Archive for the Empör dich! Category

Juchu Montag

Ich kreuze diesen Tag in allen Kalendern des letzten Jahrzehnts am besten rot an. Kommt ja nicht allzu häufig vor, dass jene Worte in der Überschrift mit solch geringer Distanz zueinander und ohne jedwede Spur von Sarkasmus verwendet werden können. Doch das ganze hat ehrlich gesagt einen tragischen Hintergrund oder ist vielmehr sogar der Akkumulation diverser trauriger Gründe:

Samstag morgen:
Ich radel nichts Böses ahnend die Straße entlang. Rechts von mir am Straßenrand erstrecken sich wöchentlich aufgebaute Tische und Decken mit Ramsch. Es handelt sich um die Reinickendorfer Varainte eines Flohmarktes. Besonderes Merkmal eines solchen scheint im Gegensatz zu “echten Flohmärkten” allerdings, dass jedwede teilnehmende Verkaufspersonen beim Verlassen ihrer Wohnung schnell den Müll mit runter genommen haben und diesen nun versuchen meistbietend an die dümmste, liquide Person zu bringen, die sie treffen. Links von mir tappelt ein Igel über die morgendlich verträumte Straße. Das einzige Auto in gefühlten 100km Umkreis prescht heran. Ein schwarzer Mercedes (was sonst!). Scheinbar sieht der Fahrer das Tier, das nun tatsächlich an Fahrt aufnimmt und noch den sicheren Bordstein erreichen möchte. Noch etwa hundert Meter für den Luxusschlitten, zwanzig Meter für mich zum stacheligen Vekehrsteilnehmer. Ein ungutes Gefühl breitet sich in mir aus, ich trete ein bisschen schneller in die Pedale. Auch der Fahrer gibt Gas. Kein Grund zur Sorge. Die Straße ist zweispurig und leergefegt. Der Kerl kann und wird ja wohl ausweichen. Er macht tatsächlich einen Schlenker. Nach rechts. Absichtlich auf den Igel. Es knackt. Mir wird schlecht. Ich werd so scheiße wütend. Ich reiße meine Fahrradklingel ab und schleuder sie schreiend der beschissenen Dreckskarre hinterher. Ich treffe nicht. Die Flohmarktbesucher schauen zwischen pikiert (über mich), verdutzt (über mich) und desinteressiert (dem Schiksal des Igels gegenüber). Der Igel schaut gar nicht mehr. Seine Augen hängen vermutlich an der Radkappe eines geparkten Autos oder in den eigenen Gedärmen. Bin ich gestört oder alle anderen?

