Und last but not least hat der gute Dunkelschlumpf mit

Welche_r Autor_in hat Dich in Deiner Kindheit am meisten beeindruckt, sprich: Welche Bücher hast Du damals unter der Bettdecke verschlungen?

auch noch einmal auf seine juvenile Seite gepocht.

Im Projektlauf Nummer eins beantwortete ich die Frage nach den literarischen Kindheitsprägungen bereits relativ ausführlich mit Alexander Wolkows Reihe vom Zauberer der Smaragdenstadt und den “Meine Schwester Klara”-Büchern.

Als Dauergast in der Bibliothek fällt es aber nicht sonderlich schwer noch einige Werke an Licht zu zerren, die einst meine Kindheitswelt erschütterten.

Der kugelrunde Robert von Susanna Tamaro

Roberto ist dick. Roberto ist einsam. Robertos Eltern sind getrennt und mit sich selbst beschäftigt. Robertos einziger Freund heißt Kühli.
Nach einer seiner berühmten Fressattacken wird Roberto von seiner figurbewussten Mutter in ein Abmagerungscamp verfrachtet. Zwei Wochen hält er das Martyrium durch, bis er endlich die Flucht in den angrenzenden Wald schafft, wo für ihn ein verträumtes Abenteuer beginnt.
Die Geschichte ist klasse. Durch den minimalen Wiedererkennungswert, in puncto “Frustfraß” und Probleme in sich hineinfressen”, gelang mir die Identifikation mit Roberto damals spielend.
Das Werk ist insgesamt ein richtig “typisches Tamaro-Buch”:
Viel Zauber und Träumerei und der Wink mit dem Scheunentor für Annerkennung. Annerkennung nicht nur in Richtung Selbstakzeptanz vermeintlich aus irgendwelchen Normen fallender Kinder und größerer Kinder (so ab 30 Jahre). Auch alte Werte wie Toleranz und das längst verschütt geglaubte genauere Nachschauen hinter optische Fassaden wird hier ganz sympathisch unaufgeregt angeregt.
Dies Büchlein war sicherlich Grundstein, auch in älteren Jahren ab und an nach den Werken für “Erwachsene” von Susanna Tamaro zu greifen. Roberto sei Dank!

Deutschstunde

Projekt 52 BücherNach langer, langer Zeit melden wir uns zurück zu den 52 Büchern. Wir holen tief Luft und starten in etwa den drölfzigsten Anlauf zur angekündigten “spektakulären Aufholjagd” – einer Art Hürdenlauf. Die erste Hürde überspringen wir noch mit reichlich Atem in den verteerten Lungen. Wie bei jeder größeren Sportveranstaltung wimmelt es dabei natürlich von Geldgebern, welche mit ihren Werbeslogans die einzelnen Hürden verzieren. Der erste Schriftzug rauscht in einem enormen Tempo von mindestens doppelter Schneckengeschwindigkeit an uns vorüber. Gerade noch können wir ihn entziffern:

Deutsche Krimis

Meine fast schon traditionsgeladene Geschichte der persönlichen Lektüre von Kriminalromanen wächst und gedeiht zu einem wahren Epos:
Erst kürzlich (genau genommen gestern) gesellte sich ein neuer Krimi zur munteren Meute aus vormals einem ganzen gelesenen Exemplar dieses Genres ( wir berichteten). Damit habe ich mal eben den Gesamtbestand verdoppelt! Im Vorbeigehen quasi. Continue reading Deutschstunde

Pädagogisch wertvolle Literatur

Projekt 52 BücherEin kontroverses Thema, was Mella da in der 22 Woche des Projekts “52 Bücher” in den Ring wirft:

Bücherregal für Jugendliche einrichten (welche Bücher gehören gut versteckt ;-) )

