Magie der Telepathie

Lesen Bevor ich mich den Kulinarischen Genüssen der aktuellen MonsterLeseWoche widme, möchte ich die mittlerweile etwas in Vergessenheit geratene Aufholjagd noch einmal forcieren. Langsam wird es auch Zeit, da sich das Projekt demnächst auch schon seinem vorläufigen Ende nähert.

An dieser Stelle lege ich nun eine kurze Schreibpause ein, damit allen vergönnt ist sich schnell auf die Suche nach einem Taschentuch zu begeben.
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In der sechsten Bücherwoche gab es einen Leckerbissen für alle Fantasie-Fans mit dem Thema:

Magisches

Leider sind meine Lesegewohnheiten nicht wirklich in diesem Bereich anzutreffen. Außer frühkindlichen Märchenerfahrungen, dem Lesevergnügen zum Zauberer der Smaragdenstadt und der überaus grandiosen Reihe der Zamonienromane bewege ich mich förmlich jungfräulich auf unbekanntem Terrain.

Doch wieder einmal ereilten mich Glück & Zufall. Soeben beendete ich einen Roman, den mir eine damals gute Freundin schon vor Urzeiten schenkte und welcher mir im Zuge meiner zähflüssig bis kaum voranschreitenden Verkleinerungsmaßnahmen bezüglich meines Bücherbestandes in die Hände fiel.

Fran Dorf: Die Totdenkerin

totdenkerin coverLaura Wade, geborene Gardner, ist eine (wie könnte es auch anders sein) attraktive Frau, übermäßig intelligent und zu allem Überfluss auch noch stinkreich. Doch eines schönen Tages macht sich die Mutter dreier Kinder, Frau eines charmanten Vorzeige-Gattens und zukünftige Erbin des über die Maßen erfolgreichen Familienimperiums auf zum örtlichen Polizeirevier, um einen Mord zu gestehen, welchen sie laut einer Zeugenaussage nicht begangen haben kann. Oder etwa doch?
Laura verfügt über Täterwissen, welches die Polizei aus ermittlungstechnischen Gründen vor der Presse geheim hielt. Sie erleidet einen Nervenzusammenbruch als ihr auf dem Revier mitgeteilt wird, dass man sie nicht verhaften wird. Sie bettelt förmlich um eine Festnahme, äußert, mittels Gedankenkraft den Mord initiiert zu haben und macht sich damit natürlich zunächst noch unglaubwürdiger. Kann das alles Taktik sein? Strategie einer gespaltenen Persönlichkeit, von denen eine kaltblütig mordet und die andere sanftmütige Persönlichkeitshälfte von einem Geständnis abhalten möchte? Fast noch vor Ort beginnt Mrs. Wade eine Psychotherapie bei David Goldman, einem jüdischen Psychiater, welchen sie ein halbes Jahr zuvor schon ein einziges Mal konsultiert hatte, danach aber nie wieder auftauchte.
Die Totdenkerin ist trotz der zunächst etwas stereotyp angelegt wirkenden Charaktere eine überaus lesenswerte Mischung aus Kriminalroman & Psychothriller. Zwei Genres, welche mir ursprünglich nicht allzu geläufig sind. Auf dem Klappentext ist zu lesen, dass Stephen King sich wünschte, er hätte das Buch geschrieben. Wieviele Werke solche Wünsche im Herren König wecken, ist mir ebensowenig bekannt, wie die meisten Romane, welche tatsächlich seiner Feder entspringen. Jedoch sollte ich mich eventuell einmal eingehender mit dem bekannten Bestseller-Garanten befassen, wenn ihm dieser literarische Streit zwischen Psychoanalyse, Psychiatrie & Psychologie – in der blauen Ecke – und übersinnlichen Phänomenen von Telepathie bis Präkognition – in der roten Ecke – neidvollen Genuss bereitet. Den Schiedsrichter mimen im übrigen, soviel darf wohl verraten werden, sowohl die Kriminalistik als auch die Parapsychologie.
Die Totdenkerin besticht letztendlich durch eine gut nachvollziehbare Story mit spannenden Wendungen, einigen Gedankenanstößen dazu, welche Auswirkungen solche magisch wirkenden Fähigkeiten in einer rationalen Welt, wie der unseren auf das Individuum hätten und letztendlich auch damit, dass die anfangs stereotypisch daherkommenden Protagonisten einiges an psychologischem Tiefgang erreichen.

2 Responses to 'Magie der Telepathie'

  1. Silke says:

    Huch, das Buch habe ich auch irgendwo… *nachdenk*
    Jetzt muss ich es glatt mal wieder suchen gehen, ich hatte gar nicht in Erinnerung, dass das so interessant war.
    Danke fürs Vorstellen!
    LG
    Silke

    • DillEmma says:

      Vielleicht sollte meine Euphorie an dieser Stelle auch nicht überbewertet werden. Einige Passagen des Romans trafen derzeit einfach einen Nerv oder wunden Punkt bei mir. Das sind so temporäre Phänomene, welche einige Bücher in ganz bestimmten Lebensabschnitten bei einzelnen Personen vielleicht wichtiger erscheinen lassen, als sie tatsächlich sind.
      Ich weiß, dass ich “Die Totdenkerin” schon einmal, mit 14 Jahren etwa, angelesen hatte, sie für nichtssagend befand und in einem noch recht frühen Stadium der Lektüre schon wieder ad acta legte.
      Mir ist ehrlich gesagt selbst unklar, ob das damals dem wahrhaft herkömmlichen Einstieg geschuldet war oder ob nun über die Jahre tatsächlich eine Art Fokusverschiebung, ein geistiger Reife- bzw. Degenerierungsprozess eintrat. In jedem Falle stieß beim erneuten Lesen so manch Textstelle einen ungemeinen Identifizierungsprozess in mir an. Da kann die Interpretation ja schonmal über das tatsächlich Geschriebene hinaus gehen. ;)

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