Samstag mittag:
Nahe eines bekannten Substitutionsarztes in einer nicht ganz so schicken Ecke Berlins. Hier hängen oft düster anmutende Gestalten rum. Der Ton ist nicht unbedingt durchgängig der Feinste. Manchmal wird es laut, manchmal lustig, selten auch mal handgreiflich. Vor einem Auto stehen lautstark diskuttierende Junkies. Vorüberziehende Passanten bemühen sich, möglichst derart zu gucken, als sei niemand da, weder potenziell gefährliche, in diesem Fall offensichtlich über irgendetwas aufgebrachte Menschen, noch sie selbst. In ihren Augen läuft neben kalter Angst auch teleprompterartig das Mantra solcher Situationen & Menschen durch “Alles ist gut. Wir sind gleich vorbei.” Ich bin ein neugieriger Mensch und glaube, Gefahr für mich und Gefahr für andere recht gut auseinanderhalten zu können. Ich bleibe stehen. In dem von den Süchtigen belagerten Auto sitzt ein Hund. Das Auto steht mitten in der Sonne. Kein Fahrer ist in Sicht. (Vielleicht traut er sich auch nur nicht mehr ran?)
“Wir warten hier schon fuffzehn Minuten!” gröhlt mir einer der Typen entgegen. “Dat Vieh verreckt doch in der Karre!” Der Hund wirkt tatsächlich schon etwas apathisch. “Wir brechen das jetzt auf!”, schlägt ein schlacksiger Kerl aus der Gruppe vor. Ein kleiner Dicker setzt sich daraufhin in Bewegung zu einer nur wenige Meter entfernten Baustelle. Hier weicht der eben noch sichere Aktivismus scheinbar kurz einer Unsicherheit. Entgegen aller mythischen Legenden über die gespenstische Leere auf Berliner Baustellen war diese sogar an einem Wochenendtag besetzt. Doch als der zu kurz geratene Stiernacken sich grade versucht, trotz massiver Körpermaße unauffällig und harmlos wirkend umzuschauen, schallt es bereits vom Gerüst: “Da lieg’n Steine, Meista! Nimm die ma!” Stolz kommt er mit einem ollen Backstein zurückgeschlurft und schmettert den Brocken durch die Scheibe des Wagens. Der Hund wird gemeinsam rausgezogen. Er scheint echt fertig zu sein und klatschnass. Letzteres wundert mich später beim Zurückfahren. Erst erschien mir das logisch, weil er wirkte wie komplett verschwitzt. Körper dehydriert, alles Wasser im Fell. Allerdings schwitzen Hunde doch überhaupt nicht durch die Haut…
Zufriedenheit macht sich unter den umstehenden Gestalten breit. Alle streicheln einmal am Geretteten entlang, versichern sich, dass alles in Ordnung ist. Die Gruppe verstreut sich weitgehend, einige machen sich schnell noch auf, denn die Vergabestelle schließt bald. Andere waren bereits da und warten noch am Auto (übrigens wieder ein Mercedes – ich will ja nix sagen, aber…) “Wir warten hier, falls der Pisser zurückkommt. Der kricht wat zu hörn!” Einerseits gönne ich das dem “Pisser”, andrerseits, mach ich mir grad minimal Sorgen um ihn. Die Polizei kommt auch noch vorbei. Scheinbar wurden sie durch hilfreiche Passanten informiert. Vermutlich mit den Worten, dass gewaltbereite Junkies sich vor Luxuskarossen zusammenrotten. Sie halten kurz eine Art Thermometer durch die gesplitterte Scheibe ins Innere des Autos. Bei 62°C (da war die Scheibe schon etwa 2-3 Minuten offen!) ziehen sie es wieder raus. “Is’ nur pro forma”, sagt einer der Bullen kollegial und grinst, “Alles richtig gemacht! Selbst wenn’s weniger Temperatur gewesen wäre.” Das wusste tatsächlich keiner. Selbstverständlich war der Akt dennoch für alle Beteiligten. Es folgt noch eine kurze Aufklärung seitens der Bullerei über Rechte in solchen Situationen. Wir erfahren, eigentlich besteht die Erlaubnis zur Rettung des hilflosen Lebewesen im Autoinneren sogar dann, wenn eine Klimaanlage laufen würde, weil deren Existenz von außen keiner erahnen kann. Alle freuen sich über so sympathische Polizisten und nennen sie zwischendurch sogar so. Die Polizisten fahren weiter, geben denen, die noch hingebungsvoll auf den Fahrer warten wollen, den Rat, keine Dummheiten zu bauen. “Nee nee, Wachmeista. Keen Problem. Nur ‘ne Ansage, aber den Hund krichta nich wieda!” Auch ich fahre weiter und schaue mich verstohlen um, ob jener Fahrer nicht doch hinter einer nahegelegenen Ecke oder in einem Gebüsch kauert, wo er das Spektakel beobachtet hat und nun wartet, dass er doch klammheimlich, wenn schon nicht seinen vierbeinigen, so doch wenigstens den viertürigen Gefährten wieder in die Arme schließen kann.

