…und hoffentlich vorerst letzte.
Es wird ja auch langsam widerwärtig, jenem Druckerzeugnis soviel Raum und Aufmerksamkeit zu widmen.
ABER
Gestern überschlugen sich die Ereignisse. Nicht nur ob des Phänomens, dass schon seine düsteren Schatten voraus warf. Nein! Die gesamten Begleitumstände ließen die vergangenen 24 Stunden irgendwie vollends im Lichte eines echten BILDerbuchtages erleuchten. Doch der Reihe nach:
Voller Vorfreude machten Örl Örwin und meine Wenigkeit uns auf zur täglichen Morgenrunde. Bewaffnet mit hohen Erwartungen an die hiesige Hausgemeinschaft und einer Kamera zur Dokumentation derselben.
Als wir am Tatort Briefkästen vorbeikamen, prangte uns das Elend bereits entgegen, aus allen Postschlitzen blitzte die Jubel-Werbung der BLÖD – aus meinem der geheimnisvolle rote Umschlag. Schon im Vorfeld stand bereits fest, diese Hunderunde im Morgengrauen sollte eine etwas ausgedehntere werden, um dem holden Nachbarn genug Zeit zu geben, ihre Exemplare in Augenschein zu nehmen und die persönlichen Entscheidungen zu treffen. Meine kühnen Erwartungen gingen selbstverständlich davon aus, auf dem Rückweg den Mülleimer neben den Postkästen in einem hochgradig fotogenen Zustand vorzufinden. Prall gefüllt mit Presseerzeugnissen aus dem Hause Springer.
Dass an dieser Stelle kein Bild von jenem BILD-Müll erscheint, ist jedoch mit Nichten & Neffen einer geplatzten Linse ob des Motivs zu verdanken. Vielmehr überkam mich ein Schauer beim Anblick leerer Briefkästen inklusive fast leerer Tonne, lediglich ein einziges verstoßenes Exemplar. Dies bestärkte meinen in den letzten Monaten gefassten Entschluss zum Auszug nur um einen weiteren Punkt zur Loslösung aus dem jahrelang liebgewonnenen zu Hause.
Ernüchtert schnappte ich mir meinen geheimnisvollen, roten Umschlag und das einsame Jubel-Druckerzeugnis, in weiser Voraussicht, wie sich später feststellen ließ. Augenscheinlich war meine Spannung auf den mysteriösen Inhalt des Umschlags doch schon genährt. Ich öffnete ihn wohl für Tombolazwecke etwas zu stürmisch.
Aufatmen. Keine BILD. Verwirrung. Krude Zeilen:
“Ich bekomme den Umschlag, da ich der Zustellung der Jubiläums-Ausgabe widersprochen habe” soweit so klar. “Meine, mit Widerspruch übermittelten Adressdaten, werden nach der Jubiläums-Aktion vollständig gelöscht, sofern ich nicht Abonnent der Bild sei”.
Lieber Kai Diekmann, willst du mich ärgern? Wieso sollte ich als Abonennt widersprechen? Nun gut, ihr kennt eure Leser wohl besser als ich, wahrscheinlich ist dort tatsächlich der ein oder andere verwirrte Geist dabei …könnte ja sein.
Schön war aber auch dieser Satz:
“Im Vorfeld der Jubiläums-Aktion sind uns zahlreiche Widersprüche übermittelt worden, die offenbar unzutreffende Absenderangaben enthielten. Falls Sie zu den Betroffenen gehören sollten und nun keine Jubiläums-BILD erhalten haben, obwohl Sie sich darüber gefreut hätten, bitten wir um kurze Mitteilung – wir schicken Ihnen dann gerne Ihr persönliches Exemplar nachträglich zu.”
