Vor einiger Zeit ereigneten sich Dinge, die dazu führten, dass ich mich mit zunehmender Häufigkeit dazu genötigt sehe, zu singen. Meiner immensen sozialen Verantwortung gegenüber der Menschheit zum Trotze, singe ich Kinderlieder. Überwiegend in gesellschaftlich akzeptablem Kontext, also so mit Kindes. Es kommt allerdings durchaus auch mal viel zu oft vor, dass ich auch nach Abgabe des Mocks (=Kind ….und ja, es wurde uns bereits zugetragen, dass dies dialektal auch eine Bezeichnung für stinkendes Ekelgezeuchse ist – betrachtet man aber die Ereignisse rund um die Nahrungsaufnahme und Verdauung eines solchen Minimenschen, ist die Synonymie jetzt auch nicht sooo tragisch) in der Kita des Vertrauens, gesichtet werden kann, wie ich mehr so semiprofessionell wirkend laut irgendwelches Kleinkind-Liedgut vor mich hinschmettere.
Bei diesem neuen “Hobby” fiel mir jedenfalls auf, dass erstaunlich viele Kinderlieder vom Tot handeln. Und nicht nur einfach so im aufklärerischen Sinne, des sanften Heranführens der noch unbedarften Mitmenschen an diesen schwer realisierbaren Fakt. Nein. Vielmehr in einen rücksichtslosen Haha-Haudrauf-Ton
Hänsel und Gretel
Doch als die Hexe zum Ofen schaut hinein, ward sie geschoben von Hans und Gretelein. Die Hexe musste braten, die Kinder geh’n nach Haus, nun ist das Märchen von Hans und Gretel aus.
Gut, bei Märchen is Mordlust ja bereits hinlänglich bekannt und irgendwie so mit dem Kulturgut-Argument zwangsakzeptiert.
Fuchs du hast die Gans gestohlen
Seine große, lange Flinte schießt auf dich den Schrot, dass dich färbt die rote Tinte und dann bist du tot.
Hier finde ich auch die melodiöse Betonung “und dann bist du tohohooot” irgendwie besonders schräg. Sicher, das Ganze (Ganse – höhö) entstand vermutlich in einer Zeit, als Mensch und Tier noch so halbwegs auf Augenhöhe um die Ressourcen kämpften, dennoch klingt es schlichtweg fies von oben herab, wenn dem Fuchs dann vorgeschlagen wird, dass der sich ja auch bitteschön von Mäusen ernähren kann, während man sich schön selbst den Gänsebraten reinschaufelt.
Ein Mops kam in die Küche
|:Ein Mops kam in die Küche und stahl dem Koch ein Ei. Da nahm der Koch den Löffel und schlug den Mops entzwei. Da kamen viele Möpse und gruben ihm ein Grab und setzten drauf ´nen Grabstein, darauf geschrieben stand::|
Nö! Zumal ich beim Radfahren oft aus Versehen “Mock” statt “Mops” trällere, was die Sache noch um einiges makaberer macht. Aufgrund der hohen Ohrwurm-Qualität des Liedes, versuche ich zwanghaft eine Routine für eine abgemilderten Umdichtung zu entwickeln, aber ich rutsche immer in den alten Text.
Auf einem Baum ein Kuckuck
Auf einem Baum ein Kuckuck simsaladimbam basaladusaladim, auf einem Baum ein Kuckuck saß. Da kam ein junger Jägers-, simsaladimbam basaladusaladim, da kam ein junger Jägersmann. Der schoss den armen Kuckuck, simsaladimbam basaladusaladim, der schoss den armen Kuckuck tot.
Warum zum großen und allmächtig heiligen Fuck schießt man denn auf arme Kuckuckse?! (=offizieller Plural! Wirklich und wahrhaftig!) Außer morgens um 4 Uhr nach drei durchzechten Nächten gibt es dafür doch keinen anständigen Grund ….oder?