Sonntag nachmittag:
Der Stiefzwilling holt sein Töchterchen aus irgendeinem Dorf von der einen Oma ab, um es in irgendein anderes Dorf zu der anderen Oma, also seiner Mutter zu schleppen.
Einige Zeit nach Aufsammeln meines Quasistieftöchting erreichen mich lauter Nachrichten, welche gegen Ende komplett großgeschrieben sind. Weder das Nutzen der Caps Lock-Funktion noch der darin an den Tag gelegte Ton entsprechen dem sonst so ruhigen Gemüt des Stiefzwillings. Da fielen Worte, wie sie eher in schlechtem Ghetto-Rap oder miesen Sado-Pornos zu finden sein dürften. Alle Nachrichten drehten sich um den Wachhund der Oma des Stieftöchtings. Also der Oma, welche die Mutter der Stiefzwillingen-Ex ist. Ein riesiger Hund namens Athos. Ein wunderschöner Berner Sennenhund. Gewesen. Keine vier Jahre ist der Kerl alt geworden. Stieftöchting hat ihn also schon als Welpen kennenlernen dürfen und stieg entsprechend traumatisiert zu ihrem Vater in den Zug: “Athos ist tot, Papa. Die Oma hat ihn nicht geschert und bei der Hitze einfach im Zwinger gelassen.” Dem Tier wurden wohl nicht einmal bei Fellwechsel die alten Haare rausgekämmt. Dass Hunde in den Zwinger gehören und den Großteil ihres Lebens dort auch abseits des Rudels zu verbringen haben, scheint in jener Familie (außer beim Stieftöchting und einer Schwester der Ex) Konsenz mit Normalitätscharakter zu sein. Eine Sicht auf Hunde, die in der damaligen Beziehung zwischen Stiefzwilling und Ex schon zu diversen Differenzen führte. Noch heute wird unsere Hundehaltung inklusive “Im Bett schlafen dürfen” von jener Seite aus als der Gipfel jeglicher Verhätschelung belächelt oder gar schief beguckt. Dass die mangelnde Zuwendung einem Lebewesen gegenüber allerdings solche Ausmaße der Gleichgültigkeit annimmt, dass sie dabei elendig verrecken, scheint ein neuer fataler Höhepunkt zu sein. Stieftöchting hatte beim Streicheln ganze Büschel Haare in den Händen. Bat während der heißen Tage mehrmals, den Hund doch mit in den Schatten nehmen zu dürfen. Keine Verständnis. Kein Einlenken. Nun soll ein neuer Hund her. Der Hof muss ja bewacht werden. Wir überlegen die umliegenden Tierheime und Züchter möglichst mit Namen über diesen Vorfall zu informieren. Würde dennoch ein Welpe ausgehändigt werden?
Mag sein, dass manche Menschen diese Sicht auf das Zusammenleben der verschiedenen Spezies als archaisch oder gar richtige Geisteshaltung verstehen und meine/unsere Ansicht als verweichlicht. “Ist doch nur ein Hund!” Ich bin vielmehr der Auffassung, dass ein Mangel an Respekt gegenüber vermeintlich biologisch minderwertigen Kreaturen ein ganz allgemeines Leck an Empathie gegenüber Lebewesen im Generellen offenbart. Solche geistigen Einstellungen ermöglichen überhaupt erst Kriege, Artensterben und alle Schlechte in dieser Welt.

Weh Tee Eff

Neulich in der Marketing-Abteilung von Ferrero:

Hey Leute, das mit dem rosa Ü-Ei für Mädchen lief zwar nicht exakt so, wie geplant, aber diese ganzen kleinen Motztiraden aus der feministischen Ecke, die eh keiner ernst nehmen kann, haben immerhin mehr Aufmerksamkeit erregt, als wir ursprünglich erwartet haben. Wir sollten an etwas ähnlich miesem arbeiten. Hat jemand eine Idee? Irgendetwas, womit wir erneut Schimpf und Schande auf uns ziehen, uns aber wieder damit rausreden können, dass ja auch Mädchen, sich von der unmarkierten Variante angesprochen fühlen dürfen, selbst wenn die dichotome Aufteilung eindeutig jedem seinen Platz zuweist.

