Posts tagged Opiate des Volks

Kinderlieder mit Tot

Kinder lieben den Tod ....und Blut ....und Zucker

Vor einiger Zeit ereigneten sich Dinge, die dazu führten, dass ich mich mit zunehmender Häufigkeit dazu genötigt sehe, zu singen. Meiner immensen sozialen Verantwortung gegenüber der Menschheit zum Trotze, singe ich Kinderlieder. Überwiegend in gesellschaftlich akzeptablem Kontext, also so mit Kindes. Es kommt allerdings durchaus auch mal viel zu oft vor, dass ich auch nach Abgabe des Mocks (=Kind ….und ja, es wurde uns bereits zugetragen, dass dies dialektal auch eine Bezeichnung für stinkendes Ekelgezeuchse ist – betrachtet man aber die Ereignisse rund um die Nahrungsaufnahme und Verdauung eines solchen Minimenschen, ist die Synonymie jetzt auch nicht sooo tragisch) in der Kita des Vertrauens, gesichtet werden kann, wie ich mehr so semiprofessionell wirkend laut irgendwelches Kleinkind-Liedgut vor mich hinschmettere.

Bei diesem neuen “Hobby” fiel mir jedenfalls auf, dass erstaunlich viele Kinderlieder vom Tot handeln. Und nicht nur einfach so im aufklärerischen Sinne, des sanften Heranführens der noch unbedarften Mitmenschen an diesen schwer realisierbaren Fakt. Nein. Vielmehr in einen rücksichtslosen Haha-Haudrauf-Ton

Hänsel und Gretel

Doch als die Hexe zum Ofen schaut hinein, ward sie geschoben von Hans und Gretelein. Die Hexe musste braten, die Kinder geh’n nach Haus, nun ist das Märchen von Hans und Gretel aus.

Gut, bei Märchen is Mordlust ja bereits hinlänglich bekannt und irgendwie so mit dem Kulturgut-Argument zwangsakzeptiert.

Fuchs du hast die Gans gestohlen

Seine große, lange Flinte schießt auf dich den Schrot, dass dich färbt die rote Tinte und dann bist du tot.

Hier finde ich auch die melodiöse Betonung “und dann bist du tohohooot” irgendwie besonders schräg. Sicher, das Ganze (Ganse – höhö) entstand vermutlich in einer Zeit, als Mensch und Tier noch so halbwegs auf Augenhöhe um die Ressourcen kämpften, dennoch klingt es schlichtweg fies von oben herab, wenn dem Fuchs dann vorgeschlagen wird, dass der sich ja auch bitteschön von Mäusen ernähren kann, während man sich schön selbst den Gänsebraten reinschaufelt.

Ein Mops kam in die Küche

|:Ein Mops kam in die Küche und stahl dem Koch ein Ei. Da nahm der Koch den Löffel und schlug den Mops entzwei.   Da kamen viele Möpse und gruben ihm ein Grab und setzten drauf ´nen Grabstein, darauf geschrieben stand::|

Nö! Zumal ich beim Radfahren oft aus Versehen “Mock” statt “Mops” trällere, was die Sache noch um einiges makaberer macht. Aufgrund der hohen Ohrwurm-Qualität des Liedes, versuche ich zwanghaft eine Routine für eine abgemilderten Umdichtung zu entwickeln, aber ich rutsche immer in den alten Text.

Auf einem Baum ein Kuckuck

Auf einem Baum ein Kuckuck simsaladimbam basaladusaladim, auf einem Baum ein Kuckuck saß. Da kam ein junger Jägers-, simsaladimbam basaladusaladim, da kam ein junger Jägersmann. Der schoss den armen Kuckuck, simsaladimbam basaladusaladim, der schoss den armen Kuckuck tot.

Warum zum großen und allmächtig heiligen Fuck schießt man denn auf arme Kuckuckse?! (=offizieller Plural! Wirklich und wahrhaftig!) Außer morgens um 4 Uhr nach drei durchzechten Nächten gibt es dafür doch keinen anständigen Grund ….oder?