So vieles hier bringt mich doch zum Grübeln: Wer sind diese bösartigen Menschen, die braven Bildlesern einfach ihre Jubiläumsausgabe vermiesen wollen? Da sollte BILD doch mal aktiv werden, recherchieren und einschreiten. Oder ist das ganze doch einfach nur eine Verschwörungstaktik? Möchte die BILD hier gar dem abspenstigen Widersprüchler suggerieren “Du bist allein mit deiner Meinung! Die proklamierten 250.000 Widersprüche gehen einzig und allein auf die fünf Menschen zurück, die du persönlich kennst. Medial aufgebauscht und eigentlich nur durch dich und deinen Freundeskreis initiiert war diese scheinbar groß angelegte Protestaktion gegen, diese unsere BILD-Zeitung völlig überbewertet! Wir haben dich durchschaut Nicht-BILD-Leser!” Alles Einbildung – das ist ja nun wirklich nicht dass Niveau der Bild: Manipulation – Pah!
Den endgültigen Vogel des Tages schoss dann aber meine geliebte Verwandtschaft ab. Eingefallen zum offiziellen Tausch Geschenke gegen Kuchen, also mit mir, nicht zwischen ihnen und dem anderen wesentlich unbedeutenderen 60.jährigen Gratulanten, überreichten sie mir Präsente in standesgemäßer Verpackung.
Ich war völlig von den Socken. Zu Tränen der Trauer gerührt, von irgendetwas Undefinierbarem geschüttelt und doch voller Liebe und nachsichtiger Zärtlichkeit zu meinen unbedarften Ahnen. Diese sind übrigens, wie sich im Laufe der angeregten Diskussion zum Jubiläums-Geschenkpapier herausstellte waschechte BILD-Abonennten und, Herr Diekmann, sie bekamen KEINE Jubiläums-Bild. Ist das zu fassen?! Ich vermachte ihnen die meine, mitleidig aus dem Abfall entnommene. Kai, da brauchste dir keine Sorgen zu machen, die Lage ist unter Kontrolle. Danken darfst du mir dann später, ich werde dann bei Gelegenheit mal auf dich zukommen mit einem “Angebot, dass du nicht ablehnen kannst”
Gestern in einem Geschäft, so ein Geschenke- und Gagladen: Eine ganze Ecke voller “Bild”-Zeugs, irgendwelche Ordner u. ä., ich konnte nicht lange hinsehen, aber vermutlich gab es da auch so ein Geschenkpapier.
Ein Gagladen mit überaus zweifelhaftem Humor also …obwohl so Bild-Hundekotbeutel oder Blöd-Klopapier oder Windeln …naja eben jegliche Hygiene-Artikel, welche in symbolischer Harmonie zum Trägermedium beschmattert werden …obwohl son Babyhintern in Schlagzeilen …also da is vielleicht auch Sense mit Kindchenschema und Welpenschutz und solch Gedöhns
die verkaufszahlen sind in den letzten sechs monaten wohl deutlich zurückgegangen, seidem das “seite 1 mädchen” wech is.
also, bild ist sauberer geworden
Die pornografische Putzkolonne entfernt also zumindest die kompletten Schmierlappen – treibt sie diese damit nicht endgültig in die Arme noch schlonzigerer Magazine, wie etwa Coupe? Ist das jetzt gut oder schlecht? Kann Bild da nicht Abhilfe schaffen? Müssen denn Titten als Extra-Kategorie gekennzeichnet werden? Kann man die nicht einfach überall reinschmuggeln? Mir schweben da Schlagzeilen vor wie “Merkel nackt! Neue Kleiderordnung im Bundestag lässt Optiker verarmen” oder “Alle Jahre wieder: Heißer Sommer & schwitzende Bauarbeiter-Dekolletés – Die große BILD-Foto-Reportage: Bild-Leser prämieren den behaartesten Handwerker-Hintern”
Auch wenn kurze, knackige Überschriften nicht so meins sind – also das Verschwinden dieses Mädels bietet doch Potenzial: Erweiterung der Zielgruppe durch Abschaffung der unbekleideten Monopolstellung! ….Kai! Wir müssen reden – ich bring dich ganz groß raus.