Rund zwei Meter

…so groß ist meine Mutter, nach eigenen Angaben jedenfalls. Da sie die Eins Fuffzich jedenfalls knapp überschritten hat, kann sie hierbei zumindest niemand lügen strafen. Doch das tut eigentlich gar nichts zur Sache.

Ick bin ein Jewinna

Das ist ein wenig irreführend, denn ich hatte in etwa hunderttausend Ausreden die letzten 30 Tage, also mehr Ausreden als Worte quasi. Allein mit den Ausreden ließen sich ganze Brockhäuser füllen. Werd ich mir gleich mal fürs nächste Jahr notieren.

Lange habe ich mich in Sachen NaNoWriMo bedeckt gehalten. Ich bin kein Mensch der gern öffentlich scheitert, auch wenn einen sowas, Gerüchten zufolge, hochgradig sympathisch machen soll. Doch soeben habe in die magische Grenze der 50.000 Worte überschritten. Einen ganzen Tag vor der Zeit. Ich kaue gerade genüsslich an meinem Lorbeerzweig herum und bin nun bereit Lobpreisungen zu empfangen. Es kommt nur keiner. Meine rund zwei Meter Mutter ist bereits im Land der Träume und war, ob meines euphorischen Anrufs, etwas irritiert:

“Nano was? Kind, hast du schon wieder Drogen genommen?”
“Ähm Nein!” – Doch.
(Natürlich nicht. Es dialogisierte sich halt einfach schöner).

Also schreie ich nun hier ein wenig hinaus in die Welt:
FEEEEEEEEEEEEEEERTIG!
Nun ja “Fertig” ist gewiss minimal übertrieben. Ich tippe darauf, dass die Story etwa noch einmal der gleichen Wortmenge bedarf, um tatsächlich einigermaßen komplett dazustehen. Vielmehr Sorge bereitet mir mittlerweile allerdings das Danach. Das tatsächliche Hinstellen des wackelbeinigen Rohbaus inklusive jener bevorstehenden Überarbeiterei, Kürzerei, Umstellerei und sonstiger Eier. Da saß ich ja bereits mit tränenden Augen vor einigen perfekt gegossenen Auszügen des sportlich spurtenden Fellmonsters. Apropos Fellmonster. Nachdem es sich die ersten Tage scheinbar lieber durch Limettenwälder kugelte, in Cachacha schwamm und gegen die gepolsterten Wände ihrer Anstalt hüpfte, sprintete es plötzlich in einem Affenzahn, torkelnd zwar, aber dennoch prächtig anzuschauen in dieser vollkommenen wie hinreißenden Puscheligkeit an mir und Magrat vorbei. Alles nur Tarnung. Dennoch Chapeau! Clevere Taktik! Denn durch den Zugwind, drehten Magrat und ich uns dermaßen im Kreis, dass wir vor lauter Schwindel die Orientierung und den roten Faden verloren. So war’s! Genau! Von wegen Ehrerbietung an die zukünftige Weltherrscherin!

Ein wenig Ehrerbietung erhalte ich mir jedoch weiterhin. Angesichts der wahnwitzig bekloppten Auszüge, die streckenweise selbst den großen Mythenmetz aka Moers in den Schatten stellen (JA! Richtig gelesen.), werde ich lediglich meine Story in groben Umrissen skizzieren.

“Lotta Leben” oder “Lotta Sucht Leben” irgendwie so oder ganz anders

LOTTA-SUCHT-LEBENImmerhin habe ich schon einmal so etwas wie ein Titelbild zusammengeschustert. Eigentlich ein Unding, denn auf so etwas gehört auch ein angemessener Titel. Mit dem tue ich mich allerdings noch schwer. Drei Dinge, die ich für thematisch zentral hielt wollte ich ursprünglich einbringen:

Lotta – Die fabelhafte Protagonistin. Eine kriminelle Größe im Berliner Untergrund (Wer nun den Drang verspürt irgendwelche Parallelen dazusenfen zu müssen, der möge sich bitte jetzt auf die Zunge beißen oder für immer schweigen – Lotta ist nicht der Typ für Alternativen)

Leben - Gemeint ist hier das pralle Leben. Lottas lebt ein Lotterleben. Sie hat eine Art To-Do-Liste des Lebens im Hinterkopf – Dinge, die man unbedingt mal gemacht haben sollte, ob gesellschaftlich anerkannt oder nicht spielt dabei keine Rolle. Lotta will alles – undzwar sofort. Sie ist stets auf der Suche nach der ultimativen Erfüllung, nach dem Besonderen und lange Zeit auch nach dem Kick. Letzteren findet sie vor allem in der Gefahr, dem Übermut und im Rausch. Was sich allerdings zunächst wie die volle Ladung Leben anfühlt, entpuppt sich bald als Mogelpackung.

Sucht – Lotta sucht nicht nur das Leben. Lotta steuert auch ziemlich zielsicher in die Sucht selbst. Auch hier setzt sie fleißig ihre Haken auf der Liste. Von der Fettsucht zur Magersucht. Von den weichen Einstiegsdrogen zur den Harten im Garten. Ist das ein Umweg, eine Sackgasse, die Überholspur, der Holzweg oder lediglich eine Abkürzung auf dem Weg zum prallen Leben? Lottas Sichtweise dazu ändert sich stetig, je nachdem auf welchem Wegabschnitt sie sich gerade die Welt betrachtet, wie ihr der Klang des Beifahrers bei der Wegbeschreibung gefällt, oder welche Anhalter sie gerade eingesammelt bzw. plattgefahren hat.