Wie wäre es, wenn wir etwas zur Fußball-Weltmeisterschaft raushauen? Sportliche Großveranstaltungen sollten nicht einfach werbetechnisch ungenutzt verstreichen. Wir haben ja schließlich schon die Olympischen Spiele verpasst. Lasst uns doch Ü-Eier für Weltmeister rausbringen! Das rosa Ei kann ja in der Zeit den Aufdruck “Spielerfrau” tragen. Das ist dann immerhin dasselbe Konzept in grün …bzw. rosa und versteckt blau.

Und alle so: Yeah.

Spielerfrau und Weltmeistervia Luca Hammer

Mundpropaganda gegen homophobe Propaganda

Da traut sich (laut Focus) ein Ian McKellen* aus Angst vor den “neuen” Gesetzen gegen “homosexuelle Propaganda”** nicht nach Russland einzureisen. Nun da die Olympischen Spiele in Sotschi fast schon die sprichwörtliche Fußmatte erreicht haben, wird die Diskussion um das kürzlich verschärfte*** Homophobie-Gesetz in Russland wieder angeheizt. Es braucht scheinbar sportliche Ereignisse, um nicht nur die ewig selben “Nörgler” ihre dauerkritische Stimme erheben zu lassen, sondern auch die breite**** mediale Aufmerksamkeit zu erreichen. Ich hoffe ja in meinem niemals versiegenden Optimismus, noch auf ein Massenouting in Fußballerkreisen, geschlossene Mannschaftsabsagen und derlei idealistische Maßnahmen, bevor es 2018 nach Bahrain geht. Witziger wäre nur noch ein Nachdenken vor der Vergabe von derlei öffentlichen Austragungsorten.
Doch auch in den vermeintlich fortschrittlichen und weltoffenen Demokratien herrscht teilweise immer noch ein Menschen-(und Demokratie-)bild, das mich immer wieder von meiner rosaroten Wahrnehmungswolke zu schubsen vermag. So fand ich dann heute unter besagtem Artikel ein heiteres Kommentar, welches mich glatt in bulämische Launen versetzte:
Focus-Leser wissen mehr
Wirklich ätzend wird es, wenn sich auch noch offener Hass zu solch argumentatorischen Tieffliegern gesellt oder sie gar rudelweise auftreten.***** Zum Glück gehört es zu meinen Grundsätzen, nicht mit Spaten zu diskutieren.****** Sonst hätte ich mich womöglich noch geärgert. Da freue ich mich dann, wenn auch in unserer vermeintlichen Vorzeigegesellschaft, in der eine Merkel im Wahlkampf sagen kann, sie hätte ein schlechtes “Gefühl” (ein GEFÜHL!) es einfach ohne Expertenrat (was?!) zu erlauben, dass Homosexuelle Kinder adoptieren dürften*******, von nicht ganz unrespektablen Künstlern ein wenig Nährboden zum Wachstum echter Toleranz geschaffen wird:

___
* Für alle, die (genau wie ich) nicht ganz so firm mit Schauspielernamen sind: Das ist der Mensch, der den Gandalf im “Herr der Ringe” verkörpert hat.

** AU! AUA! AUTSCH! …”zum Kinderschutz”! AAAAAAAAH!

*** eigentlich wurde hier augenscheinlich nur an gesellschaftliche Gegebenheiten angepasst und somit Übergriffe durch reaktionäre Hohlköppe auf Homosexuelle quasi rechtlich legitimiert, indem eine nicht definierte “Beeinflussung” der Jugend unter Strafe gestellt wurde, welche sowohl die Erwähnung von Sexualität außerhalb der heteronormativen Norm, auch zum Zwecke der reinen Sexualkunde-Aufklärung, als auch die “Zurschau-Stellung” was vom unschuldigen Händchenhalten bis hin zu Sex in der Öffentlichkeit reichen kann, untersagt.

