Papa macht mobil

ACHTUNG: Möglicherweise unlesenswerter, abschweifender, blasphemisch wirkender, respektlos klingender Mumpitz

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Im großen D lichten sich nicht nur die Reihen der universitären Würdenträger_innen. Ab Ende Februar sind wir nun also nicht einmal mehr Papst. Eine Schande!

Benedikt XVI.: “Wenn ein Papst zur klaren Erkenntnis kommt, dass er physisch, psychisch und geistig den Auftrag seines Amtes nicht mehr bewältigen kann, dann hat er ein Recht und unter Umständen auch eine Pflicht zurückzutreten.”

Dem Amt des Stellvertreter Gottes geistig nicht gewachsen sein. Eine Aussage, die mich doch arg ins Grübeln brachte. Bisher dachte ich gar, um spiritistische Karriereleitern zu erklimmen, würde es sich vielmehr anbieten, psychisch ein wenig neben der Spur zu laufen. Erinnern wir uns nur (mit Grauen oder Ehrfurcht – je nach Glauben) an die (passendes Adjektiv bitte selbstständig ergänzen, mir fehlen an dieser Stelle weiterhin die Worte) Aussagen des Martin Lohmann zur Pille danach, der körperlichen Selbstbestimmung von Frauen oder auch zur Lebensentscheidung “Scheidung”.
Einst musste ich hart lernen, dass bei diversen psychischen Störungen, die Krankheitseinsicht einige Jahre in Anspruch nimmt. Wenn die betreffenden Personen allerdings in ihrer Realitätsflucht bekräftigt werden, beispielsweise indem ein in sich geschlossenes und erstaunlicherweise funktionierendes System um sie herum errichtet wird, wie etwa die Institution Kirche, kann jene Einsicht weiter verzögert werden oder womöglich nie eintreten. Das Konstrukt Kirche (ich nehme Abstand hierbei so etwas wie “echten” Glauben oder Religion mit zu meinen), ein Ort an dem ihre Wahrnehmung als Realität anerkannt wird, eine Stätte in der sie Gleichgesinnte treffen können, wo sie so etwas wie eine Aufgabe haben und sich fühlen, als ob auch sie etwas zum Leben in der Gemeinschaft beitragen würden, kann also fatale Auswirkungen auf die Chancen geistiger Genesung haben. Bietet jedoch in der Regel immerhin ein sicheres Auffangbecken für geistig Verwirrte – im Gegensatz zum deutschen Gesundheitssystem. In der katholischen Glaubensgemeinschaft soll es unter Umständen vorkommen, dass “Stimmen hören” oder “Visionen haben” die Betroffenen auf den ab dem 28. Februar um 20 Uhr, vakanten Sessel katapultiert. Hier darf nun nach Lust und Laune mit den Stimmen geplaudert werden, wenn es denn auf Latein, nach vorgeschriebenen Zeremonien und mit der Anrede Gott einhergeht. Wer sich diesen Rahmenbedingungen nicht unterordnen will oder kann, muss weiterhin noch die örtlichen psychiatrischen Anstalten aufsuchen. Macht aber nichts, die Pharmaindustrie wird sie als lebende Versuchskaninchen mit allerlei wirk- jedoch eher weniger heilsamen Mittelchen versorgen. Zudem stellen wir Ihnen einen Schlafplatz mit interessanten wie abwechslungsreiche Menschen, sowie diverses und ausreichendes Kantinenessen zur Verfügung. Wahlweise haben wir auch noch lustige Mal-, Spiel-, Bastel-, oder gar Musizierkurse im Angebot, denen Sie sich keineswegs verweigern sollten, wenn sie als “therapiefähig” gelten und damit einen längeren Aufenthalt bei uns sicher haben möchten. Sollten Sie sich von dem Angebot genervt oder gar nicht ernst genommen fühlen, setzen wir Sie gern kurzerhand an die Luft und warten, bis Sie das nächste Mal bei uns auf der Matte stehen, weil irgendwer sie beim Spazierengehen auf der Autobahn aufsammelte, oder sie am Messer packt (mit welchem Sie ihrem Finder lediglich das dritte Auge öffnen wollten) und zu uns führt. Für weitere Fragen, zu einschlägigen Adressen, Aufnahmeritualen oder dezidierten Beipackzetteln, fragen Sie Ihre Autorin, welche mit Vorliebe in der dritten Person von und mit sich spricht, sie wird sich karitativ um jedes entlaufene Schäfchen kümmern.