Zettel- und Taschentuch-Alarm

Ich verzettel mich ja liebend gern. Daher muss neben den 52 Büchern, dem allgemeinen Vorhaben wieder regelmäßiger zu schreiben und einer komplett aufgerissenen Wohnung auch noch ein zweites Blogprojekt her. Ich kam einfach nicht an der “Fünf am Freitag” von Windsprite vorbei. Daher hier das

Nenne fünf Bücher, die dich zum Weinen gebracht haben und sich dadurch für immer in deine Erinnerung eingebrannt haben

  1. Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo …es waren nicht die Stellen, wo diverse Freunde nach und nach wegsterben oder die Beschreibungen des stetigen Zerfalls des Verhältnis zu ihren Eltern. Es war gegen Ende, als Christiane durch ihre Drogensucht und ständige Abwesenheit in der Schule vom Gymnasium auf die Hauptschule wechseln musste. Ich war damals elf und für mich war so das ein solcher Abstieg so ziemlich das Endgültigste, was einem Menschen mit Potenzial in dieser Gesellschaft passieren konnte. Das ist irgendwie arm. Es sagt aber nicht nur etwas über eine eventuell “elitäre” Denkweise meiner damaligen Person aus, sondern vielleicht vielmehr über einen Leistungsdruck, den Kinder in dem Alter eigentlich gar nicht so internalisiert haben sollten.
  2. Alice Walker – Die Farbe Lila …das war mehr oder weniger, weil es so schön war. So erleichternd und doch irgendwie schmerzhaft
  3. Icchokas Meras – Sara …das Buch ist eine einzige Vergewaltigung. Eine Vergewaltigung am Leser und an den Figuren. Und ich bewege mich hier nicht komplett auf der metaphorischen Ebene. Das brach alles am Ende über mir ein. Und nach der Verstörung, kommen wohl im besten Fall Tränen.
  4. Jürgen Kuttner – Die Geburt des radikalen Islamismus aus dem Hüftspeck des deutschen Schlagers …vor lauter Lachen. Ich konnte nicht mehr atmen und nicht mehr sehen.
Gut da steht zwar “fünf Bücher”, doch mir fällt beim besten Willen gerade keines mehr ein. Das heißt nicht, dass es keine Weiteren gab. Ich erinnere mich vage, dass es mehr gegeben haben müsste, aber wenn sie mir spontan nicht einfallen, dann war das Weinen womöglich kein Teil, mit dem sich diese nun anonymen Werke ins Gedächtnis einbrannten.

Bezaubernde Jugend

Projekt 52 BücherKaum ist das Projekt 52 Bücher gestartet, bin ich schon wieder am Aufholen. Diesmal schaffe ich es aber und nehm die Sache ernst, schließlich wurde ich vom Herren Dunkelschlumpf (derzeit hauptsächlich in der Wauzelwelt aktiv, sollte es wie so oft, zu erwartenden, nicht auszuschließenden, zu weiteren Umzügen kommen, so werden sie hier wie immer kurz vor Schließung der neuen Wirkungsstätte, sobald ich es wie immer verspätet mitbekomme, darüber informiert) zu einer Wette herausgefordert. Darüber, dass ich immer genau in der Woche, in der das Motto ausgegeben wird, auch einen Artikel dazu raushauen muss, hat er nichts gesagt (ich wähne mich also noch im Rennen). Einzig das “neue” Motto stammt von ihm:
Ein Zauberbuch …gerne auch im Sinne von: Ein zauberhaftes Buch.