****im Sinne “echter” Massenmedien

***** Nicht nur auf nationalistischen, vermeintlich christlichen Plattformen oder eben im Kommentarbereich der BILD – traurig empfinde ich die tief verwurzelte Homophobie auch in großen Teilen der HipHop-Bewegung. Hier tut sich für mich ein gewisser Abgrund aus, da viele Künstler und auch einfach nur dem Lebenstil frönende Gesellen aus diesem Bereich, mir seit Kindheitstagen immer eher “links, weltoffen und selbst irgendwie in der Außenseiterstellung befindlich” begegneten. Dass durchaus sexistisch angehauchte “Battle-Rap-Vokabular” nahm ich selbst teilweise sogar eher als kritisch, zynisch oder eben nicht länger sexistisch aufgeladen wahr. Doch als ich kürzlich “die Zungenkuss-Debatte” um einen Trailerpark-Auftritt verfolgte, war ich kurz geneigt, manchen Hardcore-Feminist_innen in ihrer Abneigung zum Rap im allgemeinen ein wenig mehr Zustimmung zu gewähren.

****** Nichts gegen ein Pläuschchen mit Gartengeräten – ich möchte an dieser Stelle ausschließlich auf humanoide Klappspaten verweisen.

******* ganz ehrlich AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUU! Sollte die Sorge um das eigene Land nicht ins Unermessliche wachsen, wenn die vermeintlich weltliche Führung, wie ein Echo der “geistlichen Elite” klingt?

“Eine «Auslieferung von Kindern an gleichgeschlechtliche Paare» beraubt sie «der Grundlage einer gesunden psychischen Entwicklung».

- Vitus Hounder, Bischof in einem “fortschrittlichen” Land -

Wenn ich

…nicht innerhalb der nächsten drei Tage ein NPD-Kondom in meinem Briefkasten finde, dann bin ich zutiefst beleidigt und werde Kindergeld-Kürzer_in.

Gefunden bei diesem suspekten Twitter-Grünen, dem ich versehentlich nachschleiche. Kann jeder, mit Klick aufs Bild

Immer diese Kinderschiene bei denen. Das ist nicht nur ekelhaft – irgendwie beängstigt mich das Ganze auch aus tiefenpsychologischer Sicht… Ob Kinderschänder-Propaganda, Kindergarten-Infiltrierung, die Organisation dubioser Kinderfeste und nun das eigentlich banale Kinder-Kriegen (was heißt “nun” die unschönen Anklänge an vergangene Zwangssterilisationen sind mir persönlich einfach zu offensichtlich), die lieben Kleinen scheinen nirgendwo vor denen sicher zu sein. Kinderlieb sein ist die eine Sache, aber diese extreme Fokussierung darauf, mutet irgendwie zwischen Kindskopp (zu harmlos) und pädophil (zu demagogisch) an…

Brecht bricht

Die haben tatsächlich Brecht zitiert! Nazis! Ausgerechnet!
Also, als sie anfingen Pali-Tücher zu tragen, sich Iros stehen ließen und irgendwelche linken Parolen à la “Hoch die internationale Solidarität” auf ihre Transparente schmatterten und in ihre Sprechchöre einbauten, da war ich zwar vorübergehend verstört, aber bei Brecht mischt sich unter dieses Unverständnis auch so etwas wie Wut. Als ob das braune Gesockse nicht schon allein durch Existenz und Präsenz entnervend genug ist. Lasst doch wenigstens diesen armen Menschen in Ruhe. Der kann sich doch nicht einmal mehr wehren. Müssen die nun sogar noch nachtreten, wenn jemand bereits schon auf dem Boden unter der Erde liegt? Oder ist das schlichtweg nur ihre berühmt berüchtigte Beschränktheit & Geschichtsvergessenheit?
TddZ. Soll’n das überhaupt sein, ihr Spacken? Treffen dumm-dreister Zombies? Tanz der durchgeknallten Zangengeburten? Trinkgelage dramatisch dämlicher Ziegenfurze?

