Ab und an hab ich Migräne. Das ist einerseits blöd, andererseits schießen mir dann neben “Aua, ich will sterben” auch unzählige Gedanken durch den Kopf, was sicherlich zusätzlich das Gefühl des drohenden Platzens verstärkt. Zudem ist das Gefühl der Lähmung, in welchem jede Bewegung sich anfühlt als würde sich das (Magen-) Innerste nach außen kehren, eine wahre Hinderung auch nur einen Gedankenfetzen auf Papier oder gar Festplatte festzuhalten.
Und so verbringe ich jene, glücklicherweise seltenen Tage damit, stundenlang bewegungslos an die Decke zu starren. In der Hoffnung, alles möge möglichst bald zu Ende sein, ob nun durch Maya-Prophezeiung, FDP-bedingte Apokalypse oder lediglich eine wirksame Schmerztablette ist mir dabei relativ.
Doch ich will hiermit kein Mitleid erregen, sondern lediglich ein weiteres Thema des kreativen Augusts ins Feld führen:
“Dokumentiere alle Flecken, die dir im Laufe eines Tages über den Weg laufen”
An besagten Tagen, begegnen mir aufgrund des eingeschränkten Bewegungsradius nämlich kaum Flecken. Dennoch starre ich quasi ununterbrochen auf jene Gebilde.
Nun habe ich sie fotografisch festgehalten. An meiner Decke befindet sich eine Art Fresko aus roten Sektflecken. Das rot ahnen jedoch nur noch jene, welche am glorreichen Tag ihrer Entstehung zugegen waren. Doch es war definitiv roter Sekt. Ich weiß weder. wie er eigentlich schmeckte, noch was der Anlass zur Öffnung jener Flasche war. Einzig dass das Getränk sich bereits über Tage ruhend im Kühlschrank befand und somit eigentlich keinerlei physikalischen Anlass zu solch euphorischen Sprüngen in die Freiheit gehabt hätte. Roter Sekt scheint einfach sehr autonom an die Auslegung von Naturgesetzen heranzugehen. Dieses Blubberwasser braucht keinen Grund sich in die Lüfte zu erheben und sich künstlerisch an soeben gemalerten Wänden zu betätigen. Roter Sekt ist proaktiv.
Zunächst störte mich das unsymmetrische Gebilde schon ein wenig, aber nach einigen Stunden Schmopfkerzen, bin ich über jede Ablenkung froh, die sich in meinem Gesichtsfeld vollzieht. So genieße ich es dann einfach dazuliegen und starrender Weise Muster, Formen und Gebilde in den Flecken selbst, sowie gedachten Verbindungen untereinander zu entdecken.
Danke Flecken!