Echt zauberhaft” von Terry Pratchett wäre sicherlich bezaubernd passend. Doch wie von Zauberhand wird mit hoher Wahrscheinlichkeit so einigen anderen diese Idee auch im Kopf erscheinen. Einfach magisch!
Also reise ich mittels Bücherregal zurück in meine düstere, im Sinne von “okkulte” Vergangenheit. Wir landen mitten in DillEmmas Pubertät. Da gab es eine Phase, in der sich meine damals beste Freundin für eine Hexe hielt und gemeinsam mit dem Schwarm ihrer jüngeren Schwester, welcher sich selbstverständlich ebenfalls für einen Hexer hielt, mit dementsprechender Literatur befasste. Sie tauschten kleine Rituale und vor allem komplett wirkungslose Liebesbeschwörungen aus und liehen sich die neusten magischen Bücher, Steine, Pendel, Karten und sonstige magische Gegenstände. Sie gingen gemeinsam Kräuter und Zeuch sammeln, um Pasten und Tränke anzurühren, die bis auf olfaktorische Abwechslungen im Kinderzimmer meines Erachtens nach zu keinem Zeitpunkt eine besondere Wirkung erzielten.
Eine besonders mystische Person war ich sicher nie. Anfangs belächelte ich das sich, besonders im weiblichen Außenseiterkreis meiner Schulklasse, ausbreitende Gebaren lediglich oder machte mich vielmehr lauthals darüber lustig. Schließlich hatte ich bereits oder gerade als Teenager die Weisheit mit dem Löffel gefressen und die Wahrheit gepachtet! Zudem betrieben sie ausschließlich “weiße Magie” und wenn ich mich von irgendetwas angezogen fühlte, dann doch zumindest von irgendwelchen “bösen” Seiten. Ein Grund mehr, alles bösartig ins Lächerliche zu ziehen.
Da in meiner Gegenwart nie ein Zauberspruch oder ein Gedankenübertragungsdingsbumms funktionierte, lag das natürlich nicht an den “magischen Kräften” der entsprechenden Beteiligten. Nein! Einzig meine negative Energie und mein Unglaube versagte ihnen, sobald ich zugegen war, beispielsweise das Wetter zu beeinflussen. Dabei hatte der Schwarm doch schon extra beim Spazierengehen heimlich nach einer kleinen herannahenden Regenwolke gespäht, bevor er gewichtig zu murmeln begann und eine meteorologische Abkühlung an einem heißen Sommertag heraufbeschwören wollte. Blöd, dass die von seinen weiblichen Anhängern unbemerkte Wolke einfach abdrehte oder sich auflöste oder spielen ging oder was Wolken halt so machen, um sich nicht von aufgeblasenen Teenieschwärmen instrumentalisieren zu lassen. Das vermeintliche Ende meiner schwarz-weiß-magischen Karriere kam dann bei einem Mädchenabend. Alle wollten Gläserrücken und waren so ganz versunken in geistige Sphären oder dergleichen, nur ich und irgendein anderes, “ebenso unreifes” Mädel, bekamen uns bei den schwülstig vorgetragenen Anrufungen des Geistes einfach nicht in den Griff und prusteten wiederholt in die “heiße Phase” und quer übers Ouija-Brett, bis wir des Raumes verwiesen wurden. Beleidigt und in unsrer Ehre als aufrechte Störenfriedas gekränkt, liehen wir uns kurzer Hand ein Laken von der Mutter der Gastgeberin. Ich nahm meine Schwester im Geiste huckepack und warf das Laken über unsere nun recht ansehnliche Gestalt. So warteten wir, heroisch unser Kichern unterdrückend vor der Tür des Kinderzimmers, bis wir von innen die Frage vernahmen: “Bist du ein guter oder ein böser Geist?” Wir stürmten durch die Tür, schrien “EIN BÖSER!”, die Anwesenden Mädchen kreischten, das Gläserrücken war vermutlich für diesen Abend gelaufen. Doch so genau weiß ich das nicht, denn die beiden geistreichen (muhaha, wat’n Wortspiel “geist-reichen”) Damen wurden der Wohnung verwiesen und durften statt im Freundeskreis zu übernachten und sich womöglich noch an zauberhaften Gruselgeschichten zu erfreuen, vorzeitig den Weg nach Hause antreten.
Trotz dieser Startschwierigkeiten mit der Magie, bin ich tatsächlich im Besitz einer Art Zauberbuch.
Hier jenes:

Zauberbücher

Der gewiefte Betrachter wird womöglich feststellen, dass es sich sogar um ganze zwei Exemplare handelt.

Wie das aber nun zu mir gekommen ist, das weiß ich gar nicht. Womöglich irgendein übernatürliches Phänomen. Einfach zauberhaft im Regal materialisiert. …oder, ganz irdisch innerhalb einer erneuten Trotzphase (An dieser Stelle hat der Artikel die magische Grenze von 666 Worte gehabt! Ich sah das eben, wo ich sonst nie drauf achte – ein zauberhaftes Zeichen?) geschuldet. Denn es ist weißmagischer Natur und könnte daher damals als kleine Auflehnung in einer kurzen Liaison mit einem Gothic oder Satanisten in meinen Besitz gelangt sein.

“Niveau weshalb warum?”

spongebob wm

Blick aus dem Bürofenster. Es gibt einfach kein Entkommen. Wenigstens hebt sich dies Gebilde farblich vom sonstigen Werbegedöhns ab

Ich weiß nich, ob es jemand mitbekommen hat, aber derzeit findet ein sportliches Großereignis statt. Irgendwas mit Bällen. Also nur falls sich irgendwer über die farbliche Monotonie in Schwarzrotgold an Autospiegeln, Nutellagläsern, Tussenwangen, Handyhüllen, Einmachgläsern, Müllsäcken, Einlegesohlen, Intimfrisuren und allem was sonst noch so monatelang in den Regalen hiesiger Kaufhäuser festklebte, bis jemand auf die grandiose Idee kam, es einfach neu anzupinseln, gewundert hat.
Ja, ich gehöre zur Fraktion der Fahnenmoserer. Ich bekenne mich zum Meckerdeutschen und mecker über Deutschtümelei. Find ich halt undufte.

Aber dies soll überhaupt kein negativer Artikel werden. Trotz Fifa und dem sogenannten Party-Patriotismus gibt es, neben den eigentlichen Spielen, die für eine WM-Vorrunde bisher zum Großteil erstaunlich torreich, vielfach überraschend und sogar überwiegend spannend waren, doch tatsächlich erfreuliches vom Rande dieser Fußball*-Weltmeisterschaft zu berichten.