GEZ Boykott

Empört euch!Update: Vielen Dank an Berhard, welcher den Link zur Online-Petition gegen die allgemeine GEZ-Gebühr auf Avaaz nachgereicht hat. Eine Unterschrift hier (nicht nur bei diesem Anliegen) bringt oftmals einige Schritte nach vorn.

Ursprünglich bin ich ja der größte Fan unserer Gebühreneinzugszentrale. Egal, wann und wohin ich umziehe, eine freundliche Begrüßung dieses netten Vereins liegt stets schon im Briefkasten. In einer eiskalten Welt, wie der unseren ist der Mensch doch dankbar für jede liebenswürdige Aufmerksamkeit. Daher möchte ich mich an dieser Stelle aufrichtig bei der GEZ bedanken, dass sie mich vor der sozialen Isolation bewahren und immer daran erinnern, dass es da draußen noch jemanden gibt, der an mich denkt.

Schon GEZahlt? Wofür?!

Ab Anfang des nächsten Jahres sollen ja nun alle Haushalte, egal ob sie im Besitz eines Empfangsgerätes sind und auch unabhängig davon, ob es sich hier um einen Fernseher, ein Radio oder lediglich einen Computer handelt, die volle Rundfunkgebühr zahlen. Die unfairen Abstufungen der Sätze verschwinden und wir zahlen ab 2013 alle das gleiche. Oh, welch heimelige Sozialromantik. Endlich sind wir alle gleich. Ein kleines Stück auf dem Wege der allumfassenden Gerechtigkeit ist hiermit beschritten. Continue reading GEZ Boykott

Satz warmer Ohren (4)

Todd Akins Äußerungen zur Unmöglichkeit von Schwangerschaften durch “echte” Vergewaltigungen ließen verständlicherweise nicht nur durch die feministische Bewegung ein ungläubiges “Kopf gegen die Wand”-Schlagen gehen. Fragen danach, wie ausufernd der Grad an Dummheit, Ignoranz & Verblendung eines Menschen sein darf oder gar sein muss, um es an die politische Spitze einer scheinbar aufgeklärten wie fortschrittlichen Nation zu schaffen, bewegten die Leser_Innen weltweit. Überwiegend wurde versucht jener allgemeinen Fassungslosigkeit mit Satire entgegenzutreten. Denn eine derart offensichtlich falsche & unendlich rücksichtslose wie antiquierte Ansicht verdient oder bedarf kaum einer ernsthaften politischen, ja gar wissenschaftlichen Auseinandersetzung.

Doch obwohl alles so klar scheint, entbrannte über die Akin-Debatte erneut eine Diskussion in den Staaten darüber, ab wann denn nun eine “echte” Vergewaltigung anfängt und wo die ersten Grenzen überschritten seien. Prinzipiell auch eine wichtige Debatte, welche richtig geführt sicher auch viele Opfer aus schamvoller Verwirrung führen könnte oder im Idealfall sogar einige Fälle von Vergewaltigung verhindern könnte. Sei es durch bessere Aufklärung vorab bei Betroffenen und sonstig Involvierten oder gar durch eine präventive Schärfung des gesamtgesellschaftlichen Blicks und einer damit einhergehenden allgemeinen Haltungsänderung gegenüber dieser Problematik.

Eine in ihrer Schlichtheit grandiose Antwort kam dieser Tage aus dem Coochwatch-Blog. An dieser Stelle möchte ich mich jetzt schon dafür entschuldigen, dass beim Klicken auf das Video “Hands Off, Crazy” erneut, die schon einmal hier (und derzeit an allen Ecken des Internets sowie vermutlich sogar der Radiosender) verbreitete, unsägliche Melodie erklingen wird. Text und Video sind das Grauen aber allemal wert. Zudem erheitert mich die Vorstellung, dass sich diese Version des Ohrwurms mindestens ebenso rasant verbreitet wie das Original und wir fortan lauter “it’s my vagina”-trällernden Jugendlichen auf den Straßen begegnen, ganz ohne Ansehen, welchem Geschlecht die Singenden von außen spontan zugeordnet werden könnten. Vielleicht ist dies trotz der fast 55.000 Views in lediglich zwei Tagen ein utopischer Gedanke, dennoch ringt mir jene Vorstellung ein seeliges Lächeln ab.