Und zum Schluss noch einige wunderbar poetische Analogien, die selbst mein klägliches Können in einer grandiosen Weise überstrahlen. Nur Nummer Neun, also da muss ich einschreiten. Das ist eindeutig stilistischer Genius pur!
poetische analogien

9 Responses to 'Rund zwei Meter'

  1. Fellmonsterchen says:

    JAAAAAAAAAAAAAAAA! JUBEL!!!!!!! LOBPREISUNG!!!!! GIGANTISCHE GRATULATION! Darauf erst mal eine Runde Caipikampftrinken!
    Ich hoffe ja, dass es das Buch zu lesen geben wird, ich werde es auf jeden Fall kaufen oder sonstwie in meinen Besitz bringen. Das Cover ist sehr schön, und der Titel gefällt mir, ich würde den so lassen.
    Erst mal ein paar Herzchen einstreuen:
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    Bei den Analogien gefallen mir neben Nr. 9 (war ja klar, das Thema “bad” ist einfach zu wichtig, um es nicht tagtäglich zu würdigen) Nr. 5, 7 und 8 besonders gut. :-)
    Ich gehe mir jetzt den Absatz, in dem ich in einem Atemzug mit dem großen Mythenmetz genannt werde, ausdrucken. :-) So viel Ehre wird mir nicht jeden Tag kredenzt, um nicht zu sagen: bisher noch nie.

    • DillEmma says:

      Hach danke. Der Instant-Jubel vom NaNo-Team war zwar ne nette Idee, aber so isses doch viel viel schöner ….ich werde heut auch beim Caipitrinken auch dich und Magrat anstoßen und alle müssen mitjubeln, sonst setzt’s was :mrgreen:

      Das mit dem “BAD” ist mir gar nicht ins Auge gesprungen, gut das du’s erwähnst, macht das ganze ja gleich doppelt so schön :p

      Und Ehre wem Ehre gebührt. An dich bringen ist einfach: Ich tausche liebend gern mit deinem Werk dann. Ich denke dir geht es ähnlich und du pausierst kurz. Ich hab mich mal ganz planerisch gegeben und peile frohen Mutes den Februar an, allerdings hab ich noch nie soviel an Menge überarbeitet und hoffe ich verschätz mich nicht oder verzettel mich gar :D

      • Fellmonsterchen says:

        Oha, Tausch, dann muss ich meine Pause doch verkürzen. Februar hatte ich in meinen kühnsten Träumen nicht anvisiert. Der Dezember ist schon mit anderen Sachen verplant, im Januar habe ich noch ‘ne Woche Überstundenabbau, die wollte ich mit viiiiel Lesen verbringen, weil das im November beinahe total auf der Strecke geblieben ist. Wenn man dann noch bedenkt, dass meine Biographie noch gar nicht fertig ist, ich also noch nicht mal direkt mit dem Überarbeiten anfangen kann, ja dann stellt sich mir die Frage, ob ich nicht auf anderen Wegen in den Besitz Deines Werkes gelangen könnte?

        • DillEmma says:

          Ach was, ich hab mal vorsichtig enthusiastisch kalkuliert. Mehr Schein als Sein. Also Februar ist sicherlich überaus positiv gedacht – schließlich ist gerade einmal die Hälfte fertig. Um den Februar tatsächlich zu realisieren müsste ich wahrscheinlich ebenso diszipliniert in den Folgemonaten arbeiten, wie in der Gegenwart solch grandioser Mitstreiteriche. Das hat unheimlich Spaß gemacht und beflügelt. Doch es entspricht wohl realistisch gesehen nicht unbedingt meinem normalen Alltag und war neben der Arbeit manchmal schon eine ganz schöne Herausforderung. Aber selbst wenn ich früher fertig sein sollte als du, bekommst du natürlich eins der ersten drei Exemplare ;)

          • Fellmonsterchen says:

            Oh, prima, da freue ich mich, dass ich trotzdem ein Exemplar bekomme. Du wirst bestimmt eher fertig als ich.
            Euch als Mitstreiter zu haben, war wirklich super, ich weiß nicht, ob ich es sonst geschafft hätte. War natürlich hilfreich, dass wir alle in etwa das gleiche Tempo hatten.

  2. Ralph says:

    Wenn auch nicht gerade jubelartig, so muss ich mich doch immerhin ( … ) dem Gefühl unterwerfen, dieses Buch durchaus lesen zu wollen … Die Story klingt nicht schlecht; um nicht gut sagen zu müssen. Und etwas “hineininterpretieren” liegt mir gar nicht – Fakten, Fakten, Fakten brauch der Mann. Aber ich ziehe meinen durchaus vorhandenen Hut und gratuliere Dir, sogar nicht einmal widerwillig :-P

    • DillEmma says:

      Der düstere Johann ist also gut behütet. Das freut mich zu hören, ebenso wie der charmant verhaltene Rest. :mrgreen:

  3. Silke says:

    Hey, ich gratuliere Dir! Toll, dass Du es geschafft hast. Ich bewundere ja alle, die sich zu der NaNoWriMo-Aktion durchgerungen und es auch durchgehalten haben. (Vielleicht versuche ich es nächstes Jahr mal) Und jetzt bin ich extremst neugierig auf Deine Geschichte – sie klingt gut!! Sehr gut!!!

  4. DillEmma says:

    “Durchgerungen” trifft es nicht wirklich. Es hat mich eher “unplanmäßig übermannt”. Denn “auch mal versuchen”-Gedanken kann ich nur unterstützen. Ist eine wirklich motivierende Erfahrung. Vor hatte ich das ja eh schon länger mal, aber so eine unterstützende Rahmensetzung war schon wirklich hilfreich, insbesondere in Sachen Ehrgeiz, der mir beizeiten ja mal abgeht ;)

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