So zum Beispiel der WM-Song von Deichkind und das Bo. Der eigentlich gar kein WM-Song ist, sondern prinzipiell eher Anti-WM oder zumindest kritisch das gesamte Phänomen auseinanderfriemelt. Ich hab mich jedenfalls gefreut. Als ich jedoch lauthals grölend trällernd damit zum Stiefzwilling hüpfte, schallerte mir ein “Muss denn das sein?!” entgegen. Wobei sich diese nicht überaus empathische Reaktion keineswegs auf die typisch nervigen Deichkind-Beats und Steifzwillings generelle Abneigung gegenüber allem, was auch nur ansatzweise nach Rap riecht bezog. Nein, die Kritik war schon inhaltlich: “Kann man das alles (gemeint war dieses WM-Gedöhns inklusive allem, was mir einfach auf den Keks …ach, das hatten wir ja schon) nicht einfach mal genießen?”
Entgegen meiner sonstigen “spontan erstmal intuitiv gegen Alles”-Natur überdachte ich die Frage tatsächlich eingehend, hörte wieder und wieder in den Song und in mich, sowie meine grundsätzlich ambivalente Haltung zu jenem Massenspektakel und kam letztendlich zu dem Ergebnis:
“Nö! Kann man nicht!”
Ich mag den musikalischen Dämpfer aufs eventnationalistische Getaumel. Ein Feiersong gegen hirnloses Mitfeiern? Ich find’s dufte:

Undufte hingegen, dass das Originalvideo scheinbar schon wieder entfernt wurde. Wer nun erst guckt, verpasst also die singende Fleischwunde von Ewald Lienen, die besten Sportlerfrisuren der 70er, 80er und 90er, Merkelszenen und vieles vieles mehr.

Ebenfalls dufte war es hingegen, gestern die Sendung mit der Maus zu schauen. Auch da ging es selbstverfreilicht um das stets runder werdende Leder.** Wir, also der Stiefzwilling, Quasistieftöchterlein und meine Vielheit, lagen plötzlich kollektiv gackernd unter dem Tisch. Anlass dieses zuckenden Absinkens unter Sofa-Niveau gab eine herrliche Zusammenfassung jeglicher Fussballfloskeln, welche sprichwörtlich umgesetzt wurde. Also kurz: Das Beste Spiel aller Zeiten, quasi:

Wieso gelingt es eigentlich Sendungen wie der Maus, die sich doch ausdrücklich an die definierte Zielgruppe Kind wendet, viel bessere, unterhaltsamere und wissenswerte Beiträge zu produzieren, als so manch “Bildungs”-Sendung für Erwachsene, welche doch (ist eine gewagte Annahme, ich bin mir dessen bewusst: ) bereits gebildeter als so manches Kind sein sollten? Und ist diese Nachbemerkung nicht eigentlich eher eine dritte Fußnote? (aka: Fussnote in Switzer-Fifa-Dütsch)
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*Funfact: Weil ich mich jahrelang aufregte, warum auf offiziellen Fanartikeln der Fifa immer von “Fussball” und nicht dem grammatikalisch korrektem Fußball die Schreibe ist, fand ich es (eigentlich logisch aber doch) erhellend zu erfahren, dass dies dem Sitz des Höllenvereins in der Schweiz, die nunmal gar kein ß besitzen geschuldet ist.

**Im Ernst, wieso wird jede WM ein noch runderer Ball als in der davor vorgestellt? Wie geht das? Und wann endet das? Machen die den dann irgendwann wieder eckiger und begründen das dann mit besseren Flugphasen oder sonstigem Schmuh?

Weh Tee Eff

Neulich in der Marketing-Abteilung von Ferrero:

Hey Leute, das mit dem rosa Ü-Ei für Mädchen lief zwar nicht exakt so, wie geplant, aber diese ganzen kleinen Motztiraden aus der feministischen Ecke, die eh keiner ernst nehmen kann, haben immerhin mehr Aufmerksamkeit erregt, als wir ursprünglich erwartet haben. Wir sollten an etwas ähnlich miesem arbeiten. Hat jemand eine Idee? Irgendetwas, womit wir erneut Schimpf und Schande auf uns ziehen, uns aber wieder damit rausreden können, dass ja auch Mädchen, sich von der unmarkierten Variante angesprochen fühlen dürfen, selbst wenn die dichotome Aufteilung eindeutig jedem seinen Platz zuweist.

