Satz warmer Ohren (4)

Todd Akins Äußerungen zur Unmöglichkeit von Schwangerschaften durch “echte” Vergewaltigungen ließen verständlicherweise nicht nur durch die feministische Bewegung ein ungläubiges “Kopf gegen die Wand”-Schlagen gehen. Fragen danach, wie ausufernd der Grad an Dummheit, Ignoranz & Verblendung eines Menschen sein darf oder gar sein muss, um es an die politische Spitze einer scheinbar aufgeklärten wie fortschrittlichen Nation zu schaffen, bewegten die Leser_Innen weltweit. Überwiegend wurde versucht jener allgemeinen Fassungslosigkeit mit Satire entgegenzutreten. Denn eine derart offensichtlich falsche & unendlich rücksichtslose wie antiquierte Ansicht verdient oder bedarf kaum einer ernsthaften politischen, ja gar wissenschaftlichen Auseinandersetzung.

Doch obwohl alles so klar scheint, entbrannte über die Akin-Debatte erneut eine Diskussion in den Staaten darüber, ab wann denn nun eine “echte” Vergewaltigung anfängt und wo die ersten Grenzen überschritten seien. Prinzipiell auch eine wichtige Debatte, welche richtig geführt sicher auch viele Opfer aus schamvoller Verwirrung führen könnte oder im Idealfall sogar einige Fälle von Vergewaltigung verhindern könnte. Sei es durch bessere Aufklärung vorab bei Betroffenen und sonstig Involvierten oder gar durch eine präventive Schärfung des gesamtgesellschaftlichen Blicks und einer damit einhergehenden allgemeinen Haltungsänderung gegenüber dieser Problematik.

Eine in ihrer Schlichtheit grandiose Antwort kam dieser Tage aus dem Coochwatch-Blog. An dieser Stelle möchte ich mich jetzt schon dafür entschuldigen, dass beim Klicken auf das Video “Hands Off, Crazy” erneut, die schon einmal hier (und derzeit an allen Ecken des Internets sowie vermutlich sogar der Radiosender) verbreitete, unsägliche Melodie erklingen wird. Text und Video sind das Grauen aber allemal wert. Zudem erheitert mich die Vorstellung, dass sich diese Version des Ohrwurms mindestens ebenso rasant verbreitet wie das Original und wir fortan lauter “it’s my vagina”-trällernden Jugendlichen auf den Straßen begegnen, ganz ohne Ansehen, welchem Geschlecht die Singenden von außen spontan zugeordnet werden könnten. Vielleicht ist dies trotz der fast 55.000 Views in lediglich zwei Tagen ein utopischer Gedanke, dennoch ringt mir jene Vorstellung ein seeliges Lächeln ab.

3 Responses to 'Satz warmer Ohren (4)'

  1. belehresich says:

    na dit muss der aufjeklärte Mitteleuropäer schon vastehn. der arme Akin kann ja nix dafür datter sowat sagt. kiekste ma nach Vita. jeborn 47, uffjewachsen inner Mitte vonse Staaten, weit weg von äußerem Einfluss, inner Zeit wo feminismus wahrscheinlich noch behandelt wurde, so es denn überhaupt bekannt war, Vaddern Kriegsveteran, da hat kleen Toddie keene Chance, da wirste Republikaner und quatscht sone Gülle, kannst ja ooch olle George Walker nich vorwerfen datter nur Scheiße jebaut hat, er wußte es halt nich besser, musste verstehn

    • DillEmma says:

      Prinzipiell täte mir ein derart beschränktes Weltbild auch leid (oder weh?), wenn

      - es sich dabei eben nicht um einen Abgeordneten mit Senatsambitionen handeln würde
      - ich nicht davon ausgehen müsste, dass in der Altherrenriege rund um Romney derartig verzerrtes Gedankengut nicht zum guten internen Ton gehört (ja, blöd den Fehler zu begehen und solch heikle Zuspitzungen vor der Machtergreifung öffentlich zu machen)
      - ich es ganz generell nicht überaus verwerflich wie dispektierlich und erniedrigend fände, Menschen in deren Lage ich aller biologischen Voraussicht nach nie stecken werde, aus einer nicht involvierten Machtperspektive heraus moralisch derart unter Druck zu setzen mit einer besitzergreifenden Impertinenz zu demütigen

      Oder einfach: Dit regt mir nunma uff sowat!

      • belehresich says:

        tja wat soll ick dir da sagen, hörse dir ma an die Debatten und Wahlkampforgien vonne Republikaner, dit is da juter Umgangston, son sindse, so redense, so hamse es gelernt, Mutti am Herd, Vaddern anner Sekretärin, Krieg is lukrativ, Öl der Papst, jeder hat das Recht auf seinem Grundstück jeden zu erschießen, Waffen töten nicht, die schützen und wenn die Schlampe die Beine nicht zusammenkneifen kann weil sie keine Kraft hat is dat eben freiwillig passiert, dit haste da doch nur, seit Jahrzehnten und nich nur die Kerle, kiek dir doch die Palin an, vorne Gott und Moral, und hinten Finger kreuzen und den Mammon anbeten und wenn einer was anderes sagt und wohlmöglich den Schein beleuchtet, ja dann isser eben unpatriotisch und damit unglaubwürdig

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