Aktivisten durch Steuergesetz bedroht

…oder nieder mit Demokratie, Meinungsfreiheit und diesen ganzen lästigen Mitdenkern in der Bienenmonarchie

In einem neuen Gesetzentwurf von CDU & FDP möchte die schwarz-gelbe Regierung offenbar ihrer eigenen Farbwahl huldigen und nun einen weiteren Schritt auf dem Weg “Demokratie abschaffen – einen schwarz-gelben Bienenstaat züchten” gehen.

Der neue Clou von Bienenkönigin “Muddi” und ihrem Hofstaat sieht vor, jeglichen Vereinen, welche durch den Verfassungsschutz beobachtet werden, ihre Steuerprivilegien zu entziehen. Ein genialer Schachzug, um ungeliebten Kritikern & Aufwieglern unter den braven Arbeitsbienen das Wasser abzugraben und sie auszudörren. Continue reading Aktivisten durch Steuergesetz bedroht

Datenverkauf durch Bürgerämter – Nachbeben

Deutsche Daten Bürgeramt Verkauf Nachdem das Meldegesetz mit groben Änderungen am Gesetzentwurf bereits am 28. Juni beschlossen wurde, wenn auch scheinbar in Abwesenheit & Unkenntnis aller wichtigen Beteiligten, wie beispielsweise der Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, rollen diverse Wellen des Protestes und der Distanzierung durch Medien, Internet & jegliche wichtigen Informations- bzw. Selbstdarstellungskanäle. Mit abnehmender Fußballseeligkeit sowie zunehmender Nüchternheit und aus dem allgemeinen EM-Taumel erwachenden Continue reading Datenverkauf durch Bürgerämter – Nachbeben

Shitstorm mit Panorama-Blick

Während eines Beitrag der letzten Sendung des Politik-Magazins Panorama geriet ich bereits ins Zweifeln. Bin ich paranoid oder gar extremistisch?
Thema war der “Shitstorm (oder wie das Merkel akzentuiert “Schit-Tschtorm”) im Internet und seine Auswirkungen auf die freie Meinungsäußerung von Politikern”.

Mal abgesehen davon, dass politische TV-Formate des öffentlich-rechtlichen Fernsehens nun generell nicht gerade berüchtigt sind für ihre parlamentarische Unabhängigkeit, prägt diesen Bericht eine derart undifferenzierte bis polemisierende Darstellung des sogenannten Shit-Storms, dass Bauchweh gegenüber dieser Art der Berichterstattung leider nicht ausblieb. Continue reading Shitstorm mit Panorama-Blick

Rostock Lichtenhagen – 20 Jahre danach

Dem Land zwischen Verdrängung und Gedenken steht diesen Sommer ein Jubiläum ins Haus, welchem in meiner Wahrnehmung und Medienrezeption bisher noch kaum wirkliche Beachtung gezollt wurde. Um ganz ehrlich zu sein (ver)stört mich dieses hartnäckige Schweigen und der fehlende Wille zur Auseinandersetzung ein wenig.

Der Sommer 1992 stand im Zeichen von erneut aufflammendem Rassismus, welcher nicht einzig in irgendwelchen ewig-gestrigen Köpfen kleinerer Randgruppierungen rumspukte, sondern sich vielerorts in pogromartigen Ausschreitungen manifestierte, an denen sich nicht nur der Sündenbock “Vorzeigenazi” beteiligte, sondern vielmehr breite Teile der “normalen” Bevölkerung beteiligt waren. Mannheim, Rostock-Lichtenhagen, Mölln – um nur einige jener Orte zu nennen, welche zweifelhafte Berühmtheit auch heutzutage fast noch ausschließlich mit den damaligen Ereignissen verknüpft sind.

Doch hat sich in den letzten 20 Jahren daran soviel verändert? Nach der Verschärfung des Deutschen Asylrechts und dem generellen Rückgang der Asylanträge hat sich vielleicht auch einzig die innenpolitische Lage etwas entschärft. Sagt das jedoch Gehaltvolles über die grundmenschlichen Substrate dieser Ideologien und ihre Folgen aus? Macht sich fehlende Empathie und Egoismus gegenüber Lebewesen anderer Nationen nicht gerade auch in Diskussionen, um die Griechische Finanzkrise bemerkbar? Continue reading Rostock Lichtenhagen – 20 Jahre danach

BILD, die Vierte

…und hoffentlich vorerst letzte.

Es wird ja auch langsam widerwärtig, jenem Druckerzeugnis soviel Raum und Aufmerksamkeit zu widmen.

ABER

Gestern überschlugen sich die Ereignisse. Nicht nur ob des Phänomens, dass schon seine düsteren Schatten voraus warf. Nein! Die gesamten Begleitumstände ließen die vergangenen 24 Stunden irgendwie vollends im Lichte eines echten BILDerbuchtages erleuchten. Doch der Reihe nach:

Earl of Wedding

Örl Örwin, Earl of Wedding und sein Untergebener, Kater Kati

Voller Vorfreude machten Örl Örwin und meine Wenigkeit uns auf zur täglichen Morgenrunde. Bewaffnet mit hohen Erwartungen an die hiesige Hausgemeinschaft und einer Kamera zur Dokumentation derselben.

Als wir am Tatort Briefkästen vorbeikamen, prangte uns das Elend bereits entgegen, aus allen Postschlitzen blitzte die Jubel-Werbung der BLÖD – aus meinem der geheimnisvolle rote Umschlag. Schon im Vorfeld stand bereits fest, Continue reading BILD, die Vierte

BILD wird 60

Die Zeit drängt! Morgen ist es soweit!

BILD wird 60. Jahre

 

Die BILD-”Zeitung” feiert ihren 60.Geburtstag und als ob das allein nicht schon schlimm genug ist, hat das Königsblatt der vergorenen Milchprodukte auch noch jede Menge Zusatzbäume geopfert, um unschuldige Menschen mit sinnlos bedrucktem Papier zu “beglücken”.

Der Rekord-Meister im Verletzen von Persönlichkeitsrechten und Missachten der Menschenwürde (121 Rügen des Deutschen Presserat seit 1986 gegenüber der Bild) sendet morgen sein gratis Jubiläums-Exemplar an alle Deutschen Haushalte, wenn man nicht vorher schlau genug war einen Widerspruch zu senden, wie es allein 235.000 Menschen über die Aktions-Plattform Campact taten. Continue reading BILD wird 60

Zeitungsschau

Da ich mich ja, wie erwähnt, als hochgradig aktiver Bild-Leser auszeichne…
Moment kann man das so stehen lassen? Nee, da fehlt was. Die Definition lautet vielmehr “sporadischer Leser des Bild-Blog”. Das ist irgendwie wichtig, denn die heute erst von mir ausgegrabene Meldung der Blöd-”Zeitung” ist zwar nicht mehr ganz druckfrisch, dennoch irgendwie nicht minder empörend. Aus Gründen der Aktualität wäre meine Entscheidung daher beinahe in Richtung “keinen weiteren Kommentar mehr wert” tendiert. Jedoch habe ich soeben mit halben Ohr vernommen, wie sich ein Bild-Heini – jener letzte Wortteil steht für “Keine Ahnung, ob der Mensch nun Redakteur oder “Journalist” oder sonstwas in deren Reihen ist, aber da der erste Wortteil ja sicher eh schon schlimm genug schmerzt, wozu noch entschuldigen?

Zurück zum Geschehen: Continue reading Zeitungsschau