Wie wäre es, wenn wir etwas zur Fußball-Weltmeisterschaft raushauen? Sportliche Großveranstaltungen sollten nicht einfach werbetechnisch ungenutzt verstreichen. Wir haben ja schließlich schon die Olympischen Spiele verpasst. Lasst uns doch Ü-Eier für Weltmeister rausbringen! Das rosa Ei kann ja in der Zeit den Aufdruck “Spielerfrau” tragen. Das ist dann immerhin dasselbe Konzept in grün …bzw. rosa und versteckt blau.

Und alle so: Yeah.

Spielerfrau und Weltmeistervia Luca Hammer

Leichtes Thema – schwere Kost

Projekt 52 BücherDas Fellmonster versucht sich derzeit (damals als ich diesen Artikel begann) erfolgreich in der Rolle der “frisch fröhlichen Frühlingsbrise” und arbeitet hart am flauschigen Image. Daher gibt es in der 14. Bücherwoche wieder ein wahrhaft einfaches Thema:

Welches/r Buch/Roman in Deinem Regal hat die meisten Seiten {ungefähr 1400 – 12bändiger Brockhaus ausgenommen}

Zunächst musste ich ja erstmal wochenlang schmollen, weil die liebe Isi, mir noch in der Nacht der Veröffentlichung, das einzige Buch, welches mir auf Anhieb einfiel, wegschnappte. Allerdings hatte ich das bereits eh verwurstet. Die Wohlgesinnten heißt der Klopper. Zudem konnte ich bei der daraufhin notwendigen Bestandssichtung endlich mal wieder eine neue Ordnung in die hauseigene Bücherei bringen und habe darüberhinaus noch einige aufregende Entdeckungen tätigen dürfen. Ich zog nämlich jegliche Literatur aus dem Regal, welche mir optisch umfangreich erschien und stellte fest: Papierstärke hat ab einer gewissen Seitenanzahl, eine gehörige Auswirkung auf ebendiese. Da können einige Zentimeter Buchdurchmesser mehr, teilweise sogar mehrere hundert Seiten weniger bedeuten als bei deutlich dünneren Werken. Fasziniert kramte ich meine Regale aus, bilde Stapel auf dem Boden, von denen ich selbst noch nicht wusste, was sie bedeuten sollen. Plötzlich überfiel mich der Drang, nach Zahlen zu sortieren. Einzig hinderlich, dass ich beim Anblick der nächsten Zahl immer gleich die vorhergehende vergesse. Dramatische Szenen spielten sich zwischen den Wälzern ab, auf die ich nicht näher eingehen will, weil meine Fantasie immer noch zu ausgedörrt von der Hitze ist (damals als ich diesen Artikel schrieb, gab es auf unserer Erde scheinbar so etwas wie Wärme), als dass ihr osmotischer Zustand auch nur den Schein eines Blühens zuließe. Die Vergangenheits-DillEmma entschied sich damals wohl für ein sakrales Werk: Eine Bibel. Allerdings nicht irgendeine, sondern die Bibel der Hypochonder!

Der Pschyrembel

Seitenanzahl: Glatte 1873
Anzahl der Krankheiten: Nicht zu viele als dass ich sie mir nicht alle im Laufe der Zeit mindestens einmal einbilden könnte.
Dem Isi-Wuff sei daher verziehen, zumal ihr Littell sogar noch mehr Seiten als der meine zu besitzen scheint.

Wenn ich

…nicht innerhalb der nächsten drei Tage ein NPD-Kondom in meinem Briefkasten finde, dann bin ich zutiefst beleidigt und werde Kindergeld-Kürzer_in.

Gefunden bei diesem suspekten Twitter-Grünen, dem ich versehentlich nachschleiche. Kann jeder, mit Klick aufs Bild

Immer diese Kinderschiene bei denen. Das ist nicht nur ekelhaft – irgendwie beängstigt mich das Ganze auch aus tiefenpsychologischer Sicht… Ob Kinderschänder-Propaganda, Kindergarten-Infiltrierung, die Organisation dubioser Kinderfeste und nun das eigentlich banale Kinder-Kriegen (was heißt “nun” die unschönen Anklänge an vergangene Zwangssterilisationen sind mir persönlich einfach zu offensichtlich), die lieben Kleinen scheinen nirgendwo vor denen sicher zu sein. Kinderlieb sein ist die eine Sache, aber diese extreme Fokussierung darauf, mutet irgendwie zwischen Kindskopp (zu harmlos) und pädophil (zu demagogisch) an…

Walkrampf

steak kantine grüneDie Bundestagswahl dieses Jahr rückt näher und näher. Bedrohlich blicken die Spitzenkandidat_innen bereits allerorten von den Laternenpfählen. Die Stadt ist gepflastert mit schlechten Sprüchen, ähnlich dem Gästebuch prä- oder postpubertierender,geschmacksverirrter Zitatedrescher_innen. Nur mit weniger Glitzer. Schade eigentlich. So ein in der Morgensonne funkelndes FDP-Plakate, welches Radfahrer_innen blendet und die Diskostimmung der letzten Nacht aufleben lässt. Irgendwie hätte das doch was.