Da bin ich schlichtweg überfragt. Von welchen Jugendlichen sprechen wir in diesem Zusammenhang? Handelt es sich um das gemeine Fußvolk, welches förmlich ununterbrochen zugedröhnt, marodierend durch Fußgängerzonen zieht, dabei Sätze nach dem Schema “(Deine Mudda) Prädikat Objekt/Schimpfwort, Alda/Digga” skandiert? Oder handelt es sich um meinen eigenen adoleszenten Nachwuchs, welcher selbstverfreilicht völlig makellos vor sich hin existiert, existenzielle Probleme der Menschheit im Vorbeigehen löst und eh von keinerlei noch so problematischer Literatur beeinflussbar erscheint? Bei ersteren empfehle ich Werke wie Knigge, Wörterbuch & irgendwas mit sexueller oder geschichtlicher Aufklärung als Wurfgeschosse zu benutzen. Natürlich nur zur Selbstverteidigung.
Letzterer braucht natürlich weder Warnungen noch Ermutigungen. Souverän meistert jener Abkömmling den stürmischen Seegang auf den Weltmeeren der Literatur. Selbstständig werden die scharfen Klippen umschifft, Schiffbrüchige gerettet und literarische Schätze aus den Tiefen der dunklen See geborgen. Das alles selbstredend ohne dass die pädagogische Peitsche geschwungen werden muss oder überhaupt je zum Einsatz kam. Alles Veranlagung – mein persönliches Kaspar-Hauser-Projekt widerlegt jegliche Sozialisations-Theorien. Irgendwann. Oder auch nicht.

Fakt ist: Ich habe keinerlei Ahnung, welche Literatur einen heranwachsenden Menschen in die richtige Richtung beeinflusst und welche eben nicht. Ich wette allerdings: Ihr wisst es auch nicht. Saugt sich nicht jede_r ganz individuell irgendwelche Erfahrungen aus dem heuraus, was er sie es so liest, erlebt, hört und sieht? Ich würde in der Hinsicht lediglich von jeglicher Pauschalisierung abraten. So kann ein Buch, welches ursprünglich lediglich trockener Erfahrungsbericht ist oder dazu gedacht die nachfolgende Menschheit von folgenschweren politischen bzw. persönlichen Fehlern abzuschrecken, in der Blackbox “jugendlicher Rezipient”, welche sich synapsentechnisch ja in einer umfassenden Phase des Wandels befindet, genau an die falschen grauen Zellen andocken. Zumindest ist dies eine der einzigen unzureichenden Erklärungen für mich, weshalb auch vor jener Phase jugendlicher Rebbelion halbwegs vernünftige Menschen, plötzlich debil lächelnd einem widerwärtigen Nazi-Songschreiber lauschen, während dieser etwas von “aus der Judenhaut, wird ein Lampenschirm gebaut” trällert. Im Normalzustand, ganz ohne Hormonvernebelung, treiben einem solche Zeilen ja höchstens Tränen, Erbrochenes & Zornesröte in die Region oberhalb des Halses. Selbst bei den meisten pubertär Verstörten wird eine oder mehrere dieser Handlungsoptionen wohl als Standard präferiert werden, doch irgendwas muss ja bei einigen schief laufen, sich gar irreparabel festsetzen und im Laufe der Zeit nicht mehr gerade zu rücken sein. Denn wo bitteschön sollten sonst so viele Idioten rekrutiert werden, wie ich sie tagtäglich auf der Straße sehe? Ich möchte bei diesen Erläuterungen natürlich nicht nur an den äußersten Rändern unserer Gesellschaft kratzen. Ich mag sogar eine Menge Menschen nicht leiden – nicht nur Nazis oder FDP-Wähler. Auch Menschen, die den Blinker nicht benutzen und harmlose Fahrradfahrer umsensen. Auch Leuten, die Schokolade nicht mögen, stehe ich überaus skeptisch gegenüber.
“Individualität” heißt also mal wieder das mehr als komplizierte Zauberwort …und “Liebe” – wie in so vielen Fällen.

Genre-Grenzen einreißen

Projekt 52 BücherDas politische Thema muss diese Woche ausfallen, wegen is’ so. Dafür schmeißt das Monster uns einen dicken Brocken hin (Zeitformen & Kontext bitte eigenhändig anpassen beziehungsweise ergänzen. Dieser Artikel liegt hier schon ne ganze Weile rum und ich möchte ihn nicht allzu sehr schütteln – Staublunge und so…)

Ein bestimmtes Genre

Ich bin ja ein außerordentlich ordentlicher Mensch. Ich sortiere meine Bücher tatsächlich: Die Regale nach Inhalten und die einzelnen Regalbretter dann nach Größe, Symmetrie und derlei. Solch zwanghaftes Verhalten lege ich allerdings nur bei den wirklich wichtigen Dingen in meiner Umgebung an den Tag. Demnach muten also sowohl Bücherregale als auch Kühlschrank-Innenleben wie kleine penible Inseln im sonstigen Chaos an.

Wie ich versuche den gewaltigen Bücherbergen mit meinem rigiden Ordnungssinn beizukommen

Mit festgelegten Genres habe ich es nicht so. Continue reading Genre-Grenzen einreißen