9 Responses to 'Papa macht mobil'

  1. Guinan says:

    Ich mag diesen lesenswerten, abschweifenden, blasphemisch wirkenden, respektlos klingenden Mumpitz wirklich gern.

    • DillEmma says:

      Da bin ich wahrhaft beruhigt und erfreut – es ist ja manchmal so eine Sache mit der Balance zwischen Respekt vor anderen Meinungen oder Glauben und eben den eigenen Sichtweisen…

  2. Ein entlaufenes Schaf bin ich nun wirklich nicht, aber kümmern dürftest Du Dich schon – um mein Seelenheil :mrgreen: Aber zum Artikel: WORD! Wo kann ich unterschreiben? Ich stimme also zu, auch wenn der Bogen von den Katholen über die Pharmaindustrie bis zum Gesundheitssystem (hier: Psychiatrie) schon ein zu großer ist, um eine gute Antwort überhaupt nur zu versuchen. Ich bin auch ver-rückt, aber glücklicherweise auch in einer Partei und somit geschützt. Ich darf also auch Wahnvorstellungen haben. Und ach ja, der Papst. Herrje, wieso ist das eigentlich eine Meldung? So unwichtig, aber leider in unserem Land von einer Relevanz, die mich wirklich schaudern lässt. Dagegen sind Berliner_innen echt ein Klacks …

    • DillEmma says:

      Ich wusste am Ende dann auch nicht mehr, wie es plötzlich zu dieser Kurve kam und sah mich erstaunt am Ende der Straße um …ach, aber Parteien wären ja auch so ein herrliches Refugium zum Toben gewesen …nur ständen wir mit allen Känalchen für den täglichen Wahnsinn womöglich unvermittelt in einem Flussdelta und kämen trockenen Fußes gar nicht mehr hinaus :P

  3. P.S.: Ich wollte noch ein wenig lobhudeln: Deine Überschrift ist wirklich g e n i a l !!! Also, wer hat sie sich ausgedacht? :-P

    Der Herr anundfürSICH? Sei ehrlich …

    • DillEmma says:

      Der Herr Anundfürsich, also der fühlt sich grad genötigt mir zu boykottieren, weil ich es, ob seiner Namensmetamorphosen, nicht hinbekomme, ihm eine ad hoc Freischaltung seiner Kommentare zu garantieren. Der sieht nich ein, dass ick mich vor meinem eigenen Blog nich genug als Chef aufspielen kann und jegliche Mitglieder der Familie -sich einfach durchzuwinken vermag.
      Nun frag ich mich, ob ich das als Kompliment sehen soll, eine (scheinbar auf der Hand liegende) Überschrift mit offenbar tunwortesich-Touch zu kreieren oder, ob ich mich echauffieren mag, hier anhand Ihro Großschnäutzigkeit vermessen gemessen zu werden. Dit tut seinem Ego unter uns jesagt ooch nich jut ….mal janz zu schweigen von dem meinen, wat sich da nu gerade janz furchtbar theatralisch schniefend inne Ecke verzogen hat. Ick geh dit mal eben streicheln: “Armes Ego. Böser Dunkelschlumpf! Hör nich uff den! Du bist ein ganz tolles Ego! Du hast Fantasie! Und Charme. Und bestimmt ooch irgendwo sowat wie Witz. Lass dir nich ärgern”

  4. Du hälst mich ja wirklich für einen ganz schlimmen Finger! (Gut, nicht zu unrecht :mrgreen: ) Ich hatte mein ehrliches Kompliment nur verpackt, um es nicht offensichtlich und ungeschützt daliegen zu lassen. Und dann sowas – das macht mich fertig. Ich bin doch auch sensibel – der Herr Anundfürsich wird schon recht haben, wenn er Dich boykottiert. Ich sollte mich mit ihm solidarisieren … Dann hast Du bald nur noch … andere Kommentator_innen :-P

    • DillEmma says:

      Ja klar, rennt ihr doch nur alle weg, is ja nich so, dat ick hier mein Herzblut an euch hängen täte ….nööö, ach pöh …ick wusste, dat mir meine zaghafte Auspackerei früher oder später auf die Füße fallen würde, dabei jeht dit nur ums Papier, dit könnte später ja noch irgendwie von Nutzen sein…

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