Deutschland-Weitblick-MerkelVielerorts werden dieser Tage die sinnentleerten bzw. nichtvorhandenen Aussagen auf den Wahlplakaten der großen Parteien kritisiert. Die Titanic entwarf anlässlich dieses Phänomens sogar ein wunderbares Spielzeug, mit dem sich flugs das ideale CDU-Plakat selber machen lässt: Der CDU-Plakat-Generator. Unbedingt rumspielen!
Allwährlicher Beliebtheit erfreuen sich ja auch die Parodien der NPD-Plakate. Ich gebe zu, oftmals sind hier Original und Fälschung nur schwer auseinander zu halten. Ein kleiner Indikator zur besseren Identifizierung: Was Ihnen da bei einem Plagiat im Halse stecken bleibt, ist das Lachen. Beim Original handelt es sich überwiegend eher um Ihren Mageninhalt.
npd plakate persiflage

Karin mag Rainer

Karin und Rainer sitzen auf'm Baum, Rainer zupft Karin zärtlich am Saum. Karin trägt Dirndl und füllt es auch aus. Rainer findet Karin ist ein Augenschmaus.

Schön ist auch jene Sitte, welche offenbar ohne Umwege von Marketingstrateg_innen außerhalb der Wahlbranche übernommen wurde. Schamlos werden hier die Gepflogenheiten großer Automobilkonzerne und ihrer Art zu werben übernommen. In sprechenden Plakaten werben Kandidaten von CDU und FDP schon vorab für die gewünschten Koalitionspartner (Das Bild fand sich übrigens im Fakeblog).
Nebenbei finden auch ungewollte, nonverbale Gespräche zwischen den jeweiligen öffentlichen Personen statt. Bei mir um die Ecke hängt beispielsweise ein strahlend lächelndes CDU-Männchen über einem unsicher dreinschauenden SPD-Kandidaten. So etwas möchte die von Wahlplakaten beeinflussbare Wählerschaft doch unbedingt sehen. In Scharen versammeln sie sich um jene Laternen und fragen die hinabblickenden Orakel, wie sie es mit der Eurokrise und insbesondere mit der finanziellen Zukunft des Laternenmastwählenden so halten. Dabei mischt sich unter die Mimik des Strahlemanns scheinbar eine gehörige Portion Selbstbewusstsein, welche vermeintliche Zukunftssicherheit nicht nur unterschwellig zu suggerieren scheint. Die Unsicherheit des Konkurrenten unterdes sinkt mitsamt seiner Mundwinkel auf die umstehenden Passant_innen hinab. Gelungen.

Batman in die Politik

Politik braucht endlich wieder den einen starken Mann!

Doch ernsthaft: Lässt sich in Zeiten des Internets und dem übermäßigen Fernsehkonsum überhaupt noch irgendwer von Wahlplakaten beeinflussen? Handelt es sich bei diesem überholten Medium nicht um eine Papier- & Holzverschwendung sondergleichen? Wieso machen die Grünen dann eigentlich bei diesem Frevel mit? Wenn schon des Atomausstiegs als grundsätzlichem Themas beraubt, so könnte gerade auf dieser Schiene doch wenigstens noch etwas Glaubwürdigkeit für die ursprünglichen Wurzeln gewahrt werden. Sollte sich das durchsetzen, hätte das ganze ja auch den schnuckeligen nebeneffekt, dass ganze Straßenzüge von solch unerträglichen Leinwänden mit NPD-Rotzereien oder AFD-Dümmlichkeiten befreit wären. Oder würden bei solchem Gebahren die kleinen Parteien den kürzeren ziehen und das desinteressierte Stimmvieh eh im stetig wiederkehrenden Rhythmus das Kreuz auch nur wieder dort setzen, wo es eben schon seit Jahren hingehört?

Wahlwerbung ohne Sinn und Widerrede

Würden bei ausbleibender Dekoration womöglich einige Menschen überhaupt nicht mitbekommen, dass “schon wieder” Wahlen sind? Doch à propos du AFD, ein kleines aber feines Blog hat dieser Tage dann noch mein amüsiertes Interesse auf sich gezogen: AFD Wähler stellen sich vor- sollte allerdings auch nicht unbedingt direkt im Anschluss an eine Mahlzeit oder gar während des Essens zu sich genommen werden – es sei denn ihr habt euren Bildschirm nicht mehr lieb…


Penner-Offensive

Die Werbung plant einen Großeinsatz gegen die friedlichste Bewegung unseres modernen Zeitalters – den Schläfer. Also nicht diese politischen oder religiösen Extremisten, welche dem schönen wie zutiefst wahren Sinnspruch “Wer schläft, sündigt nicht” einen faden Beigeschmack verliehen haben, sondern gegen die echten Urschläfer. Jene friedfertige Masse, welche sich auf dem Weg ins redliche Arbeitsleben noch eine Mütze wohlverdienten Schlafes in öffentlichen Verkehrsmitteln zu Gemüte führen möchte, wird demnächst wohl auf der Liste bedrohter Arten zu finden sein.

Es soll eine Armada kleiner Konsum-Terroristen* erschaffen werden. Ein Angriff auf die REM-Phase, wie sie Freddy Krüger nicht besser hätte organisieren können. Doch sehet selbst, liebe Penner & Pennerinnen, werte Schlafadorierenden & Kopflehnenfetischist_innen! Mit dem gemütlichen Schaukeln auf Schienen, der Rückversetzung des Herzschlags in embryonale Wohlfühltakte wird es jedenfalls fortan vorbei sein:

So ätzend ich den Werbegedanken beim Schlafen ja finde, die Möglichkeiten, welche sich mit dieser Technik zur politischen Einflussnahme oder einfach nur zum Foppen Unwissender bieten, erscheinen schier grenzenlos. Es ließe sich sicherlich auch ein gehöriger Zulauf für örtliche Nervenheilanstalten daraus generieren. Einfach Züge, welche das Partyvolk einschlägiger psychedelischer Tanzstätten frequentieren, mit Phobien subsidierenden Botschaften ausstatten und die drogeninduzierte Psychose basierend auf einem teuflischen Mix aus unterschwelliger Botschaft, psychogenen Substanzen & zuviel Realität lässt beim unterforderten Klinikpersonal den Bär steppen. Die Pharmakonzerne wären sicherlich begeistert von dieser Idee. Ich werde mir mal eben die Rechte daran sichern gehen. Erscheint mir doch noch eine weitaus einträglichere wie stressfreiere Methode zur Eigentumsvermehrung als eine Karriere als schnöder Hedgefondmanager…

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*wo wir schon dabei sind:
Hallo liebe NSA,
Ich hätte gern mehr kritische Leser. Euch zum Beispiel. Also hier nur für ein erlesenes Publikum: Bombe, US-Präsident, Nachos mit Käse.
Es freut sich über eure Aufmerksamkeit und verbleibt mit freundlichen Grüßen,
Mir

AdBlocker fressen kleine Kinder

Holt die Taschentücher raus! Jetzt wird es sehr, sehr traurig:
Wir sind schuld! Ja wir tragen schuld an einem gar schrecklichen Zukunftsszenarium: In absehbarer Zeit werden alle (ALLE!) Online-Journalisten, Redakteure und Mitarbeiter großer Verlage nichts mehr zu beißen, sondern vielmehr schwer zu knabbern haben. Am Hungertuch nämlich, weil zu viele Internet-User Adblocker nutzen. Daher gibt es nun endlich die Initiative “Brot für Online-Schreiberlinge” ein Aufruf der Zeit, FAZ, Süddeutschen & Spiegel Online, dem sich auch Netzmagazine ohne derart starken Print-Background angeschlossen haben, wie beispielsweise Golem oder Lady Limette.
Nun kann wieder mal kräftig diskutiert werden über die vermeintliche Gratis-Kultur des Netzes, Sinn & Unsinn von Werbeblockern, Schäden, die durch das Surfen ohne Adblocker beim Nutzer entstehen oder eben Schäden, welche durch werbeblockendes Surfen bei Online Magazinen verursacht werden, beziehungsweise sogar die Gefahr bergen, ehrliche Berichterstattung komplett auszuhebeln, da ganze Formate nur noch über nicht gekennzeichnete gekaufte Werbebeiträge finanziert werden müssen.
Aber diese Diskussion ist ja quasi nicht mehr tagesaktuell, von gestern und somit, in Zeiten rasanter Nachrichtenfluten fast schon verjährt.
Deshalb wollte ich auch keineswegs etwas Konstruktives zu dieser Diskussion beitragen. Gott, also ich, bewahre – das ist keineswegs meine Art. Ich mache euch lieber den Buddha, kann alle Standpunkte nachvollziehen, jedoch keinen bevorzugen.

Einzig ein klitzekleines Plädoyer an die entdeckungsfreudigen Zyniker den AdBlocker doch manchmal ausgeschaltet zu lassen – und ganz nebenbei auch ein wenig Werbung für eine Entschleunigung der heutigen Zeit :mrgreen: :

Werbung ungewollte Satire

Witzigerweise ist die Quelle ausgerechnet die Zeit. Findet keiner komisch? Ich schon.

 

Als kleine Ergänzung hier noch das Statement von AdBlocker selbst. Wer es noch nicht gelesen hat ….beispielsweise, weil durch den ausgeschalteten Adblocker, lauter animierte, blinkende Telekom-Werbung für schnelle Verbindungen zur monatlichen Drosselung der Leitung geführt hat. Oder so.

Und der Chef letztens so:

“Können wir nichmal was virales machen? Ich hätte da gern einen Linkbait. Frollein DillEmma, packen se mir mal bis zur nächsten Woche ein Konzept auf den Tisch. Irgendwas, das voll durchstartet. Über das Budget sprechen wir dann.”

Ich steh auf konkrete Ansagen, a la “werden se mal berühmt”. Über das Budget wird in solchen Zusammenhängen eh gern im Nachhinein gesprochen, weil es möglichst keines geben sollte. Ist ja schließlich viral und verteilt sich somit von selbst.

Rezension einer radioaktiven Marmelade

Lesen nach AlphabetDie ABC-Challenge werde ich wohl nicht im vorgeschriebenen Zeitrahmen meistern. Diese geht schon mit diesem Monat zu Ende und obwohl ich zwar so ziemlich jeden Buchstaben zerstöbert habe, steuert mich mein derzeitiges Handycap namens Kapaltunnelsyndrom geradewegs in den Abgrund des Versagens. Da ich jedoch unfertige Dinge nicht leiden kann, wird hier ohne Rücksicht auf irgendwelche Zeitrahmen oder Sättigung bei etwaigen Leser_innen die Liste noch beendet.
Heute lernen wir also den Buchstaben R kennen: Krümelmonster, erzähl uns doch etwas über das R! Wo kommt es her, wo geht es hin?

Das R repräsentiert also gleich mehrere Buchstaben. Wieder was gelernt. Ob ich diese Abkürzung noch nutzen sollte, um das Projekt doch im vorgegebenen Zeitfenster abzuschließen?
Darüberhinaus brachte mir der Buchstabe R allerdings auch eine wunderbare Überraschung: Ich durfte neben einem bewegenden Buch auch einen scheinbar ziemlich duften Verlag kennenlernen. Continue reading Rezension einer radioaktiven Marmelade

Du alte Faltschachtel…

Wir melden uns live zwischen Kartons, Sperrmüll und Laminatspänen mit ein wenig unterirdischem Umzugshumor:

alte Schachteln flachlegen

Wir sind schon wieder nicht Päpstin

…war zu erwarten.

Habemus Mamam – Pustifix

Geschichte vom verzweigten Treibbäumchen

Miesmupfel

Strandgut dezent

Es war einmal ein Monster, das machte Urlaub am Strand. Dort fand es ein Treibholz in den Wellen. Zwei Dinge sollten einem bei der Betrachtung urlaubender Monster klar sein: Erstens steht Faulenzen, Caipi trinken und mit Höllenhunden spielen bei solchen Veranstaltungen so weit oben auf der Liste, dass sie sich auch dem schönsten Treibholz erst gegen Ende ihres Freizeitstress widmen können. Zweitens dauert so ein Monsterurlaub wirklich lange. Und so kam es, dass nachdem sich hinreichend um schwerwiegende Angelegenheiten wie Faulenzen, Caipi trinken & mit Höllenhunden spielen gekümmert wurde, das Treibhölzchen so aufgeweicht und aufgedunsen war, dass es schon ein richtiges Treibbäumchen ward. Kein Problem für ein Monster es dennoch zu packen und zu beschnitzen. Als es dann damit fertig war, schickte es die Höllenhunde damit auf die Reise, auf dass sie es weitertrügen in die weite Welt. Zunächst legten sie es dem Mephisto vor die Füße, welcher es in Windeseile mit schwarzer Magie zum Sprießen brachte. So trug das Bäumchen Früchte und es wucherte ihm ein zweiter mächtiger Ast. Die Winde der Magie brachten das einstige Hölzchen fast zum Bersten und so stieg, das Schöpferviech der Menschheit herab um sich dem verzweigten Bäumchen anzunehmen. Doch wie erntet Gott ein solch mächtiges Gehölz. Ganz einfach – es hält sich an die Regeln, welches das eigens erschaffene Menschen-, Monster- & Teufelsgeschlecht ihr dafür so zur Verfügung stellten und ändert sie ab: Continue reading Geschichte vom verzweigten